29. Oktober 2013 - Heimathafen Neukölln
DER KÄFER
Ein Stück über Burnout, Boreout und anderes Ungeziefer / nach der Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka
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"Als der Textilmesseverteter Gregor Samsa nach 5 Jahren Außendienst eines Morgens aufwacht, kommt er nicht mehr aus dem Bett. Statt der üblichen zwei Beine, hat er plötzlich sechs und wo gestern noch ein Seitenscheitel war, prangen heute zwei Fühler. Bei Familie Samsa trifft diese Veränderung auf wenig Verständnis. Statt Mitleid hagelt es Prügel – und schließlich findet sich der einstige Ernährer der Familie in Einzelhaft in seinem ehemaligen Kinderzimmer wieder. Doch mit der Zeit stellt sich heraus: So schlecht ist sein neues Leben vielleicht gar nicht!" (Quelle: Heimathafen Neukölln)
So (s.o.) jene Vorgeschichte, wie sie auch in der Verwandlung steht; so ungefähr.
Da gibt es dann auch jede Menge Text- und (nachbereitetes sowie hinzugegefügtes) Dialog- und Trialog- und Quatrologfutter für die die ursprüngliche Kafka-Vorlage Herbei-Agierenden - allen voran die beiden sensationell spielenden und sprechenden Volksbühnen-Koryphäen Bärbel Bolle und Frank Büttner als das Elternpaar von Gregor Samsa!! Sie erscheint als eine permanent dahintrippelnde und zu Stein gewordne Super-Barbie - ihre asthmaartig ausgestoßnen Lach- und Beinah-Totlach-Kanonaden kennen wir zwar schon, in ungefähr, vom Rosa-Luxemburg-Platz; doch sie wirken immer wieder toll und haben etwas für die Bolle Zeitloses. Er seinerseits muss (wie bei Castorf) schreien, schreien, schreien; aber man versteht, trotz dieses vielen (Vater-)Schreiens, jedes Wort - auch toll zu hören und zu sehen.
Ja und dann:
"Das Leben in der sozialen Hängematte – nichts ist hierzulande so verpönt als sich auf Kosten Anderer eine vermeintlich gute Zeit zu machen. Angesichts von Wirtschafts- und Finanzkrisen ist kein Platz für Parasiten und Sozialschmarotzer. Dabei ist unter den Leistungsträgern keine Krankheit so sehr im Trend wie das 'Burnout' – die Tapferkeitsmedaille der Ehrgeizigen und Fleißigen, das verdiente und verordnete Kürzertreten jenseits vom Stress der Arbeitswelt. Sind also die, die sich von vornherein dem Leistungsdiktat entziehen, am Ende doch gar nicht so blöd? Neukölln ist noch nicht überall, aber womöglich der Ort, an dem man am besten lernen kann, einfach aufzugeben." (Quelle: Heimathafen Neukölln)
Das also wäre die regielich-konzeptionelle Zutat zur Verwandlung Kafkas, wie sie sich Andreas Merz für sein Projekt unter dem Titel Der Käfer ausgedacht hat. Stimmt zwar irgendwie; also so ungefähr. Doch richtig passen oder so scheint es dann weniger.
Nichts desto Trotz: Vergnüglich war es.
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Das ist Der Käfer im Heimathafen Neukölln - Bildquelle http://www.herimathafen-neukoelln.de
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Bewertung:
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a. so. - 30. Oktober 2013 ID 7303
DER KÄFER (Heimathafen Köln, 29.10.2013)
Regie: Andreas Merz
Kostüm und Bühne: José Luna
Dramaturgie: Julia von Schacky
Musik: Felix Raffel
Mit: Alexander Ebeert, Bärbel Bolle, Sascha Ö. Soydan und Frank Büttner
Premiere war am 11. September 2013
Weitere Termine: 19., 24. 11. 2013
Weitere Infos siehe auch: http://www.heimathafen-neukoelln.de
http://www.andre-sokolowski.de
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