20. April 2013, Premiere am Düsseldorfer Schauspielhaus
HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
nach E. T. A. Hoffmann und Jacques Offenbach
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Ankündigung von Hoffmanns Erzählungen auf http://www.duesseldorfer-schauspielhaus.de
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Hoffmanns Erzählungen sind nicht nur den Musikkennern und -liebhabern im Allgemeinen und ganz herkömmlich als fünfaktige Oper von Jacques Offenbach bekannt. Selbige wurde 1881 als Les Contes d'Hoffmann, also französischsprachig dargeboten, in Paris uraufgeführt; und der von Jules Barbier zu seiner Zeit verfasste Operntext fußte obzwar auf drei Original-Erzählungen E. T. A. Hoffmanns (nämlich Der Sandmann, Rat Krespel und Abenteuer in der Silvesternacht) - die sprachlichen/surrealistischen Finessen ihres eigentlichen Urhebers vermochte er mitnichten einzufangen und/oder nachzuempfinden...
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Siegfried Kracauer, Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit, prima ediţie Amsterdam 1937 - Quelle: Wikipedia
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Nun hatte der vornehmlich-vorzüglich als Opernregisseur sich hie und da bereits empfohlen habende Markus Bothe, von dem's übrigens am gleichen Ort auch schon ein Figaro-Spektakel (frei nach Mozart) gibt, die eingangs von uns vorbezeichnete Ur-Oper - wenigstens vom deutschsprachigen Titel her - in seiner Eigenschaft als Schauspielregisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus verschauspielert bzw. umschauspielern lassen. Also dergestalt, dass sich sohin die alte Opernvorlage zum neuen Schauspiel(stück) verändern, abändern oder modifizieren sollte oder so... Das Resultat mag ziemlich sehenswert (eine aus unzähligen Aktenordnern und Bücherstapeln begeh- und einnehmbare Bühne Robert Schweers!) gewesen sein - was seine ambitionierte Zielsetzung und seinen künstlerischen End-Ertrag betrifft, müssen hingegen allergrößte Zweifel angemeldet werden:
Der seit Jahren und Jahrzehnten anhaltende Trend am deutschen Sprechtheater, anstatt sich hauptsächlich mit (ausschließlich fürs Sprechtheater geschaffenen!) früheren oder zeitgenössischen Dramen und/oder Komödien "alternativ" mit neumodischen Sprechtheater-Bearbeitungen von Prosawerken oder Filmen zu beschäftigen, mag seine künstlerische Berechtigung allenthalben in Ausnahmefällen haben; die atemberaubende und alle Ressourcen des Hauses in Beschlag genommen habende Prozess-Vorstellung (frei nach Kafka), die zum Spielzeitauftakt hier am gleichen Ort Premiere hatte, ist ganz ohne Frage so ein singuläres Beispiel - hatte sie doch sintfluthaft unter Beweis gestellt, welch' überbordendes Gedanken-Spiel-Gut mittels eines eigentlich doch sehr, sehr schwer zugänglichen Kafka-Romanes möglich war!
Nunmehr wollte - ganz spürbar - Opern-/Schauspielmacher Bothe, dass wir Zuschauer und Zuhörer, will sagen wir Theatergänger, etwas mehr über den Menschen und das Multitalent E. T. A. Hoffmann erführen als es die Literaturwissenschaft (Hans Mayer, beispielsweise) oder Hoffmann selbst (durch seine eignen Werke) darzulegen oder aufzuzeigen fähig oder willens wäre. Gegenfrage resp. Einwurf:
Warum lasst ihr (= ihr Theatermacher) uns E. T. A. Hoffmann nicht ganz einfach lesen, lesen, lesen??? Und dann würden wir schon ganz von selbst, und ganz allein, erfahren können, wessen Geistes Kind der gute alte E. T. A. "tatsächlich" ist!!!
Oder ihr führtet eine unbekannte Oper von dem Hoffmann (der sich ja - tragischer Weise - mehr als Komponist denn als ein Schriftsteller verstanden haben wollte) auf?! Das funktionierte u. E. durchaus auch an einem Schauspielhaus...
Nichts desto Trotz ergötzten wir uns allerliebst am Schauspielern Verena Reichhardts (Richter, Mutter), Claudia Hübbeckers (Hoffmanns Frau, Donna Anna) oder Dirk Ossigs (Baron, Coppelius, Coppola, Giulietta). Und auch Christian Ehrich (Hoffmann) machte seine Sache angemessen gut.
Das Premierengäste-Echo, was von uns beobachtet gewesen war, hatte so einen Bunter-Abend-Nachgeschmack; mehr nicht.
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Andre Sokolowski - 22. April 2013 ID 6693
HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN (Düsseldorfer Schauspielhaus, 20.04.2013)
Regie: Markus Bothe
Bühne: Robert Schweer
Kostüme: Justina Klimczyk
Musik / musikalische Leitung: Henning Beckmann
Dramaturgie: Ludwig Haugk
Besetzung:
Hoffmann ... Christian Ehrich
Hoffmanns Alter Ego / Muse ... Moritz Führmann
Baron /Coppelius / Coppola / Giulietta ... Dirk Ossig
Hoffmanns ältere Alter Ego / "Vater" /Krespel / Doktor / Onkel ... Winfried Küppers
Richter / "Mutter" / Julia Mark ... Verena Reichhardt
"Kind" / Antonia ... Simin Soraya
Julia Mark / Olympia / Dapertutto / Diener Daniel ... Patrizia Wapinska Hoffmanns Frau / Seraphina / Donna Anna ... Claudia Hübbecker
Musiker ... Henning Beckmann und Lars Kuklinski
Premiere war am 20. April 2013
Weitere Termine: 27., 28. 4. / 3., 8., 10., 25., 30. 5. 2013
Weitere Infos siehe auch: http://duesseldorfer-schauspielhaus.de
http://www.andre-sokolowski.de
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