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Neue Stücke

"Wo ist der

Dolmetsch?"

DIE SCHUTZBEFOHLENEN von Elfriede Jelinek


Bewertung:    



Die Schutzbefohlenen werden derzeit landauf-landab gespielt; die Uraufführung fand im letzten Herbst in Hamburg statt - selbige Steman-Inszenierung wurde prompt dann zum Theatertreffen eingeladen. Jetzt und hier reiste das Burgtheater Wien mit seiner Sicht der Dinge an die Spree...

"Als Reaktion auf die Flüchtlingsproteste vor und in der Wiener Votivkirche 2012 und auf die Dramen, die sich auf dem Mittelmeer vor Lampedusa abspielen, lässt Elfriede Jelinek in ihrem neuesten Stück einen Chor von Flüchtlingen zu Wort kommen. 'Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da', heißt es in dem bild- und sprachmächtigen Oratorium. Jelinek verschränkt die heutigen Tragödien der Schutzsuchenden mit Motiven aus Aischylos’ Tragödie Die Schutzflehenden und konfrontiert uns mit der bitteren Wahrheit, dass die Menschenrechte eben nicht für alle gelten, sondern nur für die, die sie sich leisten können." (Quelle: deutschestheater.de)

*

Die Jelinek'schen Stücke, insbesondere der letzten Jahre, sind - wie allgemein bekannt sein dürfte - Fließtextungetüme, und es braucht für sie daher besonders (gegenüber selbigen [den Fließtextungetümen]) "distanzierte" Regisseure mit verschlagenheitsträchtigem Handwerk, etwas Musikalität und theatralem Witz. Der ernsten Zynik und dem aktuellpolitisch-hochsystemkritischen Impetus seiner Autorin kann nicht anderweitig und schon gar nicht adäquat begegnet werden, wenn man diese auf Distanz zielende Macher-Grundregel missachtet oder gar versucht, auf eig'ne Wege hinter das Geheimnis Jelinek zu kommen.

Der zumeist auf seinen manischen Minimalismus sich berufende Starregisseur Michael Thalheimer sollte nunmehr grandios an einer Umsetzung eines doch eingestandner Maßen diesmal ziemlich sperrigen und unsinnlichen Textes der Literaturnobelpreisträgerin verzweifeln und letztendlich scheitern - dieses gestern Abend (anlässlich des Gastspieles des Burgtheaters Wien) erlebt haben zu müssen, machte mehr als nüchtern und betroffen:

Worum's Jelinek und ihrem Stück gegangen war, haben wir oben schon in einem Web-Zitat von der DT-Homepage verlauten lassen - Dieses also lag dem Thalheimer so vor, ja und ihm fiel nichts Sperrigeres und nichts Unsinnlicheres zur Umsetzung der (sperrig-unsinnlichen) Vorlage dann ein als sie (zumeist) im Sprechchor ablassen zu lassen; was die Einstudierung dieser Sprech-Tortour für die gastiert habenden 16 Burgtheater-MimInnen allein an Zeit und Kraft als wie rhythmischer Musikalität bedeutete, kann nur erahnt werden - - was für ein Aufwand! welcher minimaler "Nutzen"; denn:

Es stellt sich keinerlei emotionale Wärme, keinerlei emotionale Wut beim Rezipienten ein. Nur Abgestumpftheit, Langeweile. Grund hierfür sind freilich auch die diesmal hochextremen Jelinek'schen Allgemeinplätze, mit andern Worten ausgedrückt - es fehlt dem Stück, es fehlt der Inszenierung eine Art von Seele. Ja und wenn man halt dann keinen ganz konkreten "Fall" sich vornimmt und versucht, anhand von diesem "Fall" etwas zu klären, etwas zu verdeutlichen, bleiben die Nachvollziehbarkeiten Richtung Herzgegend natürlich aus; wo halt nix ist, kann nix geholt werden.

Peinlichst berührt.
Andre Sokolowski - 23. Juni 2015
ID 8722
DIE SCHUTZBEFOHLENEN (Deutsches Theater Berlin, 22.06.2015)
Regie: Michael Thalheimer
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Katrin Lea Tag
Musik: Bert Wrede
Chorleitung: Marcus Crome
Licht: Friedrich Rom
Dramaturgie: Klaus Missbach
Gesang: Anna Manske
Mit: Jasna Fritzi Bauer, Alexandra Henkel, Christiane von Poelnitz, Stefanie Reinsperger, Catrin Striebeck, Adina Vetter, Lucas Gregorowicz, Tino Hillebrand, Daniel Jesch, Marcus Kiepe, André Meyer, Tilo Nest, Thomas Reisinger, Daniel Sträßer und Stefan Wieland
Uraufführung am Thalia Theater Hamburg: 12. September 2014
Gastspiel des Burgtheaters Wien
AUTORENTHEATERTAGE BERLIN 2015

Weitere Infos siehe auch: http://www.deutschestheater.de/


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de

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