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2050 - Unsere Utopien von und mit Raphael Moussa Hillebrand | Foto (Detail): Dieter Hartwig

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Was wird 2050 sein? (Da wäre ich, falls ich in diesem Jahr noch leben sollte, 91.)

Wird die Ukraine von den Russen dauerhaft besetzt sein, oder hat sie sich, mit Hilfe von wem auch immer, ihre okkupierten Gebiete zurückerobert?

Wird der Gazastreifen befriedet sein, oder an wieviel zusätzlichen Fronten muss sich Israel gegen die Übermacht seiner vor Hass triefenden Feinde sonst noch verteidigen?

Wird der Dritte Weltkrieg ausgebrochen sein?

Werden wir aus einer real geword'nen Dauer-Dystopie nimmer erwachen?

Und wie anders wird die Welt womöglich untergehen oder - in 2050 - längst schon untergegangen sein?

(Nein, 91 will und werde ich nicht werden, niemals, bitte nicht!!)

*

Das sind so Fragen, die ich mir derzeit so stelle, oder sollte ich aus seelenhygienischen Gründen weniger bzw. keine Nachrichten mehr sehen, hören, lesen, Waldspaziergänge z.B. wären (für mich) eine gesundheitsförderliche Alternative.

Doch Spaß beiseite.

Der in Hongkong geborene Choreograf, Tänzer, Kurator, Speaker und Aktivist Raphael Moussa Hillebrand hatte sich aktuell dann auch so seine Gedanken über die Zukunft gemacht und nannte sein anderthalbstündiges Projekt 2050 - Unsere Utopien. Gestern Abend hatte es im Berliner Radialsystem seine Premiere:


"Wie können wir gemeinsam eine gerechte Welt erschaffen? Und welche Utopien brauchen wir dafür? 2050 – Unsere Utopien ist ein Aufruf, über das Mögliche zu träumen und das Machbare neu zu denken – eine Tanztheater-Performance, die Zeit und Raum überbrückt und in eine Welt entführt, in der die drängenden sozialen und ökologischen Herausforderungen überwunden sind." (Quelle: radialsystem.de)


Liest sich, wie meistens bei so auf den Punkt gebrachten Vor-Erklärungen, abstrakt und lässt für mannigfache Ausdeutungen viel, viel Raum.

Und was konkret gab es dann diesbezüglich so zu sehen und zu hören?

Tanz gepaart mit Sprache und Spiritualität.


"Die vier Künstler*innen verwandeln die Bühne in ein kreatives Universum, das neue Wege einer globalen Gemeinschaft aufzeigt – einer Gemeinschaft, die die Rechte aller über die Privilegien weniger stellt." (Quelle: dto.)


Hillebrand und die in den USA geborene und mittlerweile (wie Hillebrand) in Deutschand lebende und arbeitende phillipienische Performerin Joy Alpuerto Ritter tanzten und redeten, wobei sie gefühltermaßen mehr redeten als dass sie tanzten; der Raphael legte da außerdem paar Breakdance-Nummern auf die Matte, das sah klasse aus; und Joy trat zusätzlich auch mal ans Mikrofon und sang ein anrührendes Lied, ja und zuvor erzählte sie von ihrer Großfamilie, der sie baldmals (Utopie) in ihrer neuen Welt, die völlig frei von Grenzen und Beengung wäre (Utopie die zweite) und wo alle machen dürften was sie wollten, weil in dieser neuen Welt dann alle gleich und alles gleich wäre/n o.s.ä. (Utopie die dritte), treffen würde, und das passte ja terminlich ideal, weil die Goldene Hochzeit ihrer Großeltern anstünde...

Ja und Eurico Ferreira Mathias (am Cello) sowie und Djielifily Sako (an der Kora, einer 21-saitigen Stegharfe aus Mali) besorgten die Musik; und beide hatten jeweils einen Solo-Auftritt, der ihr virtuoses Können an den beiden Instrumenten auf das Königlichste demonstrierte; und der Djielifily tat zudem auch etwas singen...

Raphael & Joy bestimmten überdies, und zwar ziemlch didaktisch, was drei der womöglich wichtigsten Voraussetzungen für die Schaffung einer resp. ihrer neuen Welt wären, nämlich 1.) Wissen zu entkolonialisieren, 2.) Alternativen zu finden und 3.) sich selbst zu verteidigen.

Auch gab es einen Mitmachblock (bei so was bin ich übrigens total allergisch), wo das Publikum aufstehen durfte und die körperertüchtigenden als wie -entspannenden Vormachübungen des Protagonistenpaars willigerweise (sorry:) "nachzuäffen" hatte; und die meisten machten das auch mit - - ich selbst verblieb als ziemlich Einziger unwillig-stur auf meinem Mittelplatz in Reihe 1; null Bock auf diese Ranschmeiße!!

Okay, so ungefähr lief's ab.

Sehr mehrheitstauglich, ein Event halt.



2050 - Unsere Utopien mit Raphael Moussa Hillebrand (li.) und Joy Alpuerto Ritter
Foto: Dieter Hartwig

Andre Sokolowski - 4. Oktober 2024
ID 14951
2050 – UNSERE UTOPIEN (Radialsystem Berlin, 03.10.2024)
Tanztheater von Raphael Moussa Hillebrand

Konzept und künstlerische Leitung: Raphael Moussa Hillebrand
Choreografie, Performance und Text: Joy Alpuerto Ritter und Raphael Moussa Hillebrand
Regie und choreografische Assistenz: Kysy Fischer
Dramaturgie: Amrit Walia und To Doan
Outside Eye: Magda Korsinsky
Musik: Eurico Ferreira Mathias und Djelifily Sako
Kostüme: Marcus Barros Cardoso
Lichtdesign: Jörg Bittner
UA war am 3. Oktober 2024.
Weitere Termine: 04.-06.10.2024
Eine Produktion von Raphael Moussa Hillebrand


Weitere Infos siehe auch: https://www.raphaelmoussa.com


https://www.andre-sokolowski.de

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