Premiere 20. April 2007, Grillo Theater (Box) , Essen
Der Tod und das Mädchen – Prinzessinnendramen 1-3
Von Elfriede Jelinek
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Nadja Robiné (Schneewittchen), Fritz Fenne (Jäger) | Fotograf: Diana Küster
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Elfriede Jelinek hat den Literaturnobelpreis 2004 ausdrücklich für "den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen" bekommen. Da darf der geneigte Zuschauer also einiges erwarten, wenn die Märchenmädchen Schneewittchen, Dornröschen und Rosamunde auf die Bühne treten und in den Worten, die Frau Jelinek ihnen geschrieben hat, sich über das Dasein als Prinzessin äußern. Nicht erwarten darf er eine bloße Nacherzählung der bekannten Stoffe. Vielmehr sind die Mythen nur Spielvorlage für Jelinek-typischen Reflektionen über den Assoziationsraum Frau. Sprachmächtig kommt der Text daher, dem Zuschauer wird einiges an Konzentration abverlangt. aber mitunter auch witzig mit so schönen Sätzen wie: "Oh meine Oberschenkel, mein Po, vergebt mir, dass ich was ihr seid aus euch gemacht hab!" Da lachen im Publikum vor allem Frauen.
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Nadja Robiné (Rosamunde) | Fotograf: Diana Küster
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Ein solcher Text, bloß aufgesagt, könnte trotz seiner Fülle an Bedeutungsräumen auf die Dauer anstrengend und/oder langweilig werden. Regisseurin Sandy Tomsits weiß dem Bilder und Spielszenen entgegen zu setzen, die Texte damit zu erklären, zu erweitern, zu brechen oder neu zu interpretieren. Und sie überlässt den Schauspieler/innen Raum, die Worte mit Leben zu füllen. Vor allem Nadja Robiné gelingt es an diesem Abend, virtuos mit Stimmungen zu spielen, Klischees zu zitieren, ohne ihnen zu verfallen, Figur zu sein und gleichzeitig deren Abstraktion. Aber auch die anderen Ensemblemitglieder vermögen diesem Abend zwischen Intellektualität und Groteske mit ihrem Spiel Auftrieb zu geben. Ute Zehlen als Dornröschen und ihr Prinz Rezo Tschchikwischwili, die beide als Bunny verkleidet rammeln wie die Karnickel, sowie Fritz Fenne als Tod in Verkleidung eines Jägers, der auch Teile der Winterreise schaurig schön singen kann. Und wo der Tod für Schneewittchen als Jäger kam, kommt er für Rosamunde als Jägermeister. Nur einer von vielen kleinen inneren Bezügen im Stück.
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Ute Zehlen (Dornröschen), Rezo Tschchikwischwili (Prinz) | Fotograf: Diana Küster
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Und wo endet die Prinzessin nach dem Kuss des Prinzen? In der Küche vermutlich. Das legt das Bühnenbild (Monika Diensthuber) nahe. Im trauten Heim eben. Da versammeln sich Mutter und Tochter mit ihren Männern beim Apfelkuchen. Von hier ab Strindberg könnte man sagen. Davor aber achtzig Spielminuten Theater auf in jeder Beziehung hohem Niveau.
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Sven Lange - red / 20. April 2007 ID 3151
Der Tod und das Mädchen: Prinzessinnendramen I-III
von Elfriede Jelinek
Premiere am 20. April 2007 in der Box, Schauspiel Essen
Regie: Sandy Tomsits
Bühne und Kostüme: Monika Diensthuber
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-essen.de
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