Songs of
the Bulbul
Eine Tanzperformance der Aakash Odedra Company
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Bewertung:
Indische und pakistanische Einwanderer sind aus dem Stadtbild Großbritanniens nicht mehr wegzudenken. Und wie Berlin ohne türkische Spätis oder Dönerläden kaum noch denkbar wäre, prägen auch viele Oriental Markets, Restaurants oder Fast Food Diner die Viertel der schottischen Stadt Edinburgh. Nun kommt mit Songs of the Bulbul und der Company des in Birmingham geborenen Kathak-Tänzer Aakash Odedra ein Stück indisch-islamische Kultur zum EDINBURGH INTERNATIONAL FESTIVAL. Im Lyceum Theatre feierte die Solo-Performance ihre Uraufführung.
Bulbul ist die persische Bezeichnung für Vögel aus der Familie der Nachtigallen. In der islamischen Mystik und arabischen Poesie ist der Bulbul ein Symbol für die Liebe und Schönheit der Natur. Der klassische Kathak ist ein sehr rhythmischer Tanz, der meist mit Perkussionsinstrumenten wie der Tabla begleitet wird. Auch die Füße der Tänzer, an denen Schellen befestigt sind, sorgen für Rhythmus. Dazu werden durch Sänger Geschichten erzählt. Odedra kombiniert das hier mit dem sufistischen Gesang Qawwali. Einer der Songs des Abends ist u.a. das bekannte Sufi-Traditionel Allah Hoo (Gott existiert). Hier muss man das sich aber nicht wie beim King of Qawwali Nusrat Fateh Ali Khan vorstellen. Die Kompositionen von Rushil Ranjan und der Gesang wurden vorab mit der Manchester Camerata unter Leitung von Melvin Tay orchestral eingespielt, so erklingen neben traditioneller Tabla und dem Harmonium auch reichlich Streichinstrumente, was den Abend sicher musikalisch für westliche Ohren etwas gefügiger macht, aber leider auch bombastisch weichspült.
Auch ein wenig Feuervogel-Feeling will da mal in Anklängen aufkommen. Strawinskys Ballett-Suite als westlicher Verwandter des orientalischen Bulbul. Der Tanz von Aakash Odedra verwebt dann auch klassischen Kathak mit westlichen Elementen des modernen und zeitgenössischen Tanz. Auf der von Emanuele Salamanca gestalteten Bühne hockt zu Beginn der von einem Gazeschleier bedeckte Tänzer unter von der Decke hängenden Holzstäben, die man auch als Käfig interpretieren kann. Davon befreit tanzt er im weiten Gewand, wie man es auch von sufistischen Mönchen kennt, eine Art Serpentinentanz. Das hat durchaus etwas Ekstatisches wie bei tanzenden Derwischen.
Tänzerisch gibt Odedra hier sicher alles. Später fallen die Stäbe krachend nach unter. Der Vogel ist gefangen und muss sich wieder mühevoll aus dem Käfig befreien. Einmal trägt der Tänzer auch eine Augenbinde. Das Licht spenden Spots und ein paar Papierleuchten am Rande, die Odedra wie von Zauberhand entflammt. Beständig regnet es rote Blütenblätter, bis der Tänzer am Ende wieder unter der Gaze verschwindet. Noch einmal befreit sich der Bulbul zum Schleiertanz, bis er endgültig aufhört zu singen. Wirklich spirituell und meditativ wird es in den 50 Minuten aber nicht. Das ist trotz aller erkennbaren Raffinesse doch dem vielleicht etwas zu gefälligem Musikarrangement geschuldet.
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Songs of the Bulbul von Rani Khanam | Foto (C) Maxime Ragni
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Stefan Bock - 10. August 2024 ID 14867
SONGS OF THE BULBUL (The Lyceum Edinburgh, 09.08.2024)
Choreographie: Rani Khanam
Komposition und Musikalische Leitung: Rushil Ranjan
Bühnengestaltung: Emanuele Salamanca
Kostüm: Kanika Takur
Lichtdesign & Dramaturgie: Fabiana Piccioli
Mit: Aakash Odedra
UA war am 9. August 2024.
Weitere Termine: 10., 11.08.2024
Edinburgh International Festival
Weitere Infos siehe auch: https://www.eif.co.uk/
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