Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Rosinenpicken (523)

Video-

überwacht



Jonas Kaufmann und Anja Harteros als Tristan und Isolde an der Bayerischen Staatsoper | Foto (C) Wilfried Hösl


Bewertung:    



Jonas Kaufmann und Anja Harteros gaben ihr singuläres Rollendebüt als Tristan und Isolde an der Bayerischen Staatsoper!!

Das Nationaltheater München ist dann auch - ganz nebenbei bemerkt - das Haus, wo Wagners Oper anno 1865 aus der Taufe gehoben wurde; allein DER Anlass wäre/ ist es immer wieder wert, dorthin zu fahren, um vor Ort zu prüfen, was sich seither um den Tristan alles so ereignete:



"Das Werk sollte ursprünglich in Rio de Janeiro, dann in Karlsruhe, dann in Paris und schließlich 1863 an der k. u. k. Hofoper in Wien, in Dresden beziehungsweise Weimar zur Uraufführung gelangen. Alle diese Versuche scheiterten. Erst die großzügige und bedingungslose Unterstützung von König Ludwig II. von Bayern ermöglichte die Umsetzung des anspruchsvollen Werkes.

[...]

Hans von Bülow, dessen Frau Cosima mit Wagner zumindest seit Sommer 1864 eine intime Beziehung führte, sollte das Dirigat übernehmen, als Tristan war Ludwig Schnorr von Carolsfeld fest vorgesehen. Da dieser jedoch in Dresden engagiert war, wurde die Uraufführung unter Berücksichtigung von dessen Urlaub auf 15. Mai 1865 festgelegt. Die Rolle der Isolde bot Wagner schriftlich der damals überwiegend in London singenden deutschen Sopranistin Therese Tietjens an, bezeichnete diese Planungen später der Presse gegenüber jedoch als nicht zutreffend, unter Hinweis auf die Besetzung mit Malvina Schnorr von Carolsfeld. Den König Marke sollte ursprünglich Anton Mitterwurzer, ein Freund Wagners, übernehmen. Dieser bevorzugte jedoch die Rolle des Kurwenal und erhielt sie. Als Brangäne wurde Anna Deinet ausgewählt. Der König Marke sollte dem in München engagierten Bass August Kindermann übertragen werden, der 1869 und 1870 den Wotan in den Uraufführungen von Rheingold und Walküre verkörpert hatte. Gesungen hat die Partie dann jedoch Ludwig Zottmayr.

Die ersten Proben verliefen zufriedenstellend. Die Akustik im ursprünglich vorgesehenen Residenztheater erwies sich als ungünstig, weshalb die Uraufführung ins größere Nationaltheater verlegt wurde. Am 15. April 1865, dem Tag der ersten Orchesterprobe, wurde Cosimas und Richards erste gemeinsame Tochter, Isolde, geboren. Sie wurde im Taufregister als eheliche Tochter von Hans und Cosima von Bülow eingetragen, Richard Wagner fungierte als Taufzeuge. Bereits die Generalprobe am 11. Mai – in Anwesenheit des Königs und von 600 geladenen Gästen – stellte für den Textdichter und Komponisten die 'Erfüllung des Unmöglichen' dar, doch um letzte Zweifel zu tilgen, setzte er eine zweite 'geheime' Generalprobe für den 13. Mai an, bei der die Sänger zwecks Schonung für die Premiere nur mezza voce, mit halber Stimme, singen sollten. Der Tag der Uraufführung begann für Richard Wagner mit der Pfändung seiner Möbel, nachdem er am Vortag vom bevorstehenden Sterben seiner Frau Minna, die in Dresden weilte, erfahren hatte. Schließlich stand Ludwig Schnorr von Carolsfeld vor seiner Tür und gestand ihm unter Tränen, dass seine Frau infolge ihrer Heiserkeit, verschlimmert durch ein Dampfbad am Vorabend, keinesfalls an diesem Tag singen könne. Eine Quelle nannte 'Erkältung und Herzschmerzen', andere 'Heiserkeit'. Das Sängerpaar reiste nach Bad Reichenhall zur Kur, und die aus halb Europa angereisten Premierengäste reisten wieder aus München ab. In der Münchner Boulevardpresse blühten die Spekulationen über den wahren Grund der Absage.

Wagner ermutigte seine 'Löwen', fallweise auch als sein 'vielgeliebtes Hummelpaar' bezeichnet, unermüdlich mittels Briefen, und am 10. Juni 1865 konnte die Uraufführung tatsächlich stattfinden. Zahlreiche Premierengäste reisten erneut an, und die angebliche Unaufführbarkeit des Werkes wurde durch den Faktenbeweis widerlegt. Das Publikum war überwältigt, die Presse geteilt."


(Quelle. Wikipedia)




Jonas Kaufmann und Anja Harteros als Tristan und Isolde an der Bayerischen Staatsoper | Foto (C) Wilfried Hösl


*

Inszeniert hat jetzt der Pole Krzysztof Warlikowski. Er verordnet den zwei unwirklich und wirklich Liebenden unwirkliche und wirkliche Distanz. Die stimmungsvollen Videos, die der Filmer Kamil Polak auf die Kinobreitwand projiziert, welche als raumteilende Wand des holzgetäfelten großbürgerlichen Einheitsbühnenbilds von Małgorzata Szczęśniak gelegentlich hinabfährt, sind bei weitem aufschlussreicher als das rätselhafte Puppeneinerlei des Regisseurs. Die Filmsequenzen deuten auf schier unendliche Gänge eines Passagierschiffs oder (2. Akt) Hotels, die zwischen hunderten verschlossenen Kabinen oder Zimmern führen - und Harteros schleppt sich (2. Akt) die Treppen zur Hoteletage 3, 4, 5 oder noch höher, tritt dann schließlich in ein Zimmer ein, wo sie von einer Videokamera von oben aus beobachtet zu werden scheint; sie wartet lange bis wer kommt - - und Kaufmann tritt dann plötzlich, beinahe fast unvermittelt, ein, legt sich zu ihr aufs Bett; das Paar weiß überhaupt nichts mit sich anzufangen und wird schließlich überschwemmt... spielt also doch dann alles (auch der 2. Akt) auf der Titanic oder?

Dirigiert hat der vollends in sich und in das unfassbare Werk gekehrte Kirill Petrenko!

Spätestens ab dem "O sink hernieder" ist es nicht bloß Kaufmanns & Harteros' große Bühne, sondern - und vor allem - die des hochgrandios spielenden Bayerischen Staatsorchesters... Und es fließt und fließt und fließt, und man bekommt so eine merkwürdige Materialität des Badens mitgeteilt, bei dem einem der Klang umspült und gleichsam trägt - nein, schwereloser geht es nicht.

Auch König Marke, Kurwenal, Brangäne: ideal besetzt.

Ein absolutes Muss für Tristan-Trunksüchtige.


Andre Sokolowski - 15. Juli 2021
ID 13030
TRISTAN UND ISOLDE (Nationaltheater, 13.07.2021)
Musikalische Leitung: Kirill Petrenko
Regie: Krzysztof Warlikowski
Bühne und Kostüme: Małgorzata Szczęśniak
Licht: Felice Ross
Video: Kamil Polak
Choreographie: Claude Bardouil
Choreinstudierung: Stellario Fagone
Dramaturgie: Miron Hakenbeck und Lukas Leipfinger
Besetzung:
Tristan ... Jonas Kaufmann
König Marke ... Mika Kares
Isolde ... Anja Harteros
Kurwenal ... Wolfgang Koch
Melot ... Sean Michael Plumb
Brangäne ... Okka von der Damerau
Ein Hirte ... Dean Power
Ein Steuermann ... Christian Rieger
Ein junger Seemann ... Manuel Günther
Chor der Bayerischen Staatsoper
Bayerisches Staatsorchester
Premiere an der Bayerischen Staatsoper: 29. Juni 2021
Weitere Termine: 31.07.2021 // 06., 11., 16., 20.06.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper.de


http://www.andre-sokolowski.de

Konzerte (vor Ort)

Live-Streams

Musiktheater (vor Ort)

Rosinenpicken



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:





MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski

RUHRTRIENNALE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)