4. Februar 2014 - Berliner Ensemble
DER KIRSCHGARTEN
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Cornelia Froboess und Anna Graenzer in Thomas Langhoffs Kirschgarten-Inszenierung am Berliner Ensemble - Foto (C) Thomas Aurin
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Der Hochbetagtheitsgrad der zu der letzten Vorstellung vom Kirschgarten nochmals dabei gewes'nen BE-Fangemeinde war erschreckend-symptomatisch, wie ich heute Abend mit Bestürzung feststellte. Ja und erst jetzt verstehe ich (oder: verstehe ich noch immer nicht), weshalb zum Beispiel das BE (noch) nicht mal eine interaktive Facebook-Seite - beispielsweise um so Fangemeindefrischfleisch ins BE zu locken - nebenbei betreibt; das wäre zwar auch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber man kann es ja zumindest mal versuchen, um nicht gänzlich in die Altersheimigkeit weiter hinabzusinken...
War es nun das von mir stark-empfunden Schnarchhafte der Inszenierung Thomas Langhoffs, oder lag es gar am Stücktext selbst, dass mich der über zweistündige und zudem noch pausenlos gespielte Tschechow-Abend nicht vom Hocker reißen wollte und ich also nach und nach in Dämmerzustände geriet? Ja und obwohl die neudeutsche Bearbeitung und Übertragung Thomas Braschs gewählt war!
Und so tippe ich tollkühn auf Letzteres (das Tschechow-Stück an sich), was - wie ich unverschämt behaupte - einer Art von Aktualitätsgleichnis geradezu auf absolute Weise nicht/nicht mehr entspricht bzw. zu entsprechen scheint; so sind die individuellen Wahrnehmungen halt mitunter - - ganz und gar verschieden.
Früher-mal-gewesen-Star Cornelia Froboess trug dann wenigstens, also zum Wechseln, ein paar schöne Kleidungsstücke, die ihr die Kostümbildnerin Wicke Naujoks schneidern ließ. Dem langatmigen Sprechtext, den sie - nicht viel anders übrigens als alle andern mitgewirkt habenden Mimen - ordentlich also solide absolvierte, konnte oder wollte ich (und wie gesagt: ich spreche hier ausschließlich nur von meinen Eindrücken!) kaum mehr dann folgen und ertragen; es passiert halt in der Handlung, außer unentwegtem Rückgeblicktseins, nichts oder so gut wie nichts - ein Kirschgarten wird halt am Stückschluss abgeholzt, und mit dem Kirschgarten verbinden sich die Lebensjugend-Rückerinnerungen jener von der Froboess dargestellten Gutsbesitzerin nebst ihres familiären Anhangs...
Robert Gallinowski fühlte sich brutal und glaubwürdig in seine (Makler-)Rolle ein.
Und Jürgen Holtz beeindruckte mit seiner kammerspielartigen Glanz-Etüde um den Diener Firs; grandios!
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Weiß auch nicht, wie das kommt, dass ich (schon früher) mit den Tschechow-Stücken nicht viel anzufangen weiß. Wahrscheinlich liegt es an der unentwegten Plapperei in ihnen; ja und lesbar sind sie sowieso nicht - kannst du glatt vergessen!
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Der Kirschgarten am Berliner Ensemble mit Laura Mitzkus, Cornelia Froboess, Anna Graenzer, Martin Seifert, Jürgen Holtz, Christian Hockenbrink und Robert Gallinowski (v.l.n.r.) - Foto (C) Thomas Aurin
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Bewertung:
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Andre Sokolowski - 4. Februar 2014 ID 7575
DER KIRSCHGARTEN (Berliner Ensemble, 04.02.2014)
Regie: Thomas Langhoff
Bühne: Katrin Kersten
Kostüme: Wicke Naujoks
Musik: Hans-Jörn Brandenburg
Dramaturgie: Dietmar Böck
Mit: Cornelia Froboess (Ljubow Andrejewna Ranjewskaja, Gutsbesitzerin), Anna Graenzer (Anja, ihre Tochter, 17 Jahre alt), Laura Mitzkus (Warja, ihre Adoptivtochter, 24 Jahre alt), Martin Seifert (Leonid Andrejewitsch Gajew, ihr Bruder), Robert Gallinowski (Jermolaj Alexejewitsch Lopachin, Kaufmann), Christian Hockenbrink (Pjotr Sergejewitsch Trofimow, Student), Axel Werner (Boris Borisowitsch Simjonow-Pischtschik, Gutsbesitzer), Anke Engelsmann (Charlotta Iwanowna, Gouvernante), Thomas Wittmann (Semjon Pantelejewitsch Jepichodow, Kontorist), Hanna Jürgens (Dunjascha, Zimmermädchen), Jürgen Holtz (Firs, Diener, 87 Jahre alt), Boris Jacoby (Jascha, ein junger Diener), Detlef Lutz (Ein Stationsvorsteher), Claudia Burckhardt (Die Frau des Stationsvorstehers), Uli Pleßmann (Ein Postbeamter) und Michael Kinkel (Ein Reisender)
Musiker: Tatjana Mesar/Marina Tantanozzi (Flöte)
Sophia Baltatzi/Angelina Kartsaki (Violine)
Andreas Henze (Bass)
Joe Bauer/Mathias Trippner (Percussion)
Valentin Butt (Piano)
Premiere war am 29. Oktober 2011
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-ensemble.de
http://www.andre-sokolowski.de
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