3. August 2007, Haus Wahnfried (Bayreuth)
Festspiel-Soirée mit Cheryl Studer, Friedrich-Wilhelm Junge und Semion Skigin
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(C) http://www.wagnermuseum.de
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Auch randseitig vom diesjährigen Festspieltrubel kann und soll, wer keine Karten für den Grünen Hügel kriegte, sehr mondänig unterhalten werden. Im Haus Wahnfried beispielsweise (Ex-Familiensitz der Wagners - heute als das "Richard-Wagner-Museum" betrieben und genutzt) herrscht Hochsaison: Neun Exklusiv-Programmpunkte laden zu einem jeweils 99köpfigen Beisammenweil'n mit Wagners eigenem privatem und von Steinway 1876 frank und frei gesponsertem Salonflügel im größten Raume dieses Hauses - dem Salon halt - ein. Mondän, doch! Wie gesagt:
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Denn Dr. Sven Friedrich (Wahnfried-Hausherr) wird so kurz hintereinander von den beiden Mitwirkenden der Eröffnungs-Soiree aus seinem kreativen Vorbereitungs-Warm-Up rausgerissen. Nach und nach beparken nämlich zwei Mercedes-Limousinen Wahnfrieds Vorplatz linkerseits der kupfergrünen Ludwigbüste. Eine trägt das Kennzeichen für Würzburg, und die andere für Meißen. Professorin/Operndiva (Cheryl Studer) und der Ostkönig des Rezitierens (Friedrich-Wilhelm Junge) geben sich ein Stelldichein... und müssen freilich vorher erst mal an der Haustür klingeln.
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Wiedersehens- und Begrüßungsfreuden.
Nur der hochberühmte Pianistbegleiter (Semion Skigin) scheint per Fuß schon angereist zu sein; ihn haben wir im Vorgeschehen leider nicht, noch nicht gesichtet...
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Nun: 10 Strauss-Lieder, 'ne Marschallinnen-Kurzszene aus Rosenkavalier und 22 Blätter Lyrik (davon 13 Benn-Gedichte!) stehen auf dem anspruchsvollen Soireeprogramm unter dem irrführlichten Titel "Die Zeit ist ein sonderbar Ding".
Und Studer, Junge, Skigin machen ihre Sachen ziemlich gut. Der Diva merkt man schon noch an, dass sie wohl einmaleinst eine der größten Sopranistinnen der Opernweltgeschichte war. Dem Rezitator, einer wahren Koryphäe für so bunte Abende, gelingen sprechlerische und gestalterische Meisterstücke Loriot'schen Ausmaßes. Und der Klavierbegleiter tut im Ganzen, und ganz insbesondere durch seine adelig zurückhaltende Art, gefallen; Wagners Flügel klang und klingt wie eh und je.
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Ein Blick quer durch die Reihen (99 Exemplare Publikum) stimmt heimiglich und heimatlich zugleich: Seh'n alle aus wie Wagner, völlig gleich ob Mann, Frau oder Balg. Verehrungswürdig und verfolgungswahngeneigt.
In Bayreuth gehn die Uhren schon seit Ewigkeiten anders.
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Andre Sokolowski - 6. August 2007 ID 3382
Richard-Wagner-Museum Bayreuth (Haus Wahnfried) /
Festspiel-Programm 2007
3. 8. 2007
"Die Zeit ist ein sonderbar Ding"
Cheryl Studer, Sopran
Friedrich-Wilhelm Junge, Rezitation
Semion Skigin, Klavier
5. 8. 2007
Schubert, DIE WINTERREISE
Robert Holl, Bass
Semion Skigin, Klavier
7. 8. 2007
Werke von Wagner (Transkriptionen von Franz Liszt)
Albert Mamriev, Klavier
13. 8. 2007
Thomas Mann, WÄLSUNGENBLUT
Hans-Jürgen Schatz, Lesung
15. 8. 2007
Richard Strauss, ENOCH ARDEN
Frank Albrecht, Rezitation
Günther Albers, Klavier
Marcus Lobbes, Regie
17. 8. 2007
Lieder von Strauss und Schumann
Arnold Bezuyen, Tenor
Jendrik Springer, Klavier
19. 8. 2007
"Wagner à la francaise"
Konzert der Hochschule für Musik und Theater Rostock
24. 8. 2007
Werke von Brahms und Beethoven
Yorck Kronenberg, Klavier
Weitere Infos siehe auch: http://www.wagnermuseum.de
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