"Unkraut vergeht nicht" - Die O-TonPiraten über O-TonArt und die Zukunft des Playback
|
Foto (C) O-TonArt
|
Wer sind die O-TonPiraten?
Die O-TonPiraten sind Theodor van den Boom, André Fischer, Chrille Fritz, Tillmann C. Jakob und Jochen Paul. Am 14. Januar dieses Jahres haben wir hier im Kulmer Kiez im Hinterhof unser eigenes Theater, das O-TonArt, mit "Roemisch V", einer 100-minütigen, zeitkomprimierten Sandalen-Reise durch das römische Imperium, eröffnet.
Was ist die O-TonArt eures O-TonArt?
Wenn die Leute Playback und Travestie hören, geht bei ihnen allgemein eine Schublade auf. Wir nennen unsere Shows 'Spielfilmshows'. Travestie macht sich über eine Figur lustig, parodiert oder persifliert sie. Wir machen es anders. Wir nehmen die Figur ernst, wir nehmen sie 1:1, tauchen in die Figur ein, auch in der Komödie, spielen sie in eigenständigen Geschichten ernsthaft. Insofern ist Travestie für uns auch Abbild. Bitteres und Komisches liegen oft ganz dicht beieinander. Und das ist etwas, was wir lieben. Unsere Spielfilmshows sind mehr als Playback Shows. Aus Szenen verschiedener Filme machen wir eine neue synchronisierte Geschichte mit neuen Plots. Aus hunderten von Filmen liefert uns ein Freund das Tonmaterial, also Synchronfassungen. Daraus bauen wir neue Plots und Geschichten. Das ist unser Geheimnis: Tanz, Spiel und Pantomime sind absolut lippen- und tonsynchron. Wir bringen den Film auf die Bühne, aber anders dargestellt.
Wie kam es zu den O-TonPiraten? Wie haben sie sich gefunden?
1997 haben Chrille Fritz, André Fischer und Jochen Paul zusammen in einem Stück in der UFA-Fabrik in Tempelhof gespielt. Da haben wir ein Stück gemacht, das hieß "Unkraut vergeht nicht". Das war so eine Berliner Sittengeschichte, die ging über ein ganzes Jahrhundert. André war vorher bei einer anderen Playback-Truppe. Jochen war ein Fan von dieser Truppe. Andre und Jochen kamen nun im 'Unkraut' zusammen und Jochen fragte Andre, ob sie nicht wieder so etwas wie diese Play Back Truppe machen wollten. So kam es, dass wir nach anfänglicher Gegenwehr, wir wollten live spielen, 'ja, warum eigentlich nicht?' gesagt haben. Es hat dann ein Jahr gedauert, bis das Ensemble zusammen war, und ein weiteres Jahr, bis die Vorbereitung der ersten Show abgeschlossen war. In den Folgejahren spielten wir dann in der Bar jeder Vernunft, im Quatsch Comedy Club, auf der AIDA, im Hamburger Schmidt Theater, im Kölner Kaiserhof Theater, im Mainzer Forum-Theater unterhaus, im Kreuzberger BKA Theater, im Maxim Gorki Theater, um nur einige Bühnen zu nennen. Unser Stammhaus aber war das Café Theater Schalotte. Hier feierten wir auch unser zehnjähriges Bühnenjubiläum als O‑TonPiraten.
Bei allem Ideenreichtum: habt ihr euch bestimmten Themen besonders verschrieben, gibt es feste Themen für eure Stücke oder gar einen Roten Faden?
Den Roten Faden hält Püppi fest in seiner Pfote. In jeder unserer Shows. Püppi ist unser weiß-blonder Schoßhund mit rotem Halsband. Auf der Bühne. Unter seinem Schutz entwickeln sich unsere Shows nach festen Themen, wie zum Beispiel "Hotel", "Liebe" und "Wasser". Nach Dienstschluss wird Maskottchen Püppi wieder zu einer alten Perücke.
Ihr gebt der Playback-Show eine neue Facette. Und das, obwohl Kritiker meinen, Playback gäbe den Darstellern keine Möglichkeiten. Welche Möglichkeiten sehen die O-TonPiraten?
Zunächst einmal: wir machen Entertainment, keine große Kunst. Wir haben das Playback zu einer neuen Kunstform erhoben. Wir denken daran, das Playback zukünftig ad absurdum zu führen. Und zwar durch Interaktion mit dem Publikum. Allgemein glaubt man nicht, welche Möglichkeiten des unterschiedlichen Spiels im Playback liegen.
Das O-TonArt liegt versteckt in einem Schöneberger Hinterhof. Die O-TonPiraten sind mit dem Kiez verschmolzen. Ist aus dieser Verflechtung für euch ein bestimmtes Anliegen erwachsen?
Wir wollen Grenzen überwinden, Nationalitäten und Generationen miteinander verbinden. André Fischer hat jahrelang in Kinder- und Jugendtheatern gearbeit. Er hat sich zum Sprecher für unser wichtiges Anliegen gemacht. Wir sind nicht zotig, wir arbeiten mit Filmen, die auch für die Kids geeignet sind! Wir bieten Kindern, Jugendlichen und Senioren die kostenlose oder preisgünstige Nutzungsmöglichkeit des Theaters für ihre Projekte, dessen Finanzierung wir sichern. Am 19. September dieses Jahres wird vor dem Alter St.‑Matthäus Kirchhof ein Jetzt‑Zeit‑Märchen als Musical aufgeführt, für das wir noch Rap- und Hip‑Hop‑ambitionierte Jugendliche zwischen 9 und 15 Jahren mit Lust zum Singen und Tanzen suchen!
|
Interview: Arnd Moritz - 2. Mai 2010 ID 00000004616
Theater O-TonArt
Kulmer Straße 20 A
10783 Berlin,
Tel: 030 44 78 08
www.o-tonart.de
www.o-tonpiraten.de
Weitere Infos siehe auch: http://www.o-tonpiraten.de
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
DEBATTEN & PERSONEN
FREIE SZENE
INTERVIEWS
PREMIEREN- KRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
URAUFFÜHRUNGEN
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|