Köllsche
Meistersinger
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Tumulte in den Köllschen Meistersingern, inszeniert von Uwe Eric Laufenberg - Foto (C) Oper Köln/Klaus Lefebvre
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Uwe Eric Laufenberg ist Kölner. Und seit dieser Spielzeit Intendant der Oper Köln. Das passt. (Vor Köln war Laufenberg zum Beispiel Intendant des neu erbauten Hans-Otto-Theaters Potsdam. Da konnte er - auch weil es ein Mehrspartentheater ist - zwischen den einzelnen "Gewerken" hin und her wechseln; hat er auch, zumeist erfolgreich, so gemacht. Er kommt ja eigentlich vom Schauspiel her, trat selbst sogar als Schauspieler, als er noch ziemlich jung war, auf. Dann machte er in Sachen Oper; ja und heute zählt er wohl zu den meist gefragtesten Opernregisseuren der Bundesrepublik, aber auch international...)
Jetzt hatte er - als Quasi-Einstand seiner Chefzeit an der Kölner Oper - Wagners Die Meistersinger von Nürnberg, letzten Herbst schon, auf die Bretter gewuchtet. Wir sahen uns das an, und wir erlebten einen begnadet witzigen Theaterabend.
Laufenberg machte die Meistersinger zu einer Zeitreise, die drei Riesenakte spielen a) im Mittelalter, b) zur Biedermeierzeit, c) heute. Das macht dahingehend einen Sinn, weil diese Zeitreise halt a) aufs Herkünftliche dieser Meistersingerei, b) auf Wagners Revoluzzertum während der 1848er Barrikadenschlacht und c) auf Köln & Köllsches allgemein und im Besonderen abhebt. - Noch nie habe ich so eine heiter-einleuchtende Festwiese wie hier gesehen und gehört: Der Laufenberg spielt mit dem "Spiel im Spiel" und lässt die Kölner Köllsche (mit viel Kölsch und so) live rechts vorm Opernhaus und vis à vis des 4711-Ladens am Offenbachplatz sein; Holzbänke und Holztische sind als Partymeile aufgebaut; die Köllschen sitzen draußen in der Sonne und lassens richtig partymäßig krachen, es gibt also literweise Kölsch und so... ja und man wundert sich nicht schlecht über das blödsinnge Notgestammel eines Sixtus Beckmesser, der mit viel Arg versucht, hinters "Geheimnis" des von ihm zuvor geklauten Preisliedes vom jungen Stolzing zu gelangen.
Überhaupt muss von einer auch musikalisch großartigen Aufführung im Nachhinein gesprochen werden: Das Gürzenich-Orchester ist ein Faustpfand dieser so besonders lustigen und sonnigen Stadt am Rhein. Sein Streicherklang ist herzig warm, die Bläser spielen kräftig, um nicht gar zu sagen ungehemmt; im Ganzen eine gute, bravouröse Mischung. Markus Stenz gibt deutlicher denn je die Takte an - auch das Zusammenspiel (Chor und Orchester) funktioniert so gut; ich habe schon Meistersinger-Vorstellungen in "bedeutenderen" Häusern erlebt, wo es an Synchronisitäten nur so mangelte; wir nennen hier an dieser Stelle, höflich wie wir sind, auch keine Namen weiter.
Robert Holl, landauf-landab als Sachs nicht klein und auch nicht alt zu kriegen, ist nun auch Primär-Protagonist am Kölner Haus; Respekt! Den stärksten, auch darstellerischsten Eindruck lieferte hingegen Johannes Martin Kränzle, der einen gutfigurigen und gar nicht lächerlichen Beckmesser zum Besten gibt; sein Spielwitz hat betont Intelligenz und Würde; welch grandioses Menschenbild!! Barbara Haveman, zum Dritten, glänzt und leuchtet als ein Evchen mit erkennbar ausbaufähigerem Stimmmaterial als wie sie bietet oder uns zu bieten willens ist; der Laufenberg wird sie bestimmt in Bälde als Isolde oder als Brünnhild "verwenden", wenn sie weiterhin so machte.
Fulminanter Chor der Oper Köln (Choreinstudierung: Andrew Ollivant)!!!
Wir sind begeistert.
Andre Sokolowski - 25. April 2010 ID 4600
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DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG (Oper Köln, 25.04.2010)
Musikalische Leitung: Markus Stenz
Inszenierung: Uwe Eric Laufenberg
Ausstattung: Tobias Hoheisel
Besetzung: Robert Holl (Sachs), Bjarni Thor Kristinsson (Pogner), Johannes Martin Kränzle (Beckmesser), Martin Kronthaler (Kothner), Marco Jentzsch (Stolzing), Carsten Süß (David), Barbara Haveman (Evchen), Dalia Schaechter (Magdalene) u. v. a.
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester
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Weitere Infos siehe auch: http://www.operkoeln.de
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