35. Internationales Festival TANZ IM AUGUST
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Marco da Silva Ferreira
C A R C A Ç A
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Bewertung:
Gestern Abend war die Eröffnung der 35. Ausgabe des Internationalen Festivals TANZ IM AUGUST. Es gab Grußworte der HAU-Intendantin Annemie Vanackere, der Berliner Kulturstaatssekretärin Sarah Wedl-Wilson (warum eigentlich dann nicht von Joe Chialo, dem neuen Kultursenator? diesen kennen bisher, was die öffentlichen Auftritte betrifft, die wenigsten von uns) sowie dem neuen künstlerischen Leiter des Festivals, den in Portugal geborenen Ricardo Carmona, der ab jetzt die Stelle seiner Vorgängerin Virve Sutinen (die 2022 ihre neunte und letzte Festivalausgabe kuratierte) einnimmt.
In den bevorstehenden Tagen wird es 19 Produktionen an 11 Veranstaltungsorten (davon 5 Premieren, 6 Deutschlandpremieren, 8 Berliner und internationale Koproduktionen und ein Auftragsprojekt mit 22 Berliner Künstlern) geben.
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Der erste Gastauftritt des diesjährigen Festivals galt den Tänzerinnen und Tänzern André Garcia, Cácá Otto Reuss, Fábio Krayze, Leo Ramos, Marc Oliveras Casas, Marco da Silva Ferreira, Maria Antunes, Max Makowski, Mélanie Ferreira und Nelson Teunis [diese 10 waren aufgelistet, aber "nur" 8 von ihnen tanzten].
Sie präsentierten C A R C A Ç A, eine Choreografie von Marco da Silva Ferreira, dem künstlerischen Leiter von Pensamento Avulso. In seinem Stück [in dem er angeblich selbst mitwirkt; s. Namen oben] nutzt er...
"...den Tanz als Werkzeug zur Erforschung von Gemeinschaft, der Konstruktion kollektiver Identität, Erinnerung und kultureller Kristallisation. Die Choreografie, die zunächst mit hüpfender Beinarbeit als Agitator und Beschleuniger beginnt, zieht nach und nach einen lebendigen, rebellischen und karnevalesken Körper in Richtung Widerstandskraft und Zusammengehörigkeit." (Quelle: p-ulso.pt)
Die Akteure...
"...beginnen mit vertrauter Beinarbeit, kommen aus Clubbing, Bällen, Chiffrenschlachten und dem Studio, um sich standardisierten und unveränderlichen Volkstänzen zu nähern, die mit ihrer Erinnerung/ihrem Erbe verbunden sind. Diese Tänze aus der Vergangenheit kristallisierten sich heraus und konnten keine neuen Definitionen von Körpern, Gruppen und Gemeinschaften integrieren, die als unbedeutend galten. Es galt, mit der autoritären, totalitären und paternalistischen Vergangenheit zu brechen." (Quelle: dto.)
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C A R C A Ç A von Marco da Silva Ferreira | (C) José Caldeira
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Dem Vernehmen nach würde in C A R C A Ç A eine Art "Übung" vorgeschlagen, die Vergangenheit und Gegenwart integrierte, wo dann gleichsam über Fragen nachzudenken wäre wie z.B.:
"Wie entscheiden Sie sich, zu vergessen und Erinnerungen zu schaffen? Welche Rolle spielen individuelle Identitäten beim Aufbau einer Gemeinschaft? Was ist die treibende Kraft einer Identität? Welche Welt durchlebt der individuelle und kollektive Körper? Oder besser gesagt, welche Körper durchqueren die Welt?" (Quelle: dto.)
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Dramaturgisch ging es irgendwie rauf und runter, und wäre dieser Begleittext [auf der Homepage] nicht gewesen, hätte ich zum Großteil nicht gewusst, was ich hierüber schreiben sollte.
Plötzlich, zu Beginn des dritten Drittels dieses "Durcheinanders", singen die Tänzerinnen und Tänzer a-capella und mit wundervollen Stimmen so was wie ein Revolutionslied mit der Anfangszeile "Ich bin eine Arbeiterfrau", und dann kulminieren ihre Gedankenblitze in der nachvollziehbaren These, dass erst mit dem Sturz der Bourgeoisie das Auf- bzw. Wiederaufkommen faschistischer Strukturen verhindert werden könnte oder so. Da gehe ich natürlich vollauf mit, obgleich mich jeder auch nur angedachte Versuch von wie auch immer manifestierter oder ausgeübter Gewalt anwidert und verängstigt, und das wird bestimmt mein ganzes Leben über so und niemals anders bei mir sein.
Zum Schluss versammelt sich die Truppe in anonyme Nebel- und Dunkelheit und verübt einen ziemlich sinnlosen Showtanz auf eine sich immer wiederholende sinnlose Synthesizermusik so nach dem Motto: "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss"; dann hören sie abrupt auf und gehen nach hinten ab...
Tosende Begeisterung, auch von mir.
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Andre Sokolowski - 10. August 2023 ID 14328
C A R C A Ç A (HAU1, 09.08.2023)
Künstlerische Leitung & Choreografie: Marco da Silva Ferreira
Künstlerische Assistenz: Catarina Miranda
Mit: André Garcia, Cácá Otto Reuss, Fábio Krayze, Leo Ramos, Marc Oliveras Casas, Marco da Silva Ferreira, Maria Antunes, Max Makowski, Mélanie Ferreira und Nelson Teunis
Lichtdesign & Technische Leitung: Cárin Geada
Musikkomposition: João Pais Filipe und Luís Pestana
Live-Musik: José Marrucho und Luís Pestana
Kostüme: Aleksandra Protic und Gabi Bartels (HAU1)
Szenografie: Emanuel Santos
Anthropologische Studien: Teresa Fradique
Brauchtumstänze: Joana Lopes
Bühne: Ruprecht Lademann und Tom Sattler (HAU1)
Bühnentechnik: Jörg Fischer und Kristof Meers(HAU1)
Beleuchtungsmeister: Marc Zeuske und Boris Meier (HAU1)
Beleuchtungstechnik: Fabian Boldt und Ulrich Kellermann(HAU1)
Tontechnik: Janis Klinkhammer und Thorsten Hoppe(HAU1)
Produktion: Pensamento Avulso
Eröffnungspremiere bei TANZ IM AUGUST 2023
Weitere Infos siehe auch: https://www.tanzimaugust.de
https://www.andre-sokolowski.de
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