20. Juni 2012, Premiere im Freistundenhof der JVA Tegel
KAIN UND ABEL
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Grafik (C) Alexander Atanassow
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"Kain und Abel sind die Söhne des ersten Menschenpaares auf Erden – Adam und Eva. Kain ist Ackerbauer und Abel Viehzüchter. Als beide aus ihren Erträgen Opfer darbringen, bevorzugt Gott das Opfer Abels. Das erregt den Neid Kains; trotz göttlicher Warnung erschlägt er den Bruder. Zur Strafe muss er unstet durch die Lande ziehen. Auf sein Gebet hin wird ihm ein gewisser Schutz zugestanden, indem er mit einem Mal gekennzeichnet und seine Tötung mit Blutrache bedroht wird." - heißt es auf der Internetplattform der Forschungsstelle für jüdisches Recht - Marcus Cohn der Uni Frankfurt. Weiter heißt es da: "Für den Rechtshistoriker, der nach Modellen für das Entstehen von Rechtsvorstellungen in der Frühzeit sucht, bietet diese Erzählung interessante Anhaltspunkte und Fragestellungen..."
So passt dann sicherlich das Thema - Kain und Abel - wie kein zweites als Projekttitel zum neuesten Freiluftgefangenentheater der Justizvollzugsanstalt in Berlin-Tegel; produziert wurde es vom bewährten aufBruch-Team; gespielt von den Gefangenen.
Von Peter Atanassow (der Regie führte) und seinem Dramaturgen Jörg Mihan wurden v. a. fünf diverse Textvorlagen für die knapp einstündige Spielfassung collagierend wie zitierend herbemüht: Genesis aus der Bibel, Cain Lord Byrons, Kain von Friedrich Koffka, Auerbachs Keller aus Goethes Faust und Brudermord von Georg Seidel. Zusätzlich erklangen nach und nach acht schöne Lieder, teils im Ganzen, teils in Ausschnitten und Andeutungen - - Alles also so, wie wir es schon seit Jahren von den aufBruch-Leuten kennen und wie es sich so wohl bestens immer wieder neu bewähren tat & tut...
Die gut gelaunten Männer vom Gefangenentheater sorgten - so wie jedes Jahr - für eine fulminante Spielstimmung. Ja und obwohl es wieder einmal wie aus Kannen goss, schreckte das wetterliche Unbill weder sie noch uns (= das anwesende und vom Regen ganz und gar durchtriefte Publikum) vom Bleiben- resp. vom Dranbleibenwollen ab; also sie/wir hatten dann wieder mal verstanden, worum es in starken Texten immer wieder geht oder zu gehen hat, nämlich um Mord und Totschlag, Schuld und Sühne, Recht und Unrecht usw. usf.
Und: "Wie verhält sich die Strafe zur Provokation? Gibt es einen mildernden Umstand? Ist die Ermahnung zur Selbstbeherrschung oder die Warnung eine Anregung zur sozialen Kontrolle?" fragte sich dann noch besagte Forschungsstelle (s. o.)
Keine leichten Antworten sind möglich, nein!!
Wir hoffen nur für jeden Einzelnen, der hinter Gittern sitzt, dass es für ihn dann irgendwann, und hoffentlich sehr bald, mit seinem Strafvollzug zu Ende geht...
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Kain und Abel, Freiluftgefangenentheater in der JVA Tegel - Foto (C) Thomas Aurin
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Andre Sokolowski - 21. Juni 2012 ID 6044
KAIN UND ABEL (JVA Tegel, 20.06.2012)
Regie: Peter Atanassow
Bühne: Holger Syrbe
Kostüm: Thomas Schuster
Dramaturgie: Jörg Mihan
Choreografie: Dilruba Saatçi
Musikalische Einstudierung: Ruslan S.
Produktionsleitung: Sibylle Arndt
Es spielt das Gefangenenensemble der JVA Tegel: Albert Bach, Christian Templiner, Dragan, Dr. Zigic, Ferry, Hauke Burmeister, Henryk Chutkowski, Horst Grimm, Joca, Kurt Lummert, Markus B., Miki Paso, Momcilo Ibraimovic, Nedzad Tahirovic Bibo, Norman Bürger, Pablo, Richi, Roberto Samir Mustafic, Sasa, Six-Pack Hansi, Sladjan Stanojevic, Tonni, Volker Ullmann und Yussef
Premiere war am 20. Juni 2012
Weitere Termine: 22., 27., 29. 6. / 4., 6., 11., 13. 7. 2012 je 18 Uhr
(Letzter Einlass je 17.30 Uhr)
Eine Produktion von aufBruch KUNST GEFÄNGNIS STADT
Spielort: JVA Tegel, Seidelstraße 39 - Tor 2, 13507 Berlin (U6 Otisstraße o. U6 Holzhauser Straße)
Weitere Infos siehe auch: http://www.gefaengnistheater.de
http://www.andre-sokolowski.de
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