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Die Erbschleicher



Nikolaus Benda (als Brick) in Die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee Williams - am Schauspiel Köln | Foto (C) Krafft Angerer

Bewertung:    



Nadin Schumacher hat ein die gesamte Bühnenmitte einnehmendes und nach vorn (zum Publikum) gerichtetes Laufband ins Depot 1 vom SCHAUSPIEL KÖLN gestellt. Über ihm, in gleicher Breite und Länge, ein Beleuchtungsbalken, der sich - etwa in der Mitte von Tennessee Williams' Stück Die Katze auf dem heißen Blechdach - von hinten berdrohlich nach unten neigt, sodass zu befürchten wäre, dass es für den oder die, welche sich augenblicklich darunter bewegten, klaustophobisch oder gar zusammenquetschend enden könnte, was dann gottlob nicht passiert. Bewegen müssen sich allerdings alle auf dem Laufband, und das 1 Stunde und 45 Minuten lang; mitunter stoppt es, aber nur für kurz, ja und dann scheint die Zeit, also die Lebenszeit, die dieses Laufband metaphorisiert, kurz still zu stehen, und die Menschen auf ihm halten inne und versuchen sich an sich und ihre Lebenszeiten zu erinnen, quasi rückzubesinnen - oder halt nur Zeit zu schinden... Rechts und links blicken wir auf zwei Großleinwände, die die parallel vergrößerten (und von einer Live-Kamera in der Saalmitte eingefangenen) Gesichter der auf dem Laufband Agierenden zeigt.

Auf diese grandiose Gesamtausstattung kann Bastian Kraft in seiner kurzweiligen Inszenierung bauen.


"Der reiche 'Selfmademan' Big Daddy feiert seinen 65. Geburtstag, und die gesamte Familie ist wieder unter einem Dach versammelt. Alle sind angereist: der ältere Sohn Gooper mit seiner schwangeren Ehefrau Mae und einem Haufen Kinder, sowie Brick mit seiner Frau Maggie, genannt 'die Katze'. Doch die fröhliche Partystimmung beginnt schnell zu bröckeln. Während Maggie mit ihrem Kinderwunsch zu kämpfen hat und von der restlichen Familie unter Druck gesetzt wird, muss sie dabei zusehen, wie ihr Ehemann seine Depression mit Alkohol betäubt. Der ehemalige Rugby-Star Brick trauert seinem alten Leben und dem verstorbenen Mannschaftskameraden Skipper nach, mit dem ihn möglicherweise mehr als nur eine Freundschaft verband. Und dann macht die Nachricht von Big Daddys schwerer Krankheit die Runde und das Wettrennen um das Familienerbe beginnt." (Quelle: schauspiel.koeln)


Nikolaus Benda (als Brick) und Lisa-Katrina Mayer (als Margaret) sind am längsten von allen 11 Familienmitgliedern inkl. der drei nervtötenden Kinder von Gooper & Mae (Johannes Benecke & Katharina Schmalenberg) sowie zweier vorbeischneiender Geburtstagspartygäste auf dem Laufband zu sehen. Ihre Ehe scheint sichtlich zerrüttet, und sie hält letztendlich nur noch die "Abmachung" zusammen solange durchzuhalten und das aufrecht funktionierende Ehepaar zu mimen, bis der endgültige Erbfall eingetreten sein würde, heißt:

Andreas Leupold (als Big Dady) müsste/ muss sich - möglichst noch rechtzeitig vor seinem nahenden Krebstod - entscheiden, wem er sein millionenschweres Erbe vermacht. Er wird sich selbstverständlich für seinen problematischen Lieblingssohn entscheiden, das steht gefühltermaßen von Anfang an fest, dass es so kommen würde - auch völlig unabhängig davon, dass Bricks Frau am bitteren Stück-Ende ihre Lügen-Show (vonwegen 'ich bin endlich schwanger von Brick' so wie's von Anfang an gewünscht oder gefordert war) abzieht.

Der übergroße Elefant im Raum ist der, dass alle ahnen oder wissen, dass die Ehe deshalb nicht (mehr?) funktioniert, weil Brick halt schwul ist und mit diesem von ihm selbst "uneingestandenen" Schwulsein nie und nicht umgehen konnte oder wollte; Amerika in seinen 1960er Provinzen, der gute Tennessee ließ/ lässt mit diesem Stück aufs Allerherzlichste von sich höchstselbst dann grüßen.

*

Wunderbar geschauspielert.

Alles Gehörte und Gesehene berührt.

Erlebenswert.



Die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee Williams - am Schauspiel Köln | Foto (C) Krafft Angerer

Andre Sokolowski - 8. Februar 2025
ID 15138
DIE KATZE AUF DEM HEISSEN BLECHDACH (Depot 1, 07.02.2025)
von Tennessee Williams

Regie: Bastian Kraft
Bühne: Nadin Schumacher
Kostüme: Jelena Miletić
Videodesign: Sophie Lux
Live-Kamera: Jonathan Kastl
Musik: Björn SC Deigner
Licht: Michael Gööck
Dramaturgie: Dominika Široká
Besetzung:
Brick ... Nikolaus Benda
Margaret ... Lisa­-Katrina Mayer
Big Daddy ... Andreas Leupold
Big Mama ... Birgit Walter
Gooper ... Johannes Benecke
Mae ... Katharina Schmalenberg
Reverend Tooker ... Jürgen Kempf
Doktor Baugh ... Friedhelm Friebe
Premiere am Schauspiel Köln: 25. Oktober 2024
Weitere Termine: 15.02/ 18.03.2025


Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel.koeln


https://www.andre-sokolowski.de

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