Gehipstert
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Le nozze di Figaro an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Matthias Baus
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Szenische Bewertung:
Mozarts Le nozze di Figaro zählt zum Standard der meisten Opernhäuser. In Berlin gibt es kein Jahr, in dem er nicht zur Aufführung gerät, mitunter lassen sich sogar inmitten einer Spielzeit gleich mal drei diverse Produktionen der drei hauptstädtischen Schwestern registrieren, und warum auch nicht; das Stück ist gut, seine Musik noch besser, und wer Muse und vor allem Nerven hierfür haben sollte, hält dann höchstwahrscheinlich auch die zwischen all den wundervollen Arien und Duetten und Finali endlos nervenden Rezitative (Sprechgesänge mit Spinettbegleitung) aus.
Jetzt hat sich Daniel Barenboim seinen inzwischen dritten Figaro an seinem Stammhaus gönnen wollen und den jungen Regisseur Vincent Huguet inszenatorisch - und zwar ziemlich hipsterhaft also völlig belanglos - machen lassen; von den beiden Vorgängern, so zum Vergleich, obsiegte allenfalls die Könnerhandschrift Thomas Langhoffs (1999), während Jürgen Flimm, ein ähnlich altgedienter Auch-Könner, 2015 unfassbar und kläglich an der Mozartoper scheiterte.
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Also, was gab es außerdem an Musikalischem zu registrieren?
Das z.B., dass Anna Prohaska - die auch schon in den zwei obig aufgezählten Inszenierungen gastierte - eine hinreißende und entzückende Susanna war.
Auch Katharina Kammerloher sah und hörte ich bereits als Marcellina in den beiden Vorgängern; sie war und ist und bleibt die allerbeste Marcellina überhaupt, doch das nur nebenbei!
Apropos "altgedient": Die beiden Ex-Weltstars Siegfried Jerusalem (Don Curzio) sowie Peter Rose (Dr. Bartolo) mischten gleichso erheiternd mit - wogegen Gerald Finley (Figaro) mit seinen 61 Jahren nicht gerade idealisch in das Hipsterische dieser hipsterischen Inszenierung passen wollte, dennoch schlug er sich ganz souverän in diesem kleinen und illustren Alte-Herren-Kreis.
Superb dann freilich, und zwar sängerisch UND schauspielernd, das schöne junge Graf-und-Gräfin-Paar mit Gyula Orendt & Federica Lombardi (!!).
Ja und auch Corinna Scheurle (Cherubino) tat ganz gut gefallen, doch.
Die Staatskapelle Berlin folgte den herkömmlichen Intentionen ihres Maestros, spielte also ihren Mozart so wie eh und je; kein Vorwurf, nein, bloß eine Feststellung.
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In dieser hipsterischen Art und Weise geht es hoffentlich dann nicht bei den zwei ausstehenden Produktionen dieses neuen Mozart-und-Da Ponte-Zyklus an der Staatsoper Unter den Linden weiter.
Zu befürchten ist es allerdings.
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Le nozze di Figaro an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Matthias Baus
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Andre Sokolowski - 19. September 2021 ID 13151
LE NOZZE DI FIGARO (Staatsoper Unter den Linden, 18.09.2021)
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung: Vincent Huguet
Bühnenbild: Aurélie Maestre
Kostüme: Clémence Pernoud
Licht: Irene Selka
Choreografie: Thomas Wilhelm
Besetzung:
Graf Almaviva ... Gyula Orendt
Gräfin Almaviva ... Federica Lombardi
Susanne ... Anna Prohaska
Figaro ... Gerald Finley
Cherubino ... Corinna Scheurle
Marcellina ... Katharina Kammerloher
Basilio ... Florian Hoffmann
Don Curzio ... Siegfried Jerusalem
Bartolo ... Peter Rose
Antonio ... David Oštrek
Baebarina ... Liubov Medvedeva
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
(Online-)Premiere war am 1. April 2021.
Weitere Termine: 23., 26., 29.09. / 05.10.2021 // 09., 16.04.2022
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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