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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

Rosarote

Elefantinnen im

Cocktail-Rausch



Die Zauberflöte (mit den Animationen von Paul Barritt) an der Komischen Oper Berlin - Foto (C) Iko Freese/drama-berlin.de

Paul Barritt ist der Star des Abends! Denn er hat sich rosarote Elefantinnen, die Cocktails trinken, für die neue Zauberflöte an der Komischen Oper Berlin (womit gleichsam die letzte "alte", also die von Neuenfels & Trissenaar, die noch bis vor Kurzem hier am Hause lief, gottlob ins endliche Vergessen weggeschrottet wurde) ausgedacht, gezeichnet und gemalt... Er & Suzanne Andrade bilden die Gruppe, die sich »1927« nennt, und werden zur Premiere derart überschwänglich hochgejubelt und -geschrieen, dass man selbst am Ende nicht mehr weiß, wie man sich vor Begeisterung (außer zu jubeln und zu schreien) sonst noch äußern sollte.

Barrie Kosky (Co-Regie) hatte den Coup erst eingefädelt: "Vor drei Jahren besuchte ich eine Aufführung von Between the Devil and the Deep Blue Sea, der ersten Show von »1927«. Die Aufführung fing an, und diese faszinierende Mischung aus Live-Performance und Animation, die ganz eigene ästhetische Welt des Stücks und dieses seltsame Gemisch aus Stummfilm, Music Hall, Comic, Collage und vielem anderen ließen nach nur wenigen Minuten den Entschluss in mir heranreifen, dass diese Leute Die Zauberflöte mit mir machen müssen!" (Zitat aus dem Programmheft-Interview)

Film UND Oper also - ein Bombardement an Einfällen!

UND (außerdem): Die Lösung dieses Grundkonflikts mit diesen grauenhaften Opernsprechtexten, die - meistens und auch leider - von zwar singen, allerdings nicht sprechen könnenden Opernsängern in (zumeist) deklamatorischer Einfalt und gestalterischer Verklemmtheit abgenudelt werden, falls man sowas dann nicht kluger Weise grundsätzlich und auch zum eignen Schutz dieser Persönlichkeiten untersagt, wenn nicht sogar verbietet!! [Neuenfels & Trissenaar - um ein allerletztes Mal auf jene letzte "alte" Zauberflöte hier am Hause einzugehen - schwangen sich dann auf, diesem Konflikt durch Eigenzufügungen selbst gemachter Texte, die noch weitaus schlimmer waren als diejenigen des Schikaneder, kraftvoll-würdig zu begegnen, was dann freilich kläglichst scheitern sollte.]

Barry Kosky und die beiden »1927«-Leute hatten ihrerseits nun wiederum den hochgenialen Einfall, alles Sprechtextliche aus der Zauberflöte mittels Sprechblasen bzw. Stummfilm-Eintextungen schriftlich zu fixieren. Damit kriegte dieser Fall auch die ihm heute allenthalben noch gebührende ironische bzw. humoristische Distanz; also der ganze pseudophilosphische oder symbolische Komplex des Zauberflöte'schen, womit sich seit Jahrhunderten die Macher oder Rezipienten lästig-lastig auseinandersetz(t)en, wurde als verunterbutternswerte Randnotiz hintangestellt: sehr klug, sehr weise, sehr gewitzt gemacht...


Die Zauberflöte (mit den Animationen von Paul Barritt) an der Komischen Oper Berlin - Foto (C) Iko Freese/drama-berlin.de


Und selbstverständlich wurde auch gesungen sowie musiziert:

Maureen McKay ist eine schier entwaffnend-liebreizende und mit ihrem glaskristallenen und schnörkellosen lyrischen Sopran geradezu perfekt besetzte Vorzeige-Pamina.

Peter Sonn erfüllt, an ihrer Seite, gleichberechtigt-kongenial den dementsprechend herrlich-schön aussehenden und singenden Tamino-Teil.

Dominik Köninger - als Papageno - wird zum Kinder- und Erwachsenenliebling durchs Publikum gekürt; es hätte sich bei Weitem nicht zu diesem Sympathieentschluss bewegen lassen, wäre ihm der Dominik an irgendeiner Stelle irgendwas schuldig geblieben, nein, es ist wohl unbestechlicher als man da denken mag.

Auch Julia Giebel (Papagena) oder Julia Novikova (Königin der Nacht) sind, jede dann für sich, bejubelnswert.

Der neue GMD Henrik Nánási dirigiert das Werk relativ hart und stellenweise wie im Durchmarsch; ja, ihm fehlt (noch) die Herausarbeitung oder Demonstrierung "feiner", "leiser" Stellen. Dargebrachtes hört sich (noch) zu ungestüm und unter Auferbietung gröbster Kräfte (pubertär halt) an. Auf alle Fälle: sehr entwicklungsfähig.

Chor & Orchester der Komischen Oper Berlin: dem Obigen "gehorchend", also adäquat.

Am Hammerklavier saß Bonnie Wagner und lieferte, quasi rezitativisch, Zwischen-Film-Musiken zu den Sprechblasen.

Was für ein insgesamter Riesenwurf!


Andre Sokolowski - 25. November 2012
ID 00000006398
DIE ZAUBERFLÖTE (Komische Oper Berlin, 25.11.2012)
Musikalische Leitung: Henrik Nánási
Inszenierung: Suzanne Andrade und Barrie Kosky
Animationen: Paul Barritt
Konzeption: »1927« (Suzanne Andrade und Paul Barritt) und Barrie Kosky
Bühnenbild und Kostüme: Esther Bialas
Dramaturgie: Ulrich Lenz
Chöre: André Kellinghaus
Licht: Diego Leetz
Besetzung:
Pamina ... Maureen McKay
Tamino ... Peter Sonn
Königin der Nacht ... Julia Novikova
Sarastro / Sprecher ... Christof Fischesser
Papageno ... Dominik Köninger
Papagena ... Julia Giebel
Monostatos ... Stephan Boving
Erste Dame ... Ina Kringelborn
Zweite Dame ... Karolina Gumos
Dritte Dame ... Maija Skille
Erster geharnischter Mann ... Vincent Wolfsteiner
Zweiter geharnischter Mann ... Carsten Sabrowski
Drei Knaben ... Solisten des Tölzer Knabenchores
Chor und Orchester der Komischen Oper Berlin
Premiere war am 25. November 2012
Weitere Termine: 29. 11. / 3., 8., 14., 22., 26., 31. 12. 2012 / 4., 25. 1. / 7. 2. 2013

http://www.19-27.co.uk


Weitere Infos siehe auch: http://www.komische-oper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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