WINTERREISE
von Elfriede Jelinek
|
André Jung als Papa und Wiebke Puls (von der man bloß die Hände sieht) als Ich-Erzählerin, sprich Jelinek, im WINTERREISE-Gastspiel der Münchner Kammerspiele am 20. Juni 2011 im DT Berlin - Foto (C) Münchner Kammerspiele/Julian Röder
|
Die kommende Spielzeit am DT Berlin wird mit der Winterreise von Elfriede Jelinek eröffnet; inszenieren wird sie Andreas Kriegenburg.
Das neue Jelinek-Stück hat schon überall Furore gemacht - zuletzt gab es den Mühlheimer Dramatikerpreis 2011 hierfür.
Vollkommen zurecht!
Sie (Jelinek) ist wohl die Einzige im deutschsprachigen Raum, die noch Theaterstücke schreiben kann - - ich finde - und so sehr ich stieläugiger Weise such' und such' und such' - nichts annähernd Vergleichbares zu ihr [und meine eignen Texte selbstverständlich ausgenommen!]; ja und dabei ist die Winterreise, wenn man sie philisterhaft betrachtet, eigentlich "bloß" ein gigantisches Stück Ich-Prosa mit bisschen Schubert (Jelinek spielte/spielt selber Schubert am Klavier) und reiht sich logisch in die off'ne Werkliste der ätzendsten unter den Ich-Erzählerinnen unsrer Hemisphäre ein...
Aber diese Theaterleute - nichts gegen Theaterleute!! - fressen ihr ja ohnehin seit Jahren und Jahrzehnten aus der Hand; da könnte sie mit was auch immer "angetreten" kommen: Jelinek ist/bleibt, egal was sie da "liefert", IMMER inszenier- und spielbar!!!
Und so geht es also in der Winterreise auch dann dieses Mal um Jelinek und Jelinek und um die Zeit und Zeiten um die Jelinek; sie hält uns, wie sooft, brutalstmöglicher Weise einen Spiegel vors Gesicht - und justament erkennen wir uns kaum und nicht, d. h. wir wollen uns dann justamenter Weise kaum und nicht wiedererkennen; Jelinek, wenn sie uns über sich erzählt, meint freilich dann auch uns und nicht nur sich... und ihre Mutter, ihren Vater, Kampusch's 3096 Tage Gefangenschaft, die Bankenkrise usw. usf.
"Was zieht da mit, was zieht da mit mir mit, was zieht da an mir? Mein Schatten kann es nicht sein, den habe ich ans Vorbei abgegeben, der war die ganze Zeit hinter mir, bin schon mehrmals an ihm vorbei, er wollte nicht mit, er wollte nicht mitziehen mit mir." (Anfang der Winterreise von Elfriede Jelinek)
Die Münchner Kammerspiele gastierten jetzt mit ihrer sensationell gut gemachten Produktion. Man weiß nicht, wo beginnen mit den Lobeshymnen. Alles stimmt!!!
Die Schauspieler scheinen untoppbar!!!!!
Kristof Van Boven zum Beispiel spielte Natascha Kampusch - und zwar atemberaubend - - und ich wäre die drei Stunden Spieldauer nicht mal im Traum darauf gekommen, dass "sie" doch vielleicht von einem Mann hätte verkörpert werden können; war dann aber so.
Sensationell, wie gesagt!!!!!!!!!!
|
WINTERREISE von Elfriede Jelinek in einer Produktion der Münchner Kammerspiele - Foto (C) Münchner Kammerspiele/Julian Röder
|
Ob ihr das annähernd hinkriegtet wie die Münchner, liebe Freunde vom DT?
Andre Sokolowski - 21. Juni 2011
ID 5258
|
WINTERREISE von Elfriede Jelinek (Deutsches Theater Berlin, 20.06.2011)
Regie + Bühne: Johan Simons
Kostüme: Dorothee Curio
Musikalische Konzeption: Christoph Homberger, Martin Schütz und Jan Czajkowski
Dramaturgie: Julia Lochte
Mit: Benny Claessens, Jan Czajkowski, Bendix Dethleffsen, Katja Herbers, Stefan Hunstein, André Jung, Wiebke Puls, Hildegard Schmahl und Kristof Van Boven
Gastspiel der Münchner Kammerspiele
Weitere Infos siehe auch: http://www.muenchner-kammerspiele.de
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
DEBATTEN & PERSONEN
FREIE SZENE
INTERVIEWS
PREMIEREN- KRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
URAUFFÜHRUNGEN
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|