Zeitloses
Puppendrama
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Das ist Jara Serrano (mit ihrer Puppe) | Bildquelle: jome-art.de
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Bewertung:
Die Tänzerin Jara Serrano und der Light-Trace-System-Beherrscher Jochen Merker bestritten gestern Abend eine Tanztheater-Performance im ACUDtheater von Berlin. Ihr zweiteiliger Abend war mit Unsichtbare Gedanken & Visualisierte Skulptur bezeichnet. [Ich vermeinte eine andere Reihenfolge, nämlich umgekehrt, gesehen zu haben; doch da könnte ich mich wohl auch irren, denn: Sowohl für das Eine als auch für das Andere taugen m.E. die verschriebe'en Titel.]
Und so fange ich denn also mit dem Erstgesehenen [das ich für Visualisierte Skulptur gehalten hatte] an:
Es ist ein choreografisch als wie technisch raffiniert gemachtes Wechselspiel zwischen einem sich drehenden, sich dehnenden, sich vor- und rückwärts bewegenden, sich fast mit sich verhakenden Körper, den man anfangs à la Spiderman in einem schwarzen Ganzkörpertrikot kaum wahrnimmt (weil man halt dann Schwarz in einem schwarzen Raum normaler Weise etwas schwer erkennt) und seiner visuellen Doppelung, Vermehrfachung, Veränderung auf einer Breitwandbildfläche im bühnenabschließenden Hintergrund. Dazu gibts einen vielfältigen Sound aus dem PC-Mischpult von Jochen Merker; und sofort fiel mir [dem eingestandnen Wagnerianer] freilich gleich das ausgeklügelte Zitatgeflecht aus Rheingold auf... Merker, der Ton- und Bildmensch, "attackiert" in Folge die Serrano-Spidermännin mit 'ner Art von Blitzlicht, was im Umkehrschluss ornamentale Überraschungen erzeugt. Jede Bewegung, die die Tänzerin vollführt, wird sofort in diverse Pixel übersetzt, ja und du staunst dann eben, was du alles Schönes da so siehst. / Hatte zwar nix von alledem verstanden, aber Sehen (ohne groß zu denken) ist zur Abwechslung nicht ganz so schlecht.
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Unsichtbare Gedanken & Visualisierte Skulptur (im ACUDtheater, Berlin) | Bildquelle: acud.de
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Ganz anders dann der zweite Teil.
Jara Serrano tanzt/performt mit einer Puppe...
Ich assoziierte Folgendes:
Die Puppe steht ganz absolut als Kind der Frau. Die Frau hüpft, ehe sie sich ihrer Puppe (ihrem Kind) zu widmen gedenkt, tausende Male übers Sprungseil; das erschöpft sie schon ein bisschen sehr. Dann ist der Punkt gekommen, wo die Puppe (Frau-Kind) endlich eine Rolle zugewiesen kriegt - sie scheint das Alterego von der Frau zu sein; sie ist geschminkt, sie hat ein rechtes Oberarmtattoo, ein Bauchnabelpiercing und grüne Fingernägel. Die Frau greift in das Höschen der Puppe; es ist die Stelle, wo frau sexuell erregt zu werden wünscht. Sie riecht die Puppe (Frau-Kind); und es ist gewiss der Duft von ihrem eigen Fleisch und Blut. Und hin und her und her und hin... Schließlich erdrosselt sie die Puppe mit dem Sprungseil... Und zum traurigen Finale liegt die Frau dann mit der Puppe; es sieht aus, als seien es jetzt Leichen: Frau und Puppe (Frau-Kind). // Ja, was soll man weiter dazu sagen?
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Andre Sokolowski - 12. März 2016 ID 9197
UNSICHTBARE GEDANKEN & VISUALISIERTE SKULPTUR (ACUDtheater, 11.03.2016)
Unsichtbare Gedanken
Tanz/Choreographie: Jara Serrano
Visualisierte Skulptur
Tanz/Choreographie: Jara Serrano
Light-Trace/Konzeption/Sound: Jochen Merker/Jome Art
Premiere im ACUDtheater war am 11. März 2016
Weiterer Berlin-Termin: 12. 3. 2016
Weitere Infos siehe auch: http://www.jome-art.de
http://www.andre-sokolowski.de
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