Fluss an
Geschmeidigkeit
und Dynamik
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INTRODANS mit der Choreographie Azul | Foto © Hans Gerritsen
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Bewertung:
Anmutig berühren sich Körper in wellenartigen Bewegungen. Ein fließendes Zusammenspiel sanfter Tauchgänge beginnt voller Prickeln. Im Hintergrund erklingt unaufdringlich eine harmonisch sprudelnde, mitunter anschwellende Brandung eingespielter Klänge.
Seit mehr als 50 Jahren inspiriert die niederländische Kompanie INTRODANS mit ihrem zeitgenössischen Repertoire. Zuletzt gastierten sie 2017 in der Bundesstadt. Im Opernhaus Bonn präsentierte das Ensemble aus Arnheim nun drei Choreographien aus seinem Programm Aqua.
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In Sidi Larbi Cherkaouis etwa 20minütiger Miniatur Harbor Me wirbelt anfangs ein Tänzer zu Musik aus Park Woojaes Geomungo Extension leichtfüßig durch den Raum, schwingt seine Arme weit und wiegt sich athletisch in den Hüften. Später malt er mit zwei Kollegen Körpermuster und ineinander gleitende Bewegungsskulpturen. Dabei klettern sie behände über die Schultern des jeweils anderen. Köpfe bewegen sich synchron in musikalischen Rhythmen und imaginären Linien. Die drei Tänzer halten ständig Körperkontakt. Fingerspitzen berühren sich dabei manchmal sacht. Doch Begegnungen der wogenden Körper lösen sich alsbald wieder auf.
Der zweite Programmpunkt des Abends, Alexander Ekmans Choreographie Whim (Fractured Fairytale) ist eine muntere, etwa vierundzwanzig minütige szenische Collage, in der Stühlen eine tragende Rolle zukommt. Eingangs bildet eine Gruppe an Tänzern, bewaffnet mit Stühlen, von der Wand bis zum Boden hin ein Ganzes, während ein in sich gekehrter Solist schnelle und energiegeladene Schritte über die Bühne macht. Tänzer nehmen regelmäßig neue Perspektiven und Positionen ein und beeinflussen so die Szenerie. Hektisches Chaos und schneidige Präzision gehen ineinander über, ähnlich wie Musikstücke von Vivaldis Vierjahreszeiten bis hin zu Nina Simones „My baby just cares for me“. Kontrastreich wird es auch, wenn die Tänzer miteinander reden und eine ganze Bandbreite an Emotionen vorführen. Neben effektvolle synchrone Bewegungsabläufe treten stets meditative Momente, Leichtigkeit und Kontemplation.
Ein starkes ausgeprägtes Bewegungsvokabular präsentierte auch das dritte Werk des Abends, Azul vom ehemaligen Introdancer Jorge Pérez Martínez. Begleitet wird die Choreographie vor einem Hintergrund aus Blautönen von klassischen spanischen Gitarrenkompositionen. Die spannungsvolle Körpersprache bei der Partnerarbeit erscheint mal ausgelassen und mal unprätentiös und melancholisch. Die Tänzerinnen und Tänzer lehnen sich aneinander und steigen übereinander, stützen oder heben sich elegant in dahinfließenden Bewegungen. Sie befinden sich mal nah am Boden und mal auf den Schultern eines Partners.
Ähnlich wie das Wasser-Element, das sich mal stürmisch wogend kräuselt, dann aber auch in sich ruhend zu Kontemplation einlädt, findet auch der schwankende Strom in Bonn bald ein Ende. Eine auf großer Leinwand dargebotene effektvolle Videoprojektion, welche die Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles einzeln vor dem Hintergrund des blauen Elementes porträtiert, rundete den Abend spannungsreich ab.
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INTRODANS mit der Choreographie Whim | Foto © Hans Gerritsen
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Ansgar Skoda - 24. August 2023 ID 14349
AQUA (Opernhaus Bonn, 23.08.2023)
Künstlerischer Leiter: Roel Voorintholt
Kaufmännische Leiterin: Marieke van’t Hoff
Ballettmeister: Jorge Pérez Martinez
Technik & Kostüm: Berry Claassen, Eric van Nuland, Steven Reijn, Dylan de Vos, Elise Verhoeven und Helma Jansen Venneboer
Tänzer:innen: Ruben Ameling, Salvatore Castelli, Giuseppe Calabrese, Fabio Falsetti, Yuma Funai, Hayden Idrus, Merel Janssen, Brooke Newman, Jillis Roshanali, Elisa Rudolf, Jurriën Schobben, Alberto Tardanico, Vincenzo Turiano, Angelica Villalon, Alberto Villanueva Rodriguez, Mark van Drunick und Léa Visser
Gastspiel von INTRODANS
Weitere Infos siehe auch: https://introdans.nl/
Post an Ansgar Skoda
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