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nachDRUCK # 6

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Rosinenpicken (19)

18. November 2007, Neuinszenierung an der Oper Leipzig

RIENZI, DER LETZTE DER TRIBUNEN



RIENZI hören! Die Staatskapelle Dresden spielte 1976 Wagners Jugendwerk auf Platte ein, es war und ist die beste Aufnahme die es wohl gibt, René Kollo als der Titelheld, Siv Weinberg sowie Janis Martin als Irene und Adriano, Heinrich Hollreiser hatte das Ganze dirigiert - nein, besser ging es nicht!

"Hörst du! Das ist das Mordsgewühl." heißt es, als Beispiel nur, in Wagners RIENZI. Dieses Frühgeburtsgeschoss des Dichterkomponisten hat die Oper Leipzig jetzt in einem beispiellosen Kraftakt hergewuchtet: musikalisch als ein Hochfest, inszeniererisch als eine Pleite.
Stefan Vinke ist der Titelheld, als Letzter der Tribunen muss er, 4stündig (!), präsent sein, und er packt das Alles stimmlich bravourös. Sein Timbre ist schon fast baritonal, die "Helden"-Spitzen findet er im Nu und ohne jede Mühe. In den Mittellagen ist er lyrisch, ausgeglichen, durch und durch dann angenehm zu hören; das Gebet am Schluss: die Wonne selbst! / Marika Schönberg als Irene und Elena Zhidkova als Adriano: kongeniales Traumpaar!! // Hauptstar insgesamt: der Chor (von Sören Eckhof einstudiert)!!!
Erst nach der zweiten Pause wird erahnbar, welcher handlungsschwang're Sprengstoff in dem RIENZI liegt. Nicolas Joel (Regie) ließ sich für 3 Statisten ein paar Folterszenen einfallen - man spannt und denkt Aha! und fragt sich gleich: War ich zuvor etwa in einem falschen Stück? Natürlich::
Im RIENZI wird getötet und gebrandschatzt und geschändet, dass es nur so kracht. Rom anno 1354; kurz mal nachlesen was da so vorgefallen war; interessant. Ein Mordsspektakel also. Und der Titelheld entpuppt sich letztlich als nicht minder große Drecksau ... so wie alle Exemplare von Despoten (und Tribunen). Gib den Leuten Macht und lass sie spüren, dass die Masse ihnen "huldigt"; dann kommt Alles durcheinander; Herz verklumpt ... Von diesem Allem freilich sieht man in der Inszenierung reinweg nichts. Simplifizierung - schwarz/weiß/grau - und pure Statik sind die Handschrift. Kein Entsetzen, kein Betroffensein, kein großes Nachdenken am Schluss; Mann, ist das langweilig - und hätte so bestürzend-spannend wirken können.


Andre Sokolowski - 19. November 2007
ID 3550
Wagners RIENZI an der frisch sanierten, neu bestuhlten Oper Leipzig


Musikalische Leitung: Axel Kober
Inszenierung: Nicolas Joel
Ausstattung: Andreas Reinhardt
Besetzung: Stefan Vinke (Rienzi), Marika Schönberg (Irene), Pavel Kudinov (Colonna), Elena Zhidkova (Adriano), Jürgen Kurth (Orsini), Christopher Robertson (Legat des Papstes), Martin Petzold (Baroncelli), Thomas Oertel-Gormans (Cecco), Gabriela Scherer (Friedensbote)
Chor und Zusatzchor der Oper Leipzig
Damen des Jugendchores
(Choreinstudierun: Sören Eckhoff)
Gewandhausorchester Leipzig

Premiere war am 16. November 2007 an der Oper Leipzig

NächsteVorstellungen: 21. / 24. 11. sowie 7. / 9. 12. 07

Weitere Infos siehe auch: http://www.oper-leipzig.de





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