Der Klassiker an sich
GISELLE mit dem Staatsballett Berlin
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Bewertung:
Giselle war mir schon immer, seit ich denken kann, der Inbegriff des "altmodischen" klassischen Balletts, ja und obgleich ich es noch nie zuvor gesehen hatte und auch überhaupt nicht wusste, worum es in seiner Handlung geht - dieses Klischee vom "Altmodischen", dem ich so verfallen war, hielt sich mit brachialer Sturheit und schien unausräumbar zu sein.
Doch gestern Abend wollte ich es endlich wissen:
Das STAATSBALLETT BERLIN zeigte zum 109. Male die 2000er Inszenierung und Choreografie des inzwischen 79-jährigen französischen Altmeisters Patrice Bart - die stammte noch aus der Zeit, als es an allen drei Berliner Opernhäusern eigenständige Ballettensembles gab; die administrative und personelle Zusammenlegung zum heutigen STAATSBALLETT BERLIN erfolgte erst 2004; es handelte sich also noch um eine eigenständige Produktion der Staatsoper Unter den Linden, welche dann wiederum so spitzenmäßig gut und gleichsam wunderschön geraten war, dass man auf sie unmöglich dann verzichtet haben konnte, und so läuft und läuft und läuft Giselle... Bis heute; vollkommen zurecht!
Peter Farmers Bühne und Kostüme sehen so aus, als würde sich in ihr und ihnen auch das legendär-"altmodische" Phantom der Oper wohl gefühlt haben - so derart "Altmodisches" hatte ich fürwahr noch nie zuvor in einem Theater unserer will sagen meiner Zeitrechnung gesehen; und es ist auch keinesfalls in irgendeiner Art und Weise ironisch gebrochen oder gemeint, ergo wurde in diesem Falle (der Giselle) das "Altmodische" eines klassischen Balletts wortwörtlich genommen.
Und es funktioniert, und zwar total!!
Seine das Publikum gänzlich in Bann ziehende Ausstrahlung ergibt sich erstrangig natürlich aus den tänzerischen Glanzleistungen sowohl der vier Hauptrollenträger Riho Sakamoto als sich erst tottanzendes und später als Willis wiederauferstehendes Bauernmädchen Giselle, Martin ten Kortenaar als schöner und Giselle liebender Prinz Albrecht, Bruna Cantanhede als unbarmherzige Königin der Willis oder Alexei Orlenco als eifersüchtiger Wildhüter Hilarion wie auch des gesamten Corps de Ballet; kurzum:
Klassisches Ballett in höchster Reinkultur.
Muss man gesehen haben, unbedingt.
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Giselle mit dem Staatsballett Berlin | Foto (C) Marila Kulchytska
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Andre Sokolowski - 2. November 2024 ID 14997
GISELLE (Staatsoper Unter den Linden, 01.11.2024)
Musikalische Leitung: Marius Stravinsky
Choreographie und Inszenierung: Patrice Bart
Bühne und Kostüme: Peter Farmer
Licht: Franz Peter David
Dramaturgie: Christiane Theobald
Choreographische Assistenz: Claude de Vulpian
Einstudierung: Raffaella Renzi
Bühnenbildassistenz: Gerd Neubert
Besetzung:
Giselle ... Riho Sakamoto
Albrecht ... Martin ten Kortenaar
Myrtha, Königin der Wilis ... Bruna Cantanhede
Hilarion, ein Wildhüter ... Alexei Orlenco
Staatsballett Berlin
Staatskapelle Berlin
Premiere an der Staatsoper Unter den Linden: 6. Dezember 2000
Weitere Termine: 02.11./ 04.12.2024
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsballett-berlin.de
https://www.andre-sokolowski.de
Ballett | Performance | Tanztheater
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