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nachDRUCK # 6

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Rosinenpicken (174)

Schleef/Goethe



Der gute Armin Petras, der dem Maxim Gorki Theater Berlin nun bald den Rücken kehren wird, um sich im schwäbischen Stuttgart (als Theaterleiter) neu zu erfinden, ist ja auch außer ein guter Regisseur zudem auch noch ein guter Stückeschreiber. Als Fritz Kater, was sein Pseudonym als Stückeschreiber ist, "besitzt" er selbstverständlich auch eine höchsteigene Poetik - was wir damit sagen wollen: Dass die Beiden freilich keinen Nachholebedarf in puncto Inputs haben sollten...

Als ein solches (= Input) müsste allerdings die Riesenschrift Droge Faust Parsifal von Einar Schleef - dem vielzu früh verstorbenen Giganten des Theaters - abklassifiziert sein. Sie ist einesteils zwar unterhaltsam, weil sie luftig-leicht geschrieben ist, doch andernteils so unbedeutend-überflüssig wie wohl keine zweite außer ihr. Schauspieleleven und Theaterwissenschaftsstudenten könnten u. U. aus ihr einen erleuchtenden Gewinn erzielen, denn es geht in ihr ja wahrlich nicht allein um Goethe oder Wagner, sondern auch um Walter Ulbricht, Bertolt Brecht, Vladimir Horowitz und Jesus Christus und und und; also wenn Schleef dann einmal angefangen hatte, etwas vor sich hin und für "uns Alle" auszubreiten, fand er schwer ein Ende, ja und grenzenlos (in Allem!) war er sowieso und überhaupt.

Jetzt sind dem Petras und Jens Groß (Dramaturgie) - trotz aller umständlichen Einwände von uns (s. o.) - eine sehr treffliche und auch sehr kurzweilige Eins-zu-eins-Verbindung zwischen Goethes Faust und jenen Goethes-Faust-Abschnitten aus dem Schleef-Essay als Stück geglückt - es heißt jetzt nur noch Droge Faust; ja und in ihm werden, hübsch abwechselnd verteilt, die jeweiligen Highlights von dem Goethe und dem Schleef zitiert.

Anja Schneider, Thomas Lawinky, Berndt Stübner machen aus dem Potpurri ein wunderbar gesprochenes sowie artifiziertes Kammerspiel - der Zuschauer sitzt fast in Griffnähe vor ihnen und wird in das "Kurzgeschehen" sozusagen einverleibt. Es fließen viele Säfte (= Droge!), Alkoholaussehendes und Erdbeermarmeladensaft besudeln nach und nach die niedlich-kleine Bühne...

Quintessenz für uns, die Rezipienten: Armes Mädchen wird von bösem Mann verlockt, verführt, verbraucht; ja und der Teufel hat bei Alledem, wie meistens bei den schlimmen Sachen, höchstwahrscheinlich seine Hand im Spiel. Und Schuld wären dann also immer diese Drogen oder so.

Lohnt sich zu sehen und zu hören, ja!!




Thomas Lawinky muss in Droge Faust jetzt erst mal kräftig Einen heben, ganz im Hintergrund verwundert sich dann Anja Schneider (Gretchen) über diese Trunksucht - Foto (C) Thomas Aurin

Andre Sokolowski - 26. April 2012
ID 5881
DROGE FAUST (Studio des Maxim Gorki Theaters, 25.04.2012)
Regie: Armin Petras
Ausstattung: Patricia Talacko
Musik und Video: Rebecca Riedel
Dramaturgie: Jens Groß
Mit: Anja Schneider, Thomas Lawinky und Berndt Stübner
Berliner Premiere war am 26. Februar 2012
Letzte Vorstellung: 24. 5. 2012
Eine Koproduktion mit dem Centraltheater Leipzig


Weitere Infos siehe auch: http://www.gorki.de


http://www.andre-sokolowski.de



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