13. Januar 2011, Theater im Ballsaal / Fringe Ensemble
Drei Schwestern – ein Solo.
Nach Anton Tschechow
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Simin Soraya als Tschechows DREI SCHWESTERN - Foto (C) Wolfgang Weimer
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„Drei Schwestern“ als Solo? Aber handelt Tschechows Stück nicht von den drei unterschiedlichen Schwestern Olga, Irina und Mascha, die es in die russische Provinz verschlagen hat, obwohl sie eigentlich in Moskau leben wollen? Und gibt es da nicht noch ihren Bruder Andrej, seine Frau Natascha und eine Fülle von ortsansässigen Herren wie Maschas Ehemann Kulygin, Baron Tusenbach, der Irina liebt, den Arzt Tschebutykin sowie Oberstleutnant Werschinin, unglücklich verheiratet und hoffnungslos verliebt in Mascha? Es gäbe sicherlich viele andere Stücke, die sich eher für eine Bearbeitung als Solo anbieten, als ausgerechnet Tschechows personalreicher Klassiker.
„Drei Schwestern“ des Bonner Fringe Ensemble ist – wie es auch im Pressetext formuliert ist – dabei in der Tat ein Solo, aber kein Monolog. Die einzige Darstellerin Simin Soraya spricht anfangs alle Text samt Regieanweisungen und Name des Sprechenden und springt zwischen den einzelnen Figuren des Dramas hin und her. Mal ist sie Mascha, mal Olga, mal Irina, mal Natascha oder eine der anderen Figuren – wobei die Frauen eindeutig überwiegen. Im ersten Teil des Abends sitzt Soraya größtenteils im Bühnenzentrum auf einer Bank. Es wirkt dabei gelegentlich so, als erzähle sie dem Publikum eine Geschichte, plaudere aus vergangenen Zeiten, dann wieder, als spreche sie mit sich selbst. Erstaunlich ist dabei ihr Facettenreichtum, mit dem sie die einzelnen Figuren zum Leben erweckt, wobei die Übergänge stets eher fließend sind, eher ein Hineingleiten in eine neue Figur oder Situation als eine klare Trennung. In Sorayas Rücken werden unterdessen die Namen der beteiligten Figuren auf eine schwarze Fläche projiziert: Erst immer wieder die Namen der Schwestern, nach und nach auch die der anderen Beteiligten, bis sich alles hoffnungslos überlagert und unlesbar wird.
Im weiteren Verlauf des Abends wird Soraya mobiler und läuft im Bühnenbild herum, das sehr geschickt den Eindruck einer leicht ansteigenden Treppe erweckt – an deren obersten Ende die bereits erwähnte Bank steht. Ab diesem Zeitpunkt verleiht Simin Soraya den einzelnen Figuren verstärkt eine gewisse Körperlichkeit. Überzeugend gelingt ihr vor allen Dingen Maschas Ehemann Kulygin, der etwas Freundliches, Weiches, Tänzerisches bekommt, in der Stimme wie auch in der Körperlichkeit. Klar auch Andrejs Frau Natascha, die sich vom schüchternen Mädchen in die Herren des Hauses wandelt. Sie bringt eine Härte ins Geschehen, die den drei Schwestern fremd ist. Die drei Schwestern selbst rücken erst spät in den Mittelpunkt, dann aber gewaltig. Berührend gelingt Soraya beispielsweise Maschas Erklärung, dass sie Werschinin liebt.
Heuel und Soraya halten sich an die Struktur des Ausgangstextes, dennoch ist fraglich, ob die Zuschauer, die Tschechows „Drei Schwestern“ nicht bereits vor der Aufführung kannten, allem folgen können. Denn die Aufführung kürzt nicht nur am Personal, sondern auch an der Länge. In knapp 70 Minuten wird das erzählt, was sich vielleicht als Annäherung an das Stück bezeichnen lässt, als Impressionen daraus. Uneingeschränkt bewundernswert allerdings ist Simin Sorayas Präsenz – und ihr Gedächtnis.
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Simin Soraya als Tschechows DREI SCHWESTERN - Foto (C) Wolfgang Weimer
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Karoline Bendig - red. 2. Februar 2011 ID 00000005032
DREI SCHWESTERN - EIN SOLO (Theater im Ballsaal, 13.01.2011)
Mit: Simin Soraya
Regie: Frank Heuel
Bühne: Eduardo Serú
Kostüm und Video: Annika Ley
Musik: Gregor Schwellenbach
Dramaturgie: Svenja Pauka
Premiere war am 13.01.2011
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-im-ballsaal.de
E-Mail an die Rezensentin: karoline.bendig@kultura-extra.de
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