Schneidige Akrobatik
CE QUE LE JOUR DOIT À LA NUIT mit La Compagnie Hervé Koubi
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Foto (C) Didier Philispart/Saut de Main
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Bewertung:
Kraftvolle junge Männer wirbeln durch die Luft und überschlagen sich. Sie werden von anderen Männern getragen, geworfen und stürzen dann aus großer Höhe wieder in die Arme ihrer Mittänzer. Sie fassen sich an den Händen, tanzen in Reih und Glied, brechen synchrone Bewegungen jedoch wiederholt auf, um neue Bewegungsmuster einfließen zu lassen. Sechzehn Tänzer aus Algerien, Marokko und Burkina Faso bringen in einem aufregenden Tanzgastspiel im Bonner Opernhaus eine beeindruckende Performance auf die Bühne. Die Tänzer der Compagnie des französisch-algerischen Choreographen Hervé Koubi performen die schnellen Bewegungen barfuß, mit freiem Oberkörper, nur gekleidet in Leinen über weißen Leggins. Sie wirken in ihrem Habitus und Gestus stets viril, bestimmt und strahlen ein gewisses Pathos aus.
Vor Beginn der Tanzaufführung verliest Hervé Koubi, neben seiner Laufbahn als Tänzer und Choreograph übrigens auch promovierter Pharmazeut, ein Grußwort in deutscher Sprache. In diesem beschreibt er, dass er erst sehr spät erfahren hat, dass seine Großeltern Araber waren. Diese Erkenntnis trug dazu bei, dass er sich choreografisch dieser Region widmete. Mit Tänzern aus diesen Regionen – überwiegend Straßentänzer und Hip-Hopper - entwickelte er so die eigene, manchmal improvisiert wirkende Choreographie Ce que le jour doit à la nuit (zu Deutsch: Die Schuld des Tages an der Nacht). Die sehr kraftvolle Choreografie wurde weiterentwickelt aus dem, was die Tänzer aus ihren Auftritten in ihren Heimatländern mitbrachten. Somit ist der Abend durchaus von Show-Tanz und Akrobatik geprägt.
Immer wieder vermischen sich choreographische Elemente. Oft tanzen verschiedene Gruppen parallel synchron unterschiedliche Formationen. Die Tänzer stehen wiederholt mit dem Rücken zum Publikum und man sieht nur ihre bebenden Schultern. Vieles mutet auch für den geübten Tanztheaterbesucher gewöhnungsbedürftig und neu an. Die Klänge von Johann Sebastian Bach oder Antonio Vivaldi (Die vier Jahreszeiten in einer postmodern verfremdeten Version und Sufimusik) kontrastieren mit dem effektvollen Bühnengeschehen. Die Einspieler vom Band geben dem Schauspiel eine gewisse Tiefe und schaffen kontemplative Momente. Mit viel Phantasie lassen choreographische Elemente Assoziationen zum Arabischen Frühling und der Flüchtlingswelle zu.
Bei gar zu gefährlich anmutenden Einlagen sind einige Laute des Erschreckens im Publikum zu vernehmen. Überhaupt ist es schwer, bei dieser tänzerischen Rhythmik ruhig auf den Sitzen zu bleiben. Einige Zuschauer schüttelte ihre Begeisterung so durch, dass sich lang sitzender Husten löste. Bloßer Ausdruck des Miterlebens einer zum Finale hin stetig steigenden Spannung? Das durchaus außergewöhnliche Schauspiel besticht mit starken Momenten und einer fremdländisch anmutenden Bildersprache.
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Foto (C) Nathalie Sternalsk
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Ansgar Skoda - 16. März 2017 ID 9912
CE QUE LE JOUR DOIT À LA NUIT (Opernhaus Bonn, 11.03.2017)
Choreografie: Hervé Koubi
Mit: Abdelghani Ferradji, Mourad Messaoud, Houssni Mijem, El Houssaini Zahid, Zakaria Ghezal, Najib Meherhera, Giovanni Martinat, Lazhar Berrouag, Riad Mendjel, Mohamed Medelsi, Bendehiba Maamar, Adil Bousbara, Issa Sanou, Ayoub Touabe, Mohammed Elhilali und Ismail Oubbajaddi
Uraufführung im Pavillon Noir in Aix-en-Provence war am 31. Januar 2013.
Weitere Infos siehe auch: http://www.cie-koubi.fr/
Post an Ansgar Skoda
http://www.ansgar-skoda.de
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