ELEKTRA
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Das berühmte Hackebeilchen (mit den zupackenden Händen Deborah Polaskis) aus der Dieter-Dorn-ELEKTRA an der Deutschen Staatsoper Berlin, die dort bereits set 1994 sehr erfolgreich läuft und läuft und läuft... | (C) Monika Rittershaus
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Strauss' Elektra ist und bleibt ein tolles Stück Musiktheater! Das wiegt doppelt schwer, wenn man sich diesen kongenialen Text vom Hofmannsthal, der durch die Obertitel gratis mitlesbar gemacht wird, zu Gemüte führt. Das ist sehr selten, wenn nicht singulär, dass Text/Musik als künstlerische Einheit funktionieren; Strauss hatte mit seinen Textdichtern (nach Hofmannsthal war es sogar mal Stefan Zweig) zumeist doch Riesenglück; am Schluss des Opern-Oevres wurde es dann freilich etwas dürftiger und wunderlicher mit seinen Librettiangeboten. Wie dann überhaupt - um seine Reichsmusikkammer-Geschichte - hin und wieder auch sehr Fragwürdiges aus dem Griffel von ihm kam; und wir betonen das an dieser Stelle ruhig noch mal sehr laut, weil wir bis dato nicht verstehen oder nachvollziehen wollten, weshalb uns vor ein paar Wochen die Berliner Philharmoniker dieses unsägliche Scheiß-Nazi-Stück von ihm (Festmusik der Stadt Wien) zumuteten...
Elektra also:
Haben wir zwar schon ein paar Mal an der Staatsoper Unter den Linden in den unterschiedlichsten Besetzungen erlebt - doch dieses Mal interessierte uns vor allem, wie sich so das Megaaufgebot der Staatskapelle Berlin (Dirigent: Johannes Debus) in dem ziemlich tiefen und sehr räumigen Orchestergraben des Schiller Theaters machen, ja und wie die "Masse" außerdem im Saale klingen würde... Und wir waren sehr verblüfft!!
Kein Brei, kein Zugeschütte, keine Undurchdringlichkeit!!!
Fast kammermusikalisch hörte sich Elektra an - das meint natürlich nicht die Phons; das meint, dass die Akustik (für so Großbrockiges wie halt die Elektra) nirgends schwimmt. Also, wer wollte, konnte die Instrumentalparts nach und nach in seinem Ohrgehege, also nachträglicher Weise, für sich selektieren. Und das schaffte eine hörerische Kurzweil sondergleichen.
Evelyn Herlitzius in der Titelrolle war die Sensation der Aufführung! Sie sang die Andern sozusagen übern Haufen, und zugleich bewies sie einen schier vorzüglichen Gesangssensus und eklatante "Sprechkultur".
Die Leute tobten.
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Andre Sokolowski - 31. Mai 2011 ID 5221
ELEKTRA (Staatsoper im Schiller Theater, 30.05.2011)
Musikalische Leitung: Johannes Debus
Inszenierung: Dieter Dorn
Ausstattung: Jannis Kounellis
Mit: Renate Behle (Klytämnestra), Evelyn Herlitzius (Elektra), Emma Vetter (Chrysothemis), Reiner Goldberg (Aegisth), Hanno Müller-Brachmann (Orest) u. a.
Chor der Deutschen Staatsoper Berlin
(Choreinstudierung: Eberhard Friedrich)
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 27. März 1994
Weiterer Termin: 3. 6. 2011
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
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