Rosalinde´s
Schluss-
giekser
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Christine Schäfer ist nicht tot zu kriegen - hier als die Adele in der neuen Fledermaus an der Deutschen Staatsoper Berlin - - Foto (C) Ruth Walz
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Silvana Dussmann (Rosalinde) hat's schon drauf: Bei ihrem großen Cardas (Rosalindes Hauptauftritt im Zweiten Akt der Fledermaus von Johann Strauß) verspürt der Hörer zwar die allergrößte Sorge, dass sie ihren rechten Ton, also nach anfänglicher Schieflage, um Gottes Willen wieder finden möge - macht sie ja dann auch - , doch insgesamt, also wenn man sich ihr gesamtes Aufgetretensein, in Gänze sozusagen, quasi aufaddierend, in Erinnerung benimmt, wird offensichtlich, dass sie doch ein echtes Ur-Weib, eine richtig bigge Mega-Rosalinde ist; sie kommt vor allem freilich auch als Sprecherin sehr mutterwitzig rüber; und ihr abschließlicher Giekser, also wenn dann Chor, Orchester und das ganze Zu-um-Volk in "Jubelnd wird Champagner der Erste sie genannt!" einfallend und sehr hochergüssig jubiliern, gerät zu einem tinnitusschrillernden Korkenknall...
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Wie überhaupt der Chor der Deutschen Staatsoper Berlin G-Punkt-Genauigkeit in alt bewährter Harmonie und Eintracht sektlaunig versprüht.
Und - sowieso und überdies - eine sich selbst mal wieder übertreffende und lichtalbhaftig musizierende Staatskapelle Berlin zu hören ist; sie wird, erstmals vom Graben aus, durch Zubin Mehta frohgelaunt geleitet.
Sonst noch irgendwen Besonderes vergessen?
Florian Hoffmann (Dr. Blind) versucht sich lustig und gelungen im "Charakterfach".
Christine Schäfer spielt und singt noch immer so, als wenn Adele (aktuelles Beispiel) eine ihrer ersten oder besten Rollen wäre; höhensicher, also im Prinzip, ja und obzwar ihr anzumerken ist, dass sie ein bisschen mehr als früher "kämpfen" muss, dass ihr ihre Koloraturen perlig-leicht gelingen...
Und Michael Mertens (Frosch) macht eine Ein-Mann-Show, die sich gewaschen hat.
Die Anderen; nun, geht so. (Der Orlofsky von Stella Grigorian klingt wie permanenter Schluckauf.)
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Christian Pade und Oliver Binder haben eine neue Dialogfassung zur Fledermaus gemacht. Sie witzelt ziemlich dröge. Sucht bemüht nach schmunzlerischen Querverweisen zur Finanzkrise. Und ist doch, also letzten Endes, eigentlich der letzte Husten...
Auch die Produktion an sich - Pade hatte Regievollmacht, und Alexander Lintl schuf die Ausstattung - hat ruhmentfernten Eindruck. Ist, trotz schrillster Farben und Gebäude, unmerklicher Weise ohngesichtig. Lax und lau in ihrem "unbeabsichtigten" Dünnpfiff.
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MS Schrittmacher nennt sich die 13köpfige sympathische Tanztruppe von Martin Stiefermann, die der neuen Fledermaus an der Deutschen Staatsoper Berlin konterkarierenden Schwung verleiht - Foto (C) Ruth Walz
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Allenthalben kommt die fremdkörpernde Truppe MS Schrittmacher von Martin Stiefermann (Choreografie) gut oder nicht gut an, weil: Sie vermag am Besten zu vermitteln, wie stinklangweilig es ist, wenn junge Leute auf ein Hypo-Bank-Fest gehen oder quasi dorthin eingeladen worden sind; sie kehren justament die ungezog'nen Straßenkids mit Punkfrisuren raus; sie werden von den Bank-Fuzzies, die ihr finalestes Betriebsvergnügen zelebrieren, altersspeichelnd "aufgenommen" und "betatscht", ja und es ist schon offensichtlich, dass den ungezog'nen Straßenkids mit Punkfrisuren diese ganze Biederscheiße überhaupt nicht liegt, also sie tun dann so, als ob sie zu paar Polkas tanzen und sich einem vorgeprägten Pflegeheim-Geschmack dann anzugleichen mühen, doch in Wahrheit würden sie am Liebsten das Gesindel abfickender Weise in den Orkus wünschen... / War das abschließende Buhgewitter nun ein Beispiel'chen intolerantesten Befindens allgemeinster Güte in dem Paulicksaal? ich denke schon.
Fazit: Es macht nicht großen Sinn, das Fledermaus-Stück immer wieder neuig zu erfinden. Denn es funktioniert ausschließlich nur im Aufzeigen des "Altbewährten", also zwischen Hilde Güden, Köth/Kmentt/Karajan sowie Hans Moser; Homoki - obgleich in unserm Forum unlängst hierfür abgemahnt - hat wohl die ungleich funktionierendere Fledermaus im Hause nebenan, Komische Oper, handwerklich vollbracht... nur so mal als Vergleich.
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Andre Sokolowski - 22. November 2009 ID 4464
www.andre-sokolowski.de
DIE FLEDERMAUS (Staatsoper Unter den Linden, 21.11.2009)
Musikalische Leitung: Zubin Mehta
Inszenierung: Christian Pade
Bühnenbild | Kostüme: Alexander Lintl
Choreographie: Martin Stiefermann
Besetzung: Martin Gantner (Gabriel von Eisenstein), Silvana Dussmann (Rosalinde), Jochen Schmeckenbecher (Frank), Stella Grigorian (Prinz Orlofsky), Stephan Rügamer (Alfred), Roman Trekel (Dr. Falke), Florian Hoffmann (Dr. Blind), Christine Schäfer (Adele), Helene Grass (Ida) und Michael Maertens (Frosch)
Tanzkompanie MS Schrittmacher
http://www.msschrittmacher.de
Chor der Deutschen Staatsoper Berlin
(Choreinstudierung: Eberhard Friedrich)
Staatskapelle Berlin
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
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