Mondtag
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Maria Happel und Bruno Cathomas in Toto oder Vielen Dank für das Leben von Sibylle Berg - am Burgtheater Wien | Foto (C) Tommy Hetzel
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Bewertung:
In ihrem Roman Vielen Dank für das Leben erzählt Sibylle Berg von Toto, einer Frau, die als Mann zur Welt gekommen ist (großartig in ihrer ungeschickten Steifheit: Maria Happel), und zwar in der DDR. Nach der Pause übersiedelt sie nach Hamburg. Jetzt hat der Starregisseur Ersan Mondtag das Buch unter dem Titel Toto oder Vielen Dank für das Leben am Burgtheater in dramatisierter Form wiederbelebt. Das Bühnenbild, ebenfalls von Ersan Mondtag, zeigt eine aufwendige hyperrealistische Klinik, mal von außen, mal, wenn es sich dreht, von innen. Später wird es dann zu einer Bar mit arg klischeehaften Revue Girls. Ein Orchester steht für die üppig eingesetzte Musik von Beni Brachtel zur Verfügung, die am ehesten an Paul Dessau erinnert.
Queerness rückt, einer Mode gehorchend, ins Zentrum. Vorbei die Zeiten, als man, im Kampf gegen die Strafverfolgung von Homosexualität, sexuelle Besonderheiten zur Privatsache erklärte. Heute kann man von deren Thematisierung nicht genug bekommen.
Durchsetzt ist der Text von Reizvokabeln wie „Kapitalismus“ oder „Kommunismus“, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass Ersan Mondtag so arg viel damit nicht anfangen kann, jedenfalls nicht im Kontext gegenwärtiger Debatten. Und seine Chinesen sind Witzfiguren. Warum eigentlich?
Es ist ein ungewöhnlicher, ein schriller Roman und ein ebensolcher Theaterabend. Irgendwie bleibt er stecken zwischen Kolportage und ernsthafter Literatur. Und Toto (oder Totò) ist im Burgtheater angekommen. Nicht der italienische Komiker, sondern Sibylle Bergs verspätete Ost-West-Parabel.
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Toto oder Vielen Dank für das Leben von Sibylle Berg - am Burgtheater Wien | Foto (C) Tommy Hetzel
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Thomas Rothschild – 26. Oktober 2024 ID 14982
TOTO ODER VIELEN DANK FÜR DAS LEBEN (Burgtheater, 24.10.2024)
von Sibylle Berg nach ihrem Roman Vielen Dank für das Leben
Regie und Bühne: Ersan Mondtag
Kostüme: Teresa Vergho
Komposition und musikalische Leitung: Beni Brachtel
Videodesign: Luis August Krawen
Choreografie: Tabea Martin
Dramaturgie: Sarah Lorenz
Licht: Rainer Casper
Live-Kamera: Victoria Aichhorn, Lukas Androsch und Florian Dolzer
Mit: Bruno Cathomas, Gunther Eckes, Maria Happel, Sabine Haupt, Alexandra Henkel, Daniel Jesch, Dietmar König, Annamária Láng, Elisa Plüss und Markus Scheumann
UA war am 24. Oktober 2024.
Weitere Termine: 30.10./ 01., 06., 30.11./ 22.12.2024
Weitere Infos siehe auch: https://www.burgtheater.at
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