Gestorbenes,
in Schönheit
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Messa da Requiem mit dem Staatsballett Berlin | Foto (C) Serghei Gherciu
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Bewertung:
Christian Spuck, der designierte Intendant vom Staatsballett Berlin, hat jetzt schon mal Direktkontakt mit den Tänzerinnen und Tänzern der ihm ab 2023/24 anvertrauten Company aufgenommen - so was klappt dann meistens ganz besonders gut, wenn man zusammen etwas macht. Ja und so tat er flugs mit ihnen seine ziemlich erfolgreich in Zürich gelaufene Choreographie auf Verdis Messa da Requiem (die dortselbst dann übrigens ab nächstem Jahr erneut zur Wiederaufnahme gelangen wird) neu einstudieren und uns nicht gerade unkundigen, unverwöhnten hauptstädtischen Tanztheater- und Ballettbegeisterten zur Diskussion stellen.
Ein Aufguss also.
Und so ungefähr und/ oder ähnlich würde "es" dann aussehen, wenn Spuck hier in Berlin sein choreografisches Talent in Konkurrenz zu vielen anderen (auch und v.a. aus der freien Szene) messen lassen müsste.
Vorerst bleibt zu konstatieren: Das, was gestern Abend (in der 2. Vorstellung nach der Premiere) zu besichtigen gewesen war, sah sehr, sehr schön aus, was natürlich nicht verwundern kann, wenn man bedenkt, dass Tänzerinnen oder Tänzer klassischer Ballettensembles immer sehr, sehr schön aussehen und dann dieses so vertäuschend ewig ausmachende sehr, sehr Schöne eine rein ästhetisch nachprüfbare Komponente, und das fast schon ausschließlich, bedient; "Sterben in Schönheit!", möchte man in dem Zusammenhang (mit Verdis Requiem) aus dem Bauch heraus befunden haben, ja: Ästhetizismus pur. Mehr nicht.
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Im Zentrum des an sich von Spuck, also als Ganzes, ziemlich gut dahingestellten und geführten Personals standen ganz zweifelsohne die Sängerinnen und Sänger des Rundfunkchors Berlin. Wer dieses sängerische Bollwerk (Einstudierung: Justus Barleben) freihaus für seine szenischen Ideen zur Verfügung hat, hat mindestens dann schon die halbe Miete wieder rein! Das Verdi-Requiem zählt zum Standard-Repertoire dieses Weltklassechores, also liefert er es (wie gewohnt) perfekt und raumfüllender Maßen ab; das war und ist (wie eh und je) nicht steigerungsfähig.
Das Vokalquartett entsprach dem hohen Anspruch an das Musikalische - es sangen Olesya Golovneva, Annika Schlicht, Andrei Danilov, Lawson Anderson. Allesamt: genial.
Der Dirigent Nicholas Carter vermochte es, den ganzen Laden überwiegend pannenlos zusammenzuhalten, das Orchester der Deutschen Oper Berlin war jedenfalls gut drauf.
Halten wir nochmals fest: Muskalisch top, choreografisch flop.
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Messa da Requiem mit dem Staatsballett Berlin | Foto (C) Serghei Gherciu
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Andre Sokolowski - 18. April 2023 ID 14153
MESSA DA REQUIEM (Deutsche Oper Berlin, 17.04.2023)
Musikalische Leitung: Nicholas Carter
Choreographie und Inszenierung: Christian Spuck
Bühnenbild: Christian Schmidt
Kostüme: Emma Ryott
Licht: Martin Gebhardt
Dramaturgie: Michael Küster und Claus Spahn
Choreinstudierung: Justus Barleben
Mit: Olesya Golovneva (Sopran), Annika Schlicht (Mezzosopran), Andrei Danilov (Tenor) und Lawson Anderson (Bass) sowie Solist:innen und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin
Rundfunkchor Berlin
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Choreografische UA (Ballett Zürich/ Opernhaus Zürich) war am 3. Dezember 2016.
Berliner Premiere (Staatsballett Berlin): 14. April 2023
Weitere (Berliner) Termine: 29.04./ 04., 06., 12.05./ 02., 19., 22., 27.06.2023
Eine Koproduktion des Staatsballetts Berlin mit dem Rundfunkchor Berlin
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsballett-berlin.de
https://www.andre-sokolowski.de
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