Brillante
Bewegungslinien
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Clément Haenen und Ivana Mastroviti in O von Philippe Kratz | Foto © Christophe Bernard
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Bewertung:
Zwei Männer treten forsch aufeinander zu, einer springt empor. Der andere umklammert ihn in der Luft am Rumpf. Das Duo dreht sich um neunzig Grad. Wieder am Boden nimmt ein kraftvolles Duett mit ausdrucksstarken, sich wiederholenden Gesten seinen Lauf. Harmonisch verschmelzen Bewegungen in der Choreographie Secus von Ohad Naharin. Traditionelle Elemente verbinden sich mit innovativen. Ein Alphabet aus Läufen bietet sich voller Experimentierfreudigkeit und technischer Finesse dar. Unterbrochene Soli, klare und knappe Gesten drücken Emotionen und Gefühle aus.
ATERBALLETTO, eine Kompanie mit Sitz in Reggio Emilia, ist heute eine der führenden Ballettensembles Italiens. Sie wurde 1979 von Vittorio Biagi gegründet, um zeitgenössischen Tanz zu fördern. Die "Fondazione Nazionale della Danza", wie ATERBALLETTO auch genannt wird, zeigte an zwei Abenden das Tanzgastspiel The Dreamers am Theater Bonn mit drei Stücken unterschiedlicher Choreographen. Die Darbietungen brechen mit traditionellen Konventionen und experimentieren mit neuen Techniken.
Die Kompanie beherrscht ein breites Spektrum an Stilen und von Bewegungsformen, darunter fließende Linien, gewagte und abstrakte Gesten, Bodenarbeit und unkonventionelle Körperhaltungen. Das Stücketableau, zusammengefasst unter dem Titel Dreamers, erforscht dabei das Flüchtige und Vergängliche des Traums, von Gefühlen, Erinnerungen und der menschlichen Vorstellungskraft. Die Choreographien erkunden die Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Traumartige Visionen spiegeln sich in theatralen Gesten und einer Mischung aus abstrakten und expressiven Bewegungen. Die Stücke bebildern die Fähigkeit des Geistes, neue Welten zu schaffen und sich von den Beschränkungen der Alltagswelt zu lösen.
Eröffnet wird der Abend mit Secus [s. Foto unten], die mit kraftvoller Musik von den Beach Boys über Chari Chari bis hin zu Kid 606 + Rayon und elektronischen Soundcollagen unterlegt ist. Gesten werden scheinbar im Rhythmus der Musik ausgelöst. Stückechoreograph Ohad Naharin ist künstlerischer Leiter der renommierten Batsheva Dance Company in Tel Aviv.
Es folgt O von Philippe Kratz aus Leverkusen [s. Foto oben re.], ein sich steigernder Two-Step mit einem hypnotisch pulsierenden Sound von Mark Pritchard und The Field. Im Duett vollführen die beiden Tänzer Clément Haenen und Ivana Mastroviti in einem schnellen Tempo synchrone Bewegungen. Die Kreation reflektiert über eine mögliche Vision von Ewigkeit. Inspiriert ist es von humanoiden Robotern, deren Entwicklungsfortschritte 2017 in Hongkong für Aufsehen sorgten. Der Pas de deux von Philippe Kratz wurde 2018 beim 32. Choreografischen Wettbewerb in Hannover mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Die Compagnie beschließt den Abend mit Bliss, einer experimentellen Kreation des Schweden Johan Inger, in der zum sog. "Köln Concert" des Jazzpianisten Keith Jarrett manierierte Gesten wiederholt und variiert werden. Im Ensemblestück kontrastieren dynamisch synchrone Gruppenbewegungen mit verstreuten Soli und Duetten. Ein anmutiger, atmosphärischer und bewegender Abend voller Technik und Ausdruckskraft. Ein großes Lob an die Tänzerinnen und Tänzer: Ana Patricia Alves Tavares, Saul Daniele Ardillo, Estelle Bovay, Albert Carol Perdiguer, Sara De Greef, Leonardo Farina, Matteo Fiorani, Martina Forioso, Arianna Ganassi, Clément Haenen, Arianna Kob, Federica Lamonaca, Giovanni Leone, Ivana Mastroviti, Nolan Millioud und Giulio Pighini.
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Secus von Ohad Naharin mit dem ATERBALLETTO aus Italien | Foto © Christophe Bernard
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Ansgar Skoda - 17. März 2024 ID 14664
Weitere Infos siehe auch: https://www.fndaterballetto.it
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