Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 6

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Freie Szene

Marie der

Avatar

WOYZECK an der
Vaganten Bühne in Berlin


Andreas Klopp und Julian Trostorf in Woyzeck - an der Vaganten Bühne Berlin | Foto (C) Niels Wehr

Bewertung:    



Regisseur Brian Bell versetzte fünf (der über 25) handelnde(n) Personen aus dem von ihm adaptierten Büchner-Woyzeck in eine mit suchtstiftendem Internet und Social-Media-Terror infizierte Gegenwart: Woyzeck, Marie, Doktor, Tambourmajor und Andres. Und das waren/ sind dann ohnehin die Hauptfiguren in dem Stück. Vier Männer "gegen" eine Frau, wobei Marie nicht leiblich-leibhaftig mitspielte, sondern lediglich als jeweils aufploppender Avatar im Hintergrund zu sehen und zu hören war - und immer dann, wenn Woyzeck ihn bzw. sie von seinem Laptop aus anwählte und infolge mit ihr (weil er bis zum bittren Ende der Geschichte felsenfest der Überzeugung war, dass es die sexarbeitende Influencerin Marie gewesen wäre, mit der er sich da via Internet einließ und sich Hals über Kopf in sie verliebte) chattete.

Letztlich kam raus, dass die besagte Marie ein von Andres mittels KI "gebastelter" Deepfake (Video: Clemens Walter) war, womit der Kommilitone von Woyzeck (beide, Woyzeck und Andres, studieren wahrscheinlich Informatik oder so, und ihr Dozent ist Dr. Clarus, welcher "nebenberuflich" auch noch irgendwelche Fitnessdrink-Experimente mit dem Woyzeck macht) sein Examen zum Abschluss bringen wollte; zwischen ihm und dem Doktor bestand zudem ein womöglich auch sexuelles Abhängigkeitsverhältnis, jedenfalls hatten es beide, Andres und der Doktor, auf den Woyzeck abgesehen.

Das war/ ist dann also die Idee von Brian Bell:



"Wo findet heute Unterordnung statt, wo Radikalisierung, wo Männlichkeit? Ein moderner Woyzeck – einer, der abdriftet, der in Online-Männerforen und Pick-up-Artist-Kursen nach virtueller Autorität sucht, der sich von einem Professor mit Männlichkeitsbildern und Proteinshakes füttern lässt. Einer, der sich verzweifelt nach Nähe sehnt und sich doch aktiv von seiner Menschlichkeit abspaltet, Stück für Stück. Einer, der zum Täter wird, weil es einfacher ist, zu verletzen als verletzlich zu sein. Wo bleibt da Platz für Marie? Hat sie diese Geschichte nicht schon längst verlassen?" (Quelle: vaganten.de)


*

Julian Trostdorf (als Woyzeck) sowie Andreas Klopp (als Andres) und Thomas Georgi (als Dr. Clarus) überzeugten als ein sich in gegenseitige Abhängigkeit auslebendes Terzett menschlichem Ungeheuerlichseins, wo der Schwächere und auch Beeinflussbarste unter ihnen freilich auf der Strecke bleiben musste - keine Chance einer Wahl, null Ausweg.

Emotional zermürbend und berührend.




Thomas Georgi und Julian Trostorf (im Hintergrund) in Woyzeck - an der Vaganten Bühne Berlin | Foto (C) Niels Wehr

Andre Sokolowski - 24. Mai 2023
ID 14214
WOYZECK (Vaganten Bühne, 23.05.2023)
Regie: Brian Bell
Bühne & Kostüme: Daniel Unger
Video: Clemens Walter
Dramaturgie: Lea Mantel
Regieassistenz & Abendspielleitung: Lisa Schiefelbein
Technische Leitung & Licht: Malte Hurtig
Bühnentechnik: Henry Mampe
Mit: Andreas Klopp, Thomas Georgi und Julian Trostorf
Premiere war am 23. Mai 2023.
Weitere Termine: 24.-26.05./ 09., 10., 13., 14.06./ 06., 07.07.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.vaganten.de


https://www.andre-sokolowski.de

Freie Szene

Neue Stücke

Premieren (an Staats- und Stadttheatern)



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:





THEATER Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

DEBATTEN
& PERSONEN

FREIE SZENE

INTERVIEWS

PREMIEREN-
KRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski

RUHRTRIENNALE

TANZ IM AUGUST

URAUFFÜHRUNGEN


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)