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Rezension

28. November 2010, Gastspiel im Bayer Erholungshaus Leverkusen





HERZ ER FINSTERNIS (nach Joseph Conrad) / Übersetzung und Bearbeitung: John von Düffel

Es ist ein einziger Fiebertraum, in den es Kapitän Marlow auf seiner Reise ins tiefste Afrika verschlägt. Daran lässt Andreas Kriegenburg in seiner Inszenierung von Conrads „Herz der Finsternis“, die im September 2009 am Deutschen Theater Berlin Premiere feierte und nun im Bayer-Erholungshaus in Leverkusen zu Gast ist, keinen Zweifel. Es ist vor allem die Schauspielerin Natali Seelig, die – an der Rampe stehend – die Ereignisse rückblickend berichtet, mit denen sich Marlow auf seiner Reise in den Kongo konfrontiert sieht. Sie erzählt in hohem Tempo, ohne Unterlass, so als versuche sie, mit ihrem Redefluss gegen die Bilder in ihrem Kopf anzugehen, zu beherrschen, was nicht zu beherrschen ist.

John von Düffel hat Joseph Conrads Roman, in dem Kapitän Marlow für eine belgische Handelsgesellschaft auf einem Dampfschiff anheuert und tief in die Wildnis Afrikas eintaucht, für das DT Berlin dramatisiert und viele Passagen erzählerisch belassen. Und Andreas Kriegenburgs Inszenierung überwältigt mit großen Bildern, die dennoch der Spielfreude der Schauspieler genügend Raum lassen.

Das Bühnenbild ist gigantisch: vorne eine Konstruktion aus Metall, die an eine Takelage erinnert und Marlows Schiff andeutet. Auf ihr können die Schauspieler herumklettern und in die Zwischenräume werden Rollen geschoben, die als Kanonen fungieren. Gut, ein Dampfschiff hat keine Takelage, es sieht aber dennoch toll aus. Dahinter ein karger Bühnenraum mit meterhohen Wänden. Darin nicht nur sehr große Figuren, die aus dem Schnürboden herabgelassen werden und unterdrückte, leidende Einheimische in der afrikanischen Wildnis markieren, sondern vor allem sieben tolle Schauspieler, die Conrads Geschichte erzählen und dabei zwangslos von einer Rolle in die andere schlüpfen.

Der Abend bietet schauspielerische Glücksmomente, etwa wenn Daniel Hoevels als Harlekin auf äußert unterhaltsame Art und Weise berichtet, wie sich das Leben im Herzen der Wildnis und im Dunstkreis des Handelsagenten Kurtz gestaltet – Kurtz, der den Abend über eine Art mythische Figur ist und der sich tief in der Wildnis sein eigenes Reich aufgebaut hat. Oder wenn Peter Moltzen sich als Buchhalter nur nach einigem Alkoholgenuss dazu überwinden kann, auf einer schwankenden Konstruktion aus zusammengebundenen Bambusstäben Platz zu nehmen. In beiden Fällen zeigt sich, dass Kriegenburgs Theater immer auch auf ein ausgeprägt körperliches Spiel der Schauspieler setzt.

Es ist nicht alles gut an diesem Abend, nicht alles zwingend, aber die Aufführung entwickelt tatsächlich einem Fiebertraum gleich einen Sog, der – wenn auch von einer Pause unterbrochen – den Zuschauer in den Bann zieht.


Karoline Bendig - red. 20. Dezember 2010
ID 4986
HERZ DER FINSTERNIS (Bayer Erholungshaus Leverkusen, 28.11.2010)
Regie: Andreas Kriegenburg
Bühne: Johanna Pfau
Kostüme: Johanna Pfau
Dramaturgie: John von Düffel
Mit: Olivia Gräser, Natali Seelig, Elias Arens, Harald Baumgartner, Daniel Hoevels, Peter Moltzen, Markwart Müller-Elmau
Uraufführung war am 17. September 2009
Weitere Termine: 6. 1. 2011 / DT Berlin


Siehe auch:
http://www.deutschestheater.de


Post an die Rezensentin: karoline.bendig@kultura-extra.de



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