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Sommertheater

"Tragödie

mit Musik"





Foto (C) René Löffler

Bewertung:    



„On and on the rain will fall like tears from a star, like tears from a star.” Mit diesen poetischen Zeilen aus Stings Song Fragile beendet das Ensemble der SHAKESPEARE COMPANY BERLIN seinen Lear, der im Untertitel als „Tragödie mit Musik” angekündigt wird. Da hat es auch tatsächlich zwei Stunden durchgeregnet. Ins Wasser gefallen ist der Abend deswegen aber noch lange nicht. Im zwischen Planetarium und Sommerbad gelegenen Theater am Insulaner sitzt man unter dem Dach der Tribüne relativ trocken und kann dem Spiel auf der Bühne bei einem Bier oder Glas Wein gelassen folgen.

Freud und Leid des Sommertheaters treffen hier aufs Beste zusammen. Auch davon kann das Ensemble schon zu Beginn ein Liedchen singen. Auch einen Schnellkurs im Deckenzusammenlegen gibt es gratis fürs Publikum vorweg. Dann geht es direkt in die Tragödie Shakespeares, in der am Anfang der alte König Lear das Reich an seine Töchter verteilen will, was ihm am Ende aber teuer zustehen kommt. Gespielt wird vor einem dreiseitigen Stahlgerüst, das auch beklettert werden kann. Schlichtes Weiß dominiert die Kostüme (Ausstattung: Kathrin Hegedüsch).

In der Inszenierung von Brian Bell teilen sich drei Schauspielerinnen und drei Schauspieler sämtliche Rollen des Stücks, aus dem wohl der Übersichtlichkeit halber auch einige Figuren kurzerhand gestrichen wurden. So reichem dem Regisseur zwei der drei Lear-Töchter. Vera Kreyer muss als Goneril die Intriganz und Boshaftigkeit somit gleich doppelt verkörpern. Neben Schwester Regan samt Gatte Cornwall fehlen auch Gonerils Gatte Albany sowie ihr Haushofmeister Oswald auf dem Besetzungszettel. Der treue Graf Kent (Johanna-Julia Spitzer) gibt als von Lear Verbannter verkleidet auch den Narren. Der Kern der Story bleibt trotzt der Änderungen aber erhalten.

Nachdem Goneril dem Vater vollmundig ihre falsche Tochterliebe vorgespielt hat, wozu Schwester Cordelia (Kim Pfeiffer) nicht in der Lage ist, gibt der alte Lear (Stefan Plepp) das ganze Reich an Goneril und verstößt Cordelia, die mit dem um ihre Hand anhaltenden französischen König geht. Plepp gibt seinen Lear zunächst recht majestätisch, aber auch aufbrausend. Die lauten Töne meistert er bestens, wie später auch die leisen, wenn Lear nun selbst von Goneril in die stürmische Nacht verstoßen als Schmerzensmann dem Wahnsinn entgegen geht. Ähnliches wiederfährt in der Parallelhandlung dem Grafen von Gloucester (Johannes Quissanga), dessen rechtmäßiger Sohn Edgar (Philipp-Manuel Bodner) infolge einer Intrige des Bastard-Sohns Edmund (Kim Pfeiffer) fliehen muss. Einst mächtige Väter fallen und werden wieder zu Kindern, die geführt werden müssen.

Diese Fragilität von Macht, Aufstieg und Fall in einer Welt im Wandel hat Shakespeare in ein sehr wort- und handlungsreiches Stück gefasst, das auch mit expliziter Wortwahl auffällt, die heute zuweilen nicht mehr ganz korrekt erscheint. Die Übersetzung von Martin Molitor bleibt da nah am Original mit einigen wenigen modernen Einsprengslern. Vor allem der Witz und die Poesie in den Szenen mit Lear und seinem Narren sowie Edgar als „armer Tom” bleiben erhalten. Tragik und Komik halten sich gut die Waage. Aber besonders schauspielerisch ist der Abend ein Ereignis. Das Ensemble überzeugt in den vielen Rollenwechseln und gibt auch musikalisch einiges zum Besten. Und ähnlich dem Hamlet strebt auch hier alles einem entscheidenden Fechtkampf der ungleichen Brüder zu.



Lear mit der Shakespeare Company Berlin | Foto (C) René Löffler

Stefan Bock - 30. Juli 2024
ID 14854
LEAR (Theater am Insulaner, 27.07.2024)
Regie: Brian Bell
Musik: Hans Petith
Übersetzung: Martin Molitor
Ausstattung: Kathrin Hegedüsch
Maske: Anne Engel
Licht und Technik: Ron Engel
Mit: Vera Kreyer (als Goneril), Kim Pfeiffer (als Cordelia und Edmund), Johanna-Julia Spitzer (als Narr und Kent), Philipp-Manuel Bodner (als Edgar und Frankreich), Stefan Plepp (als Lear) und Johannes Quissanga (als Gloucester)
Premiere war am 31. Mai 2024.
Weitere Termine: 31.08./ 03., 04., 05., 06., 07.09.2024
Eine Produktion der Shakespeare Company Berlin


Weitere Infos siehe auch: https://shakespeare-company.de


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