Zum Tod des Schauspielers
Wolfgang Höper (1933-2020)
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Wenn es in diesen Zeiten der ständig wechselnden Ensembles und der jettenden Bühnenstars einen gab, den man einen „Stuttgarter Schauspieler“ nennen durfte, so war er es: Wolfgang Höper. Dabei stammte er aus Braunschweig. Aber seit er 1966, gerade 33 Jahre alt, an das Württembergische Staatstheater kam, hat er die Landeshauptstadt lediglich für einen sehr kurzen Ausflug nach Düsseldorf verlassen. Er hat alle Stuttgarter Intendanzen des vergangenen halben Jahrhunderts überlebt, von manchen Direktoren, allen voran dem großen Peter Palitzsch, mehr, von anderen weniger geliebt.
Sein hervorstechendstes Merkmal war seine sonore Stimme, die ihn auch zu einem gefragten Radiosprecher beförderte. Er bediente sich beim Sprechen eines Singsangs, wie man ihn gemeinhin eher an österreichischen als an deutschen Bühnen pflegt. Er verlieh Höper eine sanfte Freundlichkeit, wie er denn überhaupt eine sympathische Ruhe ausstrahlte, der man einen Bösewicht nur ungern abnahm. Wolfgang Höper gehörte nicht zu den „modernen“ Schauspielern, denen Selbstverwirklichung mehr bedeutet als Rollengestaltung. Er war auch keine Rampensau, sondern immer ein Ensemblespieler, in konzentriertem Zusammenwirken mit den Partnern auf der Bühne. Er war ein Verwandlungsschauspieler der alten Schule, und er ging in den Figuren auf, die er zu verkörpern hatte. Unvergessen sein Kenneth Baxter in John Hopkins‘ Diese Geschichte von Ihnen in der Regie von Peter Palitzsch und mit Traugott Buhre als Gegenüber oder sein Saladin in Hansgünther Heymes Nathan der Weise. Aber Höper konnte auch komisch sein, allerdings auf eine subtile Art. Zur Knallcharge ließ er sich kaum je verführen. Immerhin hat er an unzähligen Fernseh- und Hörspielen mitgewirkt. Aber nicht unter seinem Niveau.
Jetzt wurde bekannt, dass Wolfgang Höper am 25. Mai 87jährig gestorben ist. An COVID-19. Gnadenlos.
Thomas Rothschild – 30. Mai 2020 ID 12271
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