12. Mai 2013, Berliner Ensemble
PETER PAN
Robert Wilson / CocoRosie
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Anna Graenzer, Jörg Thieme, Andy Klinger, Sabin Tambrea und Ulrich Brandhoff - Foto (C) Lucie Jansch
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Wenn's Theater richtig voll ist, freut sich der Direktor - deshalb lässt Claus Peymann mit an Sicherheit grenzender Höchstwahrscheinlichkeit (wahrscheinlich auch die nächsten Jahre und Jahrzehnte) den Texaner Robert Wilson ab und an sein Haus bespielen. Die Zusammenarbeit beider Bühnen-Meister am BE hat dabei eine strikte Arbeitsteilung: Peymann stellt die Hard- und Software zur Verfügung; Wilson liefert Word- und Bilddateien... und die Klassenlotterie und Skoda zahl(t)en diesmal etwas drauf.
Nach seiner allzu aufdringlich verliedelten Lulu, als welche sie uns vor zwei Jahren vorgekommen war, hatte Bob Wilson nunmehr Lust und Laune, Peter Pan, als wäre es ein neues Musical, was es dann auch geworden war, auf die nur ihm gemäße Weise rezuanimieren und gar umzuzaubern; Vorlage war das von Erich Kästner einst ins Deutsche übersetzte gleichnamige Schauspiel von James Matthew Barrie, über den das lesenswerte und 6 Euro kostende Programmbuch schrieb: "Mit siebzehn hört Barie auf zu wachsen, er bleibt nur 1,50 m groß."
Das Stück behandelt einen zeitlos scheinenden Erwachsenenwunsch - auf ewig Kind zu bleiben! Das ist freilich, so wie wir Erwachsenen spätestens nach der grauenhaften Zeit unseres Pubertierens wissen, ganz und gar unmöglich, wenn auch (wie gesagt) - erwünschenswert.
Die beiden Komponistinnengeschwister Bianca sowie Sierra Casady - die unter ihrem Label CocoRosie weltbekannt sind - steuerten zum Ewig-Kindlichen sehr schöne und sehr einprägsame Songs und sonstige Musikvorschläge bei; das fulminant agierende Ensemble aller Spielenden und Singenden hatte doch einen spürbaren Gefallen an dem Allen - von den außerordentlich vorzüglich musizierenden "Dark Angels" (Namen s.u.) ganz zu schweigen!!!
Star Sabin Tambrea kam mit seiner androgynen Art der Titelrolle Peter Pans geradezu genialisch nah. Christopher Nell war eine seine Gliedmaßen anscheinend schwer unter Kontrolle habende Fee Tinkerbell. Stefan Kurt als Capt'n Hook schüchterte mit dem Fleischerhaken anstatt seiner linken Hand die Peter Pan'schen Jungen ein. Als Wendy äugte Anna Graenzer riesengroß und unschuldig ins Weite. Traute Hoess bot eine Übermutter sondergleichen.
Wie dann sowieso und überhaupt diese (von Wilson dahingehend überstark und übertönt "analysierte") Psycho-Couch-Geschichte einem überwältigenden, vermultiplizierten Mutterkomplex ausgeliefert war.
Die üblichen Maskierungsphänomene, Minimalbewegungsabläufe.
Gefällt dann jedesmal und (eigentümlich) immer wieder.
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Christopher Nell, Anna Graenzer, Johanna Griebel, Ulrich Brandhoff, Marko Schmidt, Jörg Thieme, Winfried Goos und Anke Engelsmann - Foto (C) Lucie Jansch
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Andre Sokolowski - 13. Mai 2013 ID 6755
PETER PAN (Berliner Ensemble, 12.05.2013)
Regie, Bühne, Lichtkonzept: Robert Wilson
Musik und Songs: CocoRosie
Kostüme: Jacques Reynaud
Mitarbeit Regie: Ann-Christin Rommen
Dramaturgie: Jutta Ferbers und Dietmar Böck
Mitarbeit Bühne: Serge von Arx
Mitarbeit Kostüme: Yashi Tabassomi
Musikalische Leitung: Stefan Rager und Hans-Jörn Brandenburg
Arrangements/musikalische Einrichtung: Doug Wieselman
Ton und Geräusche: Joe Bauer
Licht: Ulrich Eh
Mit: Antonia Bill (Nixe I, Whibbles, Die Tapfere), Ulrich Brandhoff (Bisschen), Claudia Burckhardt (Nixe II, Cecco), Anke Engelsmann (Nana, Tootles), Johanna Griebel (Zwilling I), Winfried Goos (Nana, Spitzchen), Anna Graenzer (Wendy), Traute Hoess (Frau Darling, Nixe III, Großer kleiner Panther), Boris Jacoby (Bill Jux, Indianer III), Andy Klinger (Michael), Stefan Kurt (Kapitän Hook), Christopher Nell (Tinkerbell), Stephan Schäfer (John), Marko Schmidt (Zwilling II), Martin Schneider (Herr Darling, Das Krokodil, Smy), Sabin Tambrea (Peter Pan), Jörg Thieme (Löckchen, Indianer II), Felix Tittel (Noodler, Indianer I), Georgios Tsivanoglou (Nana, Cookson, Tigerlilly), Axel Werner (Starkey) und Lisa Genze (Das Kind)
"The Dark Angels": Florian Bergmann (Holzblasinstrumente), Hans-Jörn Brandenburg (Tasteninstrumente), Christian Carvacho (Perkussion, Charango), Dieter Fischer (Posaune, Banjo), Jihye Han (Bratsche), Andreas Henze (Bass), Stefan Rager (Perkussion) und Ernesto Villalobos (Flöten)
Premiere war am 18. April 2013
Weitere Termine: 1. und 2. Juli 2013
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-ensemble.de
Bob Wilson auf KULTURA-EXTRA:
Die Dreigroschenoper (29.09.2007)
Shakespeares Sonette (13.04.2009)
Lulu (12.04.2011)
http://www.andre-sokolowski.de
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