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20. Dezember 2013 - Theater Bonn

FRÄULEIN JULIE (APPLAUSE!)

Ein Projekt nach August Strindberg von Dominik Locher


Laura Sundermann als Fräulein Julie in der Werkstatt des Theaters Bonn - Foto (C) Thilo Beu



Den Regisseur Dominik Locher sehen wir - in der Mitte von Fräulein Julie (Applause!). Ein Projekt nach August Strindberg - auf den beiden Breitwandmonitoren rechts und links der Breitwandbühne in der Werkstatt des Theaters Bonn eine mit ihm vollführte "aktuelle" Video-Botschaft zu uns Rezipierenden herübersenden. Hierin macht er deutlich, dass ihm eigentlich an Strindbergs Textvorlage nicht sehr viel gelegen ist, ja und er querverweist so u.a. zu Lady Gaga:

Jene (= Lady Gaga) hatten wir dann alerdings schon eine knappe halbe Stunde vorher beim furiosen Tanzauftritt von Schauspielerin Laura Sundermann vermittelt bekommen und wussten freilich längst, in welche Richtung Lochers Fräulein Julie gehen würde...

Lukas Stuckis schmale Küchenzeile, auf der rechten Breite, wird vom Domestiken-Paar Anna von Haebler (als die Strindberg'sche Christine) und Samuel Braun (Strindberg'scher Jean) gelegentlich zum Auf- und Abräumen diversen Küchenrats genutzt oder missbraucht. Schnell fassen wir die Angelegenheiten ungefähr dann so, wie sie sich Locher (als bekennender O-Text-von-Strindberg-Ignorant) vorstellte, auf und sind auch gar nicht mal betrübt darüber, dass uns letzten Endes ein doch relativ geschlampter aber umso spielfreudiger vorgetragener und vorbewegter "Neu-Text", der mit Strindberg nur noch in entferntester Verwandschaft steht, geboten wird; wir freuen uns natürlich auch über eine so derart konsequente Werkverarsche und besitzen dahingehend schon die Überwindung oder Größe, all das folglich Dargebrachte sehr gelassen und beunterhaltend nachzuakzeptieren.

Fassen wir ganz kurz zusammen: Lady Gaga steigt von ihrem Ruhmturm in die Anonymität gemeinst gelebten Lebens 'rab und lernt, rein zufällig, so einen Armer-Schlucker-Typ beim (anonymen Volks-)Tanz kennen. Dessen Freundin, auch so eine Arme Schluckerin, kriegt bald und gleich ein Kind. Das wiederum verwundert Lady Gaga. Hin und her... Dann kommen Paparazzis, und die Anonymität von Lady Gaga ist dahin; die BUNTE zeigt sie aufs Entblößerischste; Jean schreibt prompt ein Buch über sein Techtelmechtel mit der Lady Gaga, ja und er und seine schwanger gewesene Frau wollen die so berühmte Steinreiche auf das Erpresserischste schröpfen oder melken oder wie auch immer...

Und am Schluss spricht Laura Sundermann - genauso hilf- wie lustlos - ein Stück O-Text aus dem Strindberg'schen Original; es könnte wohl die Schlussszene mit dem sich umbringenden Fräulein Julie gewesen sein?

Egal!




Fräulein Julie in der Werkstatt des Theaters Bonn - Foto (C) Thilo Beu



Bewertung:    

Andre Sokolowski - 21. Dezember 2013
ID 7481
FRÄULEIN JULIE (Werkstatt, 20.12.2013)
Regie: Dominik Locher
Ausstattung: Lukas Stucki
Licht: Lothar Krüger
Dramaturgie: Martin Hammer
Besetzung:
Fräulein Julie ... Laura Sundermann
Jean ... Samuel Braun
Christine ... Anna von Haebler
Premiere war am 20. Oktober 2013
Weitere Termine: 29. 12. 2013 / 12., 24. + 30. 1. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-bonn.de/


http://www.andre-sokolowski.de



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