Aus dem Würfel
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Der Lügenprinz nach Ibsens Peer Gynt - am Berliner Ensemble | Foto (C) Moritz Haase
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Bewertung:
Vor über 20 Jahren inszenierte Peter Zadek Ibsens Peer Gynt am Berliner Ensemble - ich schätzte mich glücklich, das gesehen und gehört zu haben; auch weil ich Uwe Bohm († 2022) erst- und letztmals live auf einer Bühne erleben konnte, der spielte seiner Zeit den Peer; als die drei Hauptfrauen waren Angela Winkler (als Aase), Annett Renneberg (als Solveig) und Anouschka Renzi (als Anitra) besetzt.
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Die drei letztgenannten Rollen (und selbstredend Peer, die eigentliche Hauptfigur dieses von Ibsen so genannten dramatischen Gedichts) hatten nunmehr auch in Lucia Wunschs mehr oder weniger nichtssagender Stückadaption "mit Texten von Hannah Zufall" - sorry! aber wer ist Hannah Zufall? - eine irgendwie behauptete Bedeutung. Die Regisseurin ordnete sie gendermäßig Constanze Becker & Amelie Willberg (als Peer) sowie Paul Herwig (als Solveig) zu; die drei agierten aber auch als andere Figuren des Peer Gynt, als Trollkönig oder als Knopfgießer zum Beispiel, halt nur jeweils kurz & knapp. Gesprochen ward in oftmals allzu oft sich wiederholenden und v.a. handlungsunzusammenhängenden Sätzen und Repliken (Dramaturgie: Daniel Grünauer). Stückunkundigen muss diese adaptionale Angelegenheit als ein ins Nichts führendes Irr- und Verwirrspiel vorgekommen sein; dem Ibsenfan an sich dürfte es ziemlich angeödet haben - ich für meinen Teil fühlte mich da mit meiner Langeweile irgendwo dazwischen
Mit Der Lügenprinz war die Performance übertitelt. Peers übersteigerte Fantasie (mit gelegentlichem Hang zu Not- und/ oder literarisch hochgestylten Märchenlügen) sollte mit dieser Überschreibung wohl gemeint sein, und das war/ ist auch okay so.
Das vielleicht noch Beste dieser zirka 50-minütigen Artifizialität (Kostüme: Svenja Kosmalski) war der zu mehreren Auftrittsorten und -möglichkeiten aufklapp- oder auffaltbare Bühnenwürfel von Katja Pech - die drei Agierenden sorgten dann selbstständig für die entsprechenden Verwandlungen. Von Bendrik Grossterlinden stammten Musik & Sounddesign; gelegentliche Edvard-Grieg-Klänge hätte mir freilich mehr gefallen.
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Der Lügenprinz nach Ibsens Peer Gynt - am Berliner Ensemble | Foto (C) Moritz Haase
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"Seit Herbst 2022, also im dritten Jahr in Folge, bietet das Berliner Ensemble mit WORX ein internationales Residenzprogramm für junge Regie. Pro Spielzeit werden zwei Regisseur:innen von einer Jury ausgewählt und erhalten als Artists in Residence für ein Jahr ein Festengagement am Haus. Für den Zeitraum wird den Künstler:innen ein geschützter Raum für deren Entwicklung zur Verfügung gestellt. Beide realisieren jeweils zwei Premieren mit inhaltlicher und formaler Freiheit im Werkraum, begleitet von ergänzenden Veranstaltungen und Diskursformaten." (Quelle: berliner-ensemble.de)
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Andre Sokolowski - 4. Januar 2025 ID 15087
DER LÜGENPRINZ (Werkraum, 02.01.2025)
Nach Henrik Ibsens Peer Gynt mit Texten von Hannah Zufall
Regie: Lucia Wunsch
Bühne: Katja Pech
Kostüme: Svenja Kosmalski
Musik & Sounddesign: Bendrik Grossterlinden
Licht: Robert Matysiak
Dramaturgie: Daniel Grünauer
Mit: Constanze Becker, Paul Herwig und Amelie Willberg
Premiere am Berliner Ensembe: 18. Dezember 2024
Weitere Termine: 18., 20., 29., 30.01./ 01.02.2025
Weitere Infos siehe auch: https://www.berliner-ensemble.de
https://www.andre-sokolowski.de
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