Hamlet als spannendes
und unterhaltsames
Open-Air
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Hamlet im Globe Berlin | Foto (C) Thorsten Wulff
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Bewertung:
In seiner nunmehr bereits 6. Spielzeit in der Sömmeringstraße am Österreichpark in Berlin-Charlottenburg widmet sich das Ensemble des Globe Berlin mit Hamlet einer der bekanntesten Tragödien William Shakespeares. Das erwartet man von einem Sommertheater, das eher für lockere Komödienkunst steht, nicht unbedingt. Theaterleiter Christian Leonard hat Shakespearse Text neu übersetzt, und Regisseur Mathias Schönsee, der hier im letzten Jahr schon den Sommernachtstraum inszenierte, hat die Geschichte um den berühmten, auf Rache sinnenden Dänenprinzen auf die Bretter, des leider immer noch nicht errichteten Globe-Theaters gebracht. Dafür hat er gemeinsam mit Maria-Luisa Holst einen gekreuzten Laufsteg in das Innere des Halbrunds bauen lassen, um den sich das Publikum setzen kann, was für eine ganz besondere Nähe zum Bühnengeschehen sorgt.
Den in der Theatergeschichte als melancholischen Zauderer bekannten Prinz Hamlet spielt Benjamin Krüger in Lederjacke, statusgemäß natürlich ganz in Schwarz. Das übrige Ensemble trägt dagegen Weiß mit leicht roter Akzentuierung für König Claudius (Uwe Neumann) und Königin Gertrud (Saskia Winterfeld). Andere Kleidungsstücke und Accessoires sorgen immer wieder für notwendige Rollenwechsel, denen sich das Ensemble unterziehen muss, um alle Figuren mit dem begrenzten Personal verkörpern zu können. Schön choreografiert (Katja Scholz) geben alle den Geist von Hamlets Vater. Wer gerade nicht spielt, sitzt am roten Klavier am Rand des Stegs und untermalt klanglich minimalistisch das Geschehen. Mit sparsamen Mitteln entsteht so aber ein durchaus spannendes, sehr unmittelbares Spiel, das über die knapp 3 Stunden mit Pause ganz gut unterhält.
Wer Hamlet kennt, wird hier nichts Wesentliches vermissen. Szenisch folgt das Spiel dem Original, während die Sprache durchaus modern und frisch wirkt. Eine Aufwertung hat hier auch die Rolle der Ophelia erfahren. Helena Krey spielt eine junge Frau, die zwar für das Ränkespiel des Vaters Polonius (Peter Beck) und des Königs- und Brudermörders Claudius herhalten muss, aber trotzdem einen eigenen Kopf hat. Doch selbst noch über ihrem Grab streiten Bruder Laertes (Philipp Myk) und Hamlet um die Tote. Als zweite Rolle gibt Helena Krey noch abweichend vom Original die norwegische Prinzessin Fortinbras, die am bitteren Ende die Macht in Dänemark übernehmen wird.
Ansonsten hält sich die Regie mit Aktualisierungen weitestgehend zurück. Jeder kann sich sein Teil zum am Rande erwähnten Feldzug der Norweger gegen ein strittiges Fleckchen Erde in Polen denken. Die Hauptfigur Hamlet, die den aus seiner Sicht moralisch faulen Staat Dänemark etwas übereifrig wieder zurechtrücken will, ist hier ein durchaus handlungsbereiter Mensch mit wachem Geist, der sich gegen die Arroganz und Dummheit am Hof zur Wehr setzt, dem der Verstand aber nur in der Wahl der Mittel etwas durchgeht. Zu bremsen auch nicht durch den treuen Freund Horatio (Adrian Stowasser).
Und so strebt auch hier alles zum großen Finale mit vergiftetem Fechtkampf. Der Abend hat neben den ernsten aber auch seine komödiantischen Momente nicht nur in der Darstellung des Spiels der „Mausefalle“, die den Brudermörder Claudius entlarven soll. Auch der zunächst unter einem Schirmvorhang dahingemeuchelte Poloniusdarsteller Peter Beck bekommt einen zweiten Auftritt als gewitzt philosophierender Totengräber. Der Weg alles Irdischen. Hier wird er zum tödlichen Spiel einer sterbenden Macht, die die junge, vielleicht letzte Generation mit sich zieht.
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Hamlet im Globe Berlin | Foto (C) Thorsten Wulff
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Stefan Bock - 16. Juli 2024 ID 14837
HAMLET (Globe Berlin, 12.07.2024)
Regie: Mathias Schönsee
Ausstattung: Maria-Luisa Holst und Mathias Schönsee
Musik: Bernd Medek
Bewegungsarbeit und choreografische Beratung: Katja Scholz
Maskenbild: Deborah Klein
Dramaturgie: Christian Leonard
Mit: Benjamin Krüger (Hamlet), Uwe Neumann (Claudius, Geist), Saskia Winterfeld (Gertrud, Geist, 1. Schauspieler), Peter Beck (Polonius, Geist, Totengräber), Helena Krey (Ophelia, Geist, Raimund, Fortinbras), Philipp Myk (Laertes, Geist, Rosenkranz) und Adrian Stowasser (Horatio, Geist, Güldenstern)
Premiere war am 11. Juli 2024.
Weitere Termine: 20., 21.07. / 01.-04., 25., 31.08. / 01., 05., 06., 15.09.2024
Weitere Infos siehe auch: https://www.globe.berlin
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