Schwimmende
Blumen,
schwebende
Laternen
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B.Dance mit Floating Flowers | Foto © Chang-Chih Chen
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Bewertung:
Vor Beginn wärmt sich das Ensemble auf der Bühne auf. Die vier Tänzerinnen und vier Tänzer strecken sich in schwarzer Trainingskleidung, mit Blick hin zum Publikum. Das Licht wird alsbald gedimmt, und die Performance beginnt. Zu Anfang wird die Frage auf eine Bühnenleinwand im Hintergrund projiziert, ob wir unser Leben selbst gestalten oder ob das Leben uns formt?
Das Stück Floating Flowers mit der taiwanesischen Kompanie B.Dance, jüngst zu Gast an der Oper Bonn, ist von einer buddhistischen Zeremonie inspiriert.
Die acht Tänzer (Namen s.u.) tragen weiße, bodenlange, dünne, tutu-ähnliche Tüllröcke vor schwarzem Hintergrund. Die Männer tanzen oberkörperfrei, die Frauen mit hautfarbenem Oberteil. Gruppenmomente oder Solobilder erinnern an Kerzen oder Seerosen. Weiß symbolisiert hier die Farbe der Trauer, das Loslassen von Sorgen und Ängsten, aber auch die Farbe schwebender Lotosblumen. Schwimmende Laternen werden in Taiwan als Akt der Verehrung während religiöser Feierlichkeiten zur Geisterzeit zu Wasser gelassen. Der junge taiwanesischen Choreographen Po-Cheng Tsai schuf die sensible, emotional anrührende Choreographie im Angedenken an seinen verstorbenen Vater.
In schnellen Schnitten werden auf die Bühnenleinwand im Hintergrund bewegte Bilder von entstehenden Formen, Wolken und Lichtreflexen auf Wasserflächen projiziert. Das lenkt ein bisschen vom tänzerischen Geschehen ab. Po-Cheng Tsai kombiniert in seiner Choreographie westlichen zeitgenössischen Tanz mit traditionell asiatischen Elementen aus Kampfsportarten und rituellen Gesten.
Die Tänzer agieren in fließenden und agilen Bewegungen. Ausdrucksstark und elegant wird mit den Armen und dem Oberkörper, mit den Handgelenken und Fingern gearbeitet. Die Energie und Genauigkeit der Tänzer, wenn sie sich in wechselnden Arrangements formieren, steigert sich bis zum Ende. Mitunter erscheint die Aufführung verspielt. So sitzen Tänzerinnen bald auf den Schultern der Männer und bilden dabei gemeinsam teils unkoordinierte, übergroße Körper. Es wird mit hochgezogenen Röcken getanzt. Synchrone Formationen, Duette und Soli wechseln dynamisch und stimmungsvoll. Durch Klatschen und Stampfen fügen die Tänzer eigene Percussion der eingespielten sphärisch erstarkenden Musik des Komponisten Ming-Chieh Li hinzu. Der Tanz wird vor dem Hintergrund des treibenden Soundtracks zunehmend rasanter und energiegeladener, Drehmomente werden fokussierter.
Die etwa einstündige Performance endet mit einem eingefrorenen Bild, nachdem die Herren ihre Tutu-Röcke fallen gelassen haben. Die Gruppe wird auf einer ansonsten dunklen Bühne angestrahlt. Die fließende, strömende Energie, der Detailreichtum schwungvoller Bewegungen, subtile und originelle Bilder bleiben in Erinnerung.
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B.Dance mit Floating Flowers | Foto © Chang-Chih Chen
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Ansgar Skoda - 27. Januar 2024 ID 14575
FLOATING FLOWERS (Oper Bonn, 23.01.2024)
Kompanie: B.DANCE
Choreograph: Po-Cheng Tsai
Musikkomposition: Ming-Chieh Li
Produktionsleitung: Yen-Ling Yi
Künstlerische Verwaltungsleitung: Chia-Fang Sun
Einstudierung: Sheng-Ho Chang
Technischer Direktor & Beleuchtungsmeister: Chih-Chen Liu
Videos: Meng-Hsueh Ho
Tänzerinnen und Tänzer: Ming-Hsuan Liu, Chen-Ning Chang, Shu-Han Yeh, Chieh-Wen Liu, Chien-Chih Chang, Li-An Lo, Ho-Chien Chang, Yu-Hung Wang
Weitere Infos siehe auch: https://www.bdance.com.tw
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