9. Februar 2013, Werkstatt im Schiller Theater
DER KAISER VON ATLANTIS
Kammeroper von Viktor Ullmann
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Kyungho Kim (Harlekin/Ein Soldat) und Rowan Hellier (Der Trommler) in Der Kaiser von Atlantis - Foto (C) Barbara Braun
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Die Deutsche Staatsoper Berlin grub Viktor Ullmanns Kaiser von Atlantis (Text von Peter Kien) vor ein paar Wochen aus; und wir sind froh, dass wir "ihn" jetzt noch - rechtzeitig bevor er nach sechs ausverkauften Vorstellungen erst mal wieder weg vom Spielplan ist - erleben durften!
"Ullmann, wie auch sein Librettist Peter František Kien, wurde am 18. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und sofort ermordet. Die Handlung spielt im sagenhaften Atlantis. Der Tod und ein Harlekin klagen über die schlechten Zeiten. Da verkündet ein Trommler die neueste Entscheidung des Kaisers Overall: Den totalen Krieg aller gegen alle. Der Tod fühlt sich entehrt und verweigert fortan jeden Dienst: Die Menschen können nicht mehr sterben. Zum Tode Verurteilte bleiben nach ihrer Hinrichtung am Leben, ebenso die Soldaten auf den Schlachtfeldern. Erst als Overall auf die Bedingung des Todes eingeht, mit seinem eigenen Sterben den natürlichen Zustand wieder in sein Recht zu setzen, gibt der Tod seine Verweigerung auf. In einem Epilog beschwören Harlekin, Trommler, ein Soldat und ein junges Mädchen die Würde des individuellen Sterbens: 'Du sollst den großen Namen Tod nicht eitel beschwören.' Die bewegenden Umstände der Geschichte dieses Werkes und seiner Autoren hätten sicher nicht gereicht, Ullmanns Kammeroper, geschrieben für eine zufällig in Theresienstadt verfügbare Besetzung, ein Nachleben zu sichern – wäre das Werk nicht auch immanent von hoher Qualität. Ullmann setzt ein harmonisch reiches und kontrapunktisch geschliffenes Musikidiom ein, das musikalisch verblüffende Verbindungen herstellt zwischen Mahlers Abgründigkeit und Weills Songstil, zwischen Blues, Reichhardts verfremdeten 'Schlaflied Schlaf, Kindlein, Schlaf' und der Atonalität der zweiten Wiener Schule. Ullmann hat in Der Kaiser von Atlantis die besten Tendenzen der Zeitoper der Zwanziger Jahre bewahrt und besteht damit auch vor dem Hörer, der die Ausnahmesituation der Entstehung nicht kennt." (Quelle: staatsoper-berlin.de)
1989 war Der Kaiser von Atlantis schon mal in Berlin (in einer eigenen Neuköllner Oper-Fassung) zu erleben.
Jetzt und hier (Werkstatt im Schiller Theater) haben sich Dirigent Felix Krieger sowie Regisseurin Mascha Pörzgen dieses ausnahmsvollen und zu Unrecht doch vernachlässigten Werkes angenommen und eine sehr hörens- als auch sehenswerte Produktion gestemmt; Cordelia Matthes' ganz die Bühnenbreite einnehmende Wand fährt nach und nach zum Auditorium vor, auf dass man mehr und mehr dann Angst bekommt, von dieser ganz am Schluss noch überrollt zu werden...
Exemplarisch gut bis ausgezeichnet die Besetzungsliste: Gyula Orendt (Kaiser Overall) hören wir ganz und gar im Mahler-Rückert-Lieder-Sound stimmlich agieren; optisch lebt er aggressive "Führer-Qualitäten" erzkomischer Weise aus. / Kyungho Kim (Harlekin / Ein Soldat) brilliert mit tenoraler Kraft und Schärfe. / Und beim Hören des Mezzosoprans von Narine Yeghiyan (Bubikopf / Ein Soldat) ereilt uns plötzlich die für diesen Augenblick tollkühne aber zukunftsrealistische Idee, dass der dann irgendwann vielleicht Brünnhildes Welten auszufüllen in der Lage sein könnte; ergreifend-schöne Spitzentöne...
Repertoire-Pflicht für den Ullmann-Kaiser!
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Alin Anca (Der Lautsprecher/Der Tod) und Gyula Orendt (Kaiser Overall) in Viktor Ullmanns Der Kaiser von Atlantis in der WERKSTATT im Schiller Theater - Foto (C) Barbara Braun
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Andre Sokolowski - 9. Februar 2013 ID 6549
DER KAISER VON ATLANTIS (Werkstatt im Schiller Theater, 09.02.2013)
Musikalische Leitung: Felix Krieger
Inszenierung: Mascha Pörzgen
Ausstattung: Cordelia Matthes
Licht: Irene Selka
Dramaturgie: Jens Schroth
Besetzung:
Kaiser Overall ... Gyula Orendt
Der Lautsprecher | Der Tod ... Alin Anca
Harlekin | Ein Soldat ... Kyungho Kim
Bubikopf | Ein Soldat ... Narine Yeghiyan
Der Trommler ... Rowan Hellier
Mitglieder der Staatskapelle Berlin
Mitglieder der Orchesterakademie bei der Staatskapelle Berlin
Premiere war am 26. Januar 2013
Letzter Termin: 14. 2. 2013
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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