26. November 2013 | Renaissance-Theater Berlin
DER IDEALE MANN
von Oscar Wilde
Deutsch von Elfriede Jelinek nach einer Übersetzung von Karin Rausch
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Wir waren aus unerklärlichen Gründen noch nie im Berliner Renaissance-Theater - das ist skandalös.
Allein schon des Gebäudes wegen:
"Von außen fällt im Eingangsbereich der halbrunde, zweigeschossige Vorbau mit fünf schlanken, über beide Geschosse reichenden rundbogigen Fenstern auf, deren blaue Verglasung von Hella Santarossa entworfen wurde. Im Inneren beeindruckt die expressionistische Formenvielfalt sowie die von César Klein geschaffenen Intarsien", klärt uns Wikipedia auf. Art-Déco pur - und wohl das einzige Theater seiner Art in ganz Europa!
Hier wird hochqualifizierte Unterhaltung groß geschrieben; doch der Spielplan hat bei Weitem "nicht nur" guten Boulevard auf Lager, es werden auch (ernstere) Stücktexte internationaler oder deutscher Gegenwartsautoren ur-/erstaufgeführt; die Liste der hier je und aktuell agiert habenden und agierenden Schauspielerinnen oder Schauspieler scheint handverlesen.
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Jetzt haben sie sich eine Komödie Oscar Wildes zur Brust genommen - oder besser noch: die "Bearbeitung" einer Komödie Oscar Wildes; und zwar konkret durch/von Elfriede Jelinek (deswegen hat uns eigentlich dann heute Abend diese Bühne zielgeradenhaft interessiert gehabt). Der ideale Mann lautet der Stücktitel. Der Plot geht etwa so:
"Der populäre Politiker Sir Robert Chiltern, gut aussehend, glaubwürdig und vermögend, steht kurz vor dem Aufstieg ins Kabinett. Dass sich sein Reichtum einem Insidergeschäft verdankt, getätigt am Anfang seiner Blitzkarriere, weiß nur Mrs. Cheveley, die Sir Robert nun erpresst. Gegen seine Überzeugung soll er im Parlament für den dubiosen Hyper-Alpenkanal stimmen, in den Mrs. Cheveley investiert hat. Plötzlich steht Sir Robert vor der unschönen Entscheidung: Rücktritt oder Selbstverrat." (Quelle: Rowohlt Theaterverlag)
Gespielt wird außerordentlich rasant und überwiegend witzig. Am rasantesten artikuliert Anika Mauer (als Mrs. Cheveley) ihre mit diesem Jelinek-Sound infiltrierte Rolle; doch sie wirkt dabei nicht etwa hektisch oder überdreht, nein - ihre Textverständlichkeit ist, trotz der insgesamten Eilnis, ausgesprochen gut!
Witzbold Ralph Morgenstern liefert gleich drei gleichsam-gleichzeitige (oder: fast gleichsam UND gleichzeitige) Verkleidungsspiele - als der Buttler Mason, als der Diener Phipps, als Lady Markby. Einmal tut ihm dann, beim überschnellen Wechsel-Auftritt, das Doupé verrutschen, was natürlich brüllermäßig komisch aussieht und bestimmt ganz extra von ihm so geplant gewesen sein muss; denken wir uns so.
Auch alle Anderen im Stück haben superb gespielt.
Regie führte der uns von einer Staatsoper Unter den Linden-Produktion (Hölderlin - eine Expedition) bereits bekannte Torsten Fischer.
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Bewertung:
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Andre Sokolowski - 27. November 2013 ID 7401
DER IDEALE MANN (Renaissance Theater, 26.11.2013)
Regie: Torsten Fischer
Ausstattung: Vasilis Triantafillopoulos
Mit: Heikko Deutschmann, Anke Fiedler, Anika Mauer, Ralph Morgenstern, Christin Nichols, Jürgen Thormann und Guntbert Warns
DSE am Burgtheater (Akademietheater) Wien: 23.11.2011
Premiere war am 23. November 2013
Weitere Termine: 27., 29. 11.; 1., 3. - 8., 10. - 15., 17. - 19. 12. 2013 / 7. - 13. 1. 2014
Weitere Infos siehe auch: http://www.renaissance-theater.de
http://www.andre-sokolowski.de
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