CASSANDRA /
ELEKTRA
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Piero Terranova als Egisto sowie Susan Anthony als Clitennestra in CASSANDRA von Vittorio Gnecchi an der Deutschen Oper Berlin - Foto(C) Barbara Aumüller
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Doppelprojekte funktionieren gut. Der Vorgänger, in dieser Art, war Das Gehege / Salome, das in der letzten Spielzeit an der Bayerischen Staatsoper für großes Aufsehen und volle Kassen sorgte; Kent Nagano hatte sich zu dem Behuf mit William Friedkin (Exorcist) gemein getan, und rausgekommen war eine - vor allem für's Gehege (Rihm-Einakter) - ansehnliche, hörenswerte Produktion.
Nicht auszuschließen also, dass auch Kirsten Harms sowie Leopold Hager dieses kannten, weil: Sie machten es den beiden dann mit ihrem Doppel-Abend nach. Bei Harms jedoch -im Gegensatz zum Münchener Experiment - war Logik in der Werkauswahl (Cassandra Gnecchi's & Elektra Hofmannsthal's und Strauss') und allergrößte Feinarbeit in den Figurenzeichnungen und -konsequenzen ungleich besser noch bemerkbar. Hager führte sowieso, was im Voraus auch ahnbar war, verblüffend durchsichtig ein diesen Abend außerordentlich gut drauf seiendes Hausorchester... doch, doch, doch: Die Deutsche Oper scheint - auch Tiefland hatte das bewiesen - auf dem besten Weg zu ihrem alten guten Ruf zu sein; das Repertoire macht's halt, und Strauss und Wagner und Puccini oder Verdi (sog. Verdi-Wochen finden Februar bis März dann statt) sind nun mal hausgemachte Pralinés, da kann die Konkurrenz sich mühen wie sie will...
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Vom vielen Alpträumen etwas zerzaust und ziemlich mitgenommen aussehend Jane Henschel als ELEKTRAs Mutter Klytämnestra an der Deutschen Oper Berlin - Foto (C) Barbara Aumüller
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Weswegen wir hier nochmals auf Cassandra & Elektra - denn Hans Weger hatte schon am 9. 11. über sie berichtet - eingehen, liegt an der Neubesetzung der Elektra, denn:
Eva Johansson sang sie erstmals an der Deutschen Oper!
Sie ist ja ein echtes Haus-Kind; in zig Friedrich-Produktionen sang sie alles Mögliche; sie fing als Lyrische, um es salopp zu sagen, an. Ich hatte sie hier als Tatjana im Onbegin (an der Seite Hampsons) oder als Elisabeth im Tannhäuser erlebt. Jetzt hat sie einen Fachwechsel gemacht; sie wird auch die Brünnhild im Ring bald geben.
Also: Sie beginnt die Titelrolle in Elektra was verhalten, und man denkt "o Mann, das geht nicht gut" und bangt aufs Hehreste mit ihr. Aber dann platzt an irgendeiner Stelle in dem Stück der Knoten, und sie steigert sich in einer schier dem tollwütigsten Treiben inne wohnenden Verfassung. Erst die Mutter-Tochter-Szene - nicht zu übertreffen, nach wie vor, Jane Henschels Klytämnestra - bringt Johansson nach und nach in Rage. Ihre Spitzentöne haben plötzlich Kraft, Exaltik und geradezu brutale Härte. Sie kann spielen, auch! Die Wiedersehensszene mit Orest macht einem Gänsehaut!!
Und überhaupt ist dieser ganze Abend in der Anhäufung von glückvoll-musikalischen wie glückhaft-szenischen Momenten als ein Doppel-Glück an sich zu sehen; Harms (Regie) hat hiermit eindeutig bewiesen, dass sie expemplarisch inszenieren kann.
Andre Sokolowski - 21. Januar 2008 ID 3658
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CASSANDRA/ELEKTRA (Deutsche Oper Berlin, 19.01.2008)
Musikalische Leitung Leopold Hager
Inszenierung: Kirsten Harms
Ausstattung: Bernd Damovsky
Besetzung CASSANDRA: Porta, Anthony, Walewska, Terrnova, Walker u. a.
ELEKTRA: Henschel, Johansson, Uhl, Ulrich, Walker u. a.
Chor der Deutschen Oper Berlin
(Choreinstudierung: William Spaulding)
Ochester der Deutschen Oper Berlin
Premiere war am 5. November 2007
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Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de
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