T/HE/Y
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(C) HAU Hebbel am Ufer
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Bewertung:
Zwei Wochen währt das Festival unter dem provokanten Titel "Männlich Weiß Hetero" [s. Plakatmotiv re. o.] und "hinterfragt die Machtposition einer Figur, die in den Kulturwissenschaften als der 'Weiße Heterosexuelle Mann' beschrieben wird. Lange Zeit besaß sie das Privileg, die standardisierte 'Benutzeroberfläche' westlicher Gesellschaften zu sein." (Quelle: hebbel-am-ufer.de)
Uns hatte es jetzt kurz vor Festivalschluss ins HAU3 verschlagen...
Da gabs die Performance T/HE/Y zu erleben.
Für Uneingeweihte hier die Auflösung des mehr im queeren Umfeld strapazierten Sammelkürzels: T (für Testosteron), HE (für maskulines Pronomen), Y (für Chromosom). Alles klar soweit?
"Der spanische Tänzer und Choreograf Josep Caballero Garcia, der schon für Pina Bausch und Urs Dietrich auf der Bühne stand, sucht in seinen Arbeiten stets einen tänzerischen Umgang mit Genderfragen. Für sein neues Stück untersucht er Männlichkeit als körperliche Alltagsperformativität und nicht-biologischer Kategorie. Dafür lädt er zwei weitere Performer ein, um gemeinsam, als männlich-identifiziertes Trio, sich auf der Bühne über die jeweilig individuellen Performancepraktiken auseinander zu setzen. Mit dabei sind der Musikkünstler Black Cracker, der für seine unkonventionellen Texte schon mehrfach ausgezeichnet wurde und Océan LeRoy, seines Zeichens multimedialer Performancekünstler – beide sind bekannte Figuren der Berliner Underground-Szene." (Quelle: dto.)
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Josep Caballero García (re.) mit Black Cracker (li.) und Océan LeRoy (Mi.) in T/HE/Y im HAU Hebbel am Ufer | Foto (C) Jubal Battisti
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Was gabs nun zu sehen und zu hören?
Zunächst bewegten sich die Drei auf einem mit Kreide aufgezeichneten Kreis. / Dann hörte man paar wenige Motive aus Herzog Blaubarts Burg, und kurz nachdem die Stimme Dietrich Fischer-Dieskaus sein "Wir sind am Ziel" gesungen und sodurch der Bártok als Zitatgeber gleich wieder ausgedient hatte, gab es von den Performern jetzt drei Soli. Danach stellten sie sich vor den Kreis und riefen männlich-laut ein kurzes "Ho!", kämmten sich anschließend das Haar nach hinten (imitierend freilich bloß) und spuckten - so wie es Fußballer-Machos oftmals tun - 'nen Fladen Spucke neben sich (wieder freilich bloß imitierend). Wir vermuteten: Männerverarsche. / Alexandre Maurer hatte parallel im Hintergrund seine zwei Mischpult-Laptops aufgestellt und andere Gerätschaften, auch Schlagzeug stand bereit - akustisch wurde das ironische Mann-Spiel mal drei also von ihm mal mehr, mal weniger stark durch-/übergesäuselt... / Die Performer traten auch ans Mikro und erzählten bisschen über sich und ihre Maskulin-Klischee-Erfahrungen. Black Cracker sahen wir zudem - aber hierzu mussten wir uns erst mal nach hinten umdrehen - , wie er einen Showdance-Kurs abhielt; die zwei Anderen spielten dann währenddessen so, als wären sie in diesem Showdance-Kurs (der eigentlich ja bloß als Video hinten abgespult war) live dabei. / Océan LeRoy nahmen wir schließlich auf 'ner großen Leinwand (vorne) wahr. Er machte uns ein Einzel-Solo, während hinter ihm gleichzeitig sein Porträtfilm lief; auf dem Programmzettel lasen wir später nochmal nach: "LeRoy nimmt bewusst eine Position zwischen Mann und Frau, Musiker und Performer, Künstler und Tänzer ein." So von allem was und schön dazwischen; prima, das gefiel uns sehr. / Zum Schluss gab es noch eine erzgigantisch starke Trommel-Solo-Nummer von dem Schweizer Musiker; ganz großartig!!
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Wir wissen wieder etwas mehr vom ewig-doofen Mann.
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Andre Sokolowski - 1. Mai 2015 ID 8611
T/HE/Y (HAU3, 30.04.2015)
Konzept & Choreografie: Josep Caballero García
Performance: Josep Caballero García, Black Cracker und Océan LeRoy
Dramaturgie: Margarita Tsomou
Ton: Alexandre Maurer
Licht / Technische Leitung: Milos Vujcovic
Kostüme: Lydia Sonderegger
Mentoring: Prof. Dr. Claudia Jeschke
Produktionsdramaturgie: Mira Moschallski
Koproduktion mit Kampnagel (Hamburg)
Premiere im Rahmen von "Männlich Weiß Hetero" war am 30. April 2015
Weitere Termine: 2. + 3. 5. 2015
Weitere Infos siehe auch: http://www.hebbel-am-ufer.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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