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Kunst | Theater

Ein Matador

und seine

Frauen



Bildquelle: picassos-frauen.de

Bewertung:    



Frauen waren die Quelle seiner Inspiration, Musen, Modelle, Geliebte jeden Alters.

Und so wie seine Malstile sich veränderten, wechselte er seine Lebensabschnittsgefährtinnen.

Blaue Periode, Rosa Periode, Kubismus, Surrealismus, Bildhauerei, Druckgrafik…

Picasso verkörperte wie kein anderer die Kunst des 20. Jahrhunderts.

Er war genauso bekannt und akzeptiert dafür, dass er ein sehr dominantes Verhältnis zu Frauen hatte. Die Frauen fühlten sich geschmeichelt und zum Kunstwerk erhoben; Picasso machte sie somit unsterblich.

Sie schwärmten auch nicht von seiner Gestalt, ihnen hatten es zunächst die Augen Pablos angetan, sein durchdringender Blick, seine sinnliche Kraft, schließlich gab es für ihn nur die Kunst und dann den Sex.

„Am 4. August 1904 war meine erste Nacht mit ihm“, sagt hier und heute Fernande [aus dem Stück Picassos Frauen von Brian McAvera].



„Am 4. August 1904 war meine erste Nacht mit ihm“, gestand Barbara Geiger alias Fernande Olivier in Picassos Frauen | Foto (C) Liane Kampeter


Die Frauen fühlten sich geehrt. Und so hatte er sie wie Trophäen behandelt und geschmückt - seine Frauen. Andererseits war er sparsam, hortete alles. Manchmal musste der ganze Haushalt gewechselt werden, allein weil die Wohnung zu voll geworden war. Dabei ertrug er keine Veränderung, wollte Routine und Aufmerksamkeit. Eva Gouel brachte Ordnung in sein Leben.

So plaudern die Schauspielerinnen intime Geheimnisse aus, obwohl sie in Wirklichkeit nicht Picassos Frauen sind. Aber sie tun es authentisch und überzeugend, mit einer lustvollen Freude und auch herausragendem Wissen und Können. Am Schluss gar erzählt Olga Khoklova [historische Figur aus dem besagten Stück] sehr famos und mit russischem Akzent, dass sie aus einer Adelsfamilie abstamme, Ballerina war und Pablo als erste heiratete. Auch sie litt unter seinem Egoismus, nahm sich selbst zurück, hatte aufgehört zu tanzen.

„Er hatte so viel Wärme in sich, wie eine Kreissäge im Sibirischen Wald.“

So wie der eifersüchtige Picasso die Frauen in seinen Bildern auseinandernahm und neu zusammenfügte, tat er es auch im realen Leben. Oder war es umgekehrt?

Konnten sie ihm das Wasser reichen? Sie schenkten ihm Kinder, starben vor seinen Augen, wurden verheimlicht… Die Arbeit, das Malen war ihm stets das Wichtigste.

Ist es das, was ihn zu so einer Größe werden ließ?

*

Gerade wurde ein neuer Auktionsrekord aufgestellt: 157 Millionen Euro für die Frauen von Algier. Ein unbekannter Käufer hatte zugeschlagen. Wieder eine Trophäe! Weil man sich nun mal keine Goldbarren an die Wand nageln kann, muss es eben ein teures Bild sein. Die Frauen von Algier werden allerdings im Tresor verschwinden. Denn das Phänomen P. ist mehr als nur teuer - es trägt den Nimbus eines Machtmenschen, eines Künstlers, der Frauen und Käufer gleichermaßen in seiner Hand hatte und hat.

*

Picasso nutzte das Medium Fotografie zur Selbstinszenierung, den Spiegel als Kontrolle. Es gibt dieses Foto von 1962 (von seinem Fotografen David Douglas Duncan) - da stellt P. seinen Körper zur Schau, braun gebrannt mit Afghanen Hund und großer weißer Unterhose.

Klein von Statur zwar, doch groß in XXL Feinripp mit Eingriff. Es tat seiner Aura keinen Abbruch.



Picassos Frauen: Die Schauspielerinnen Barbara Geiger (als Fernande Olivier) und Magdalene Artelt (als Eva Gouel) | Foto (C) Liane Kampeter


Als vermeintliche Presseleute können wir am Schluss Fragen stellen, es sind intime Fragen, weil in kleiner Runde. Was man endlich einmal wissen wollte über diesen großen Meister. Und da die Schauspielerinnen lange und intensiv über zehn Jahre recherchiert haben, wäre jede Frage möglich gewesen. Natürlich interessierten Bettgeschichten. Die wurden charmant beiseite geschoben.

Es wäre jedoch interessant zu erfahren, wie die Frauen ihn inspiriert hatten, oft waren sie Spiegel der äußeren Welt. Oder sie gaben den Anstoß zu neuen Farbwelten, grundierten seine Leinwände, öffneten ihm die Tür zum Salon von Gertrude Stein, welche ein erstes Bild von ihm kaufte, damals für 200 Francs; es hat inzwischen einen Wert von 180 Millionen Dollar.

Hier kann man viel erfahren, man muss nur fragen.

Da meldet sich die Urenkelin des bedeutenden russischen Kunstsammlers Schukin zu Wort. Sie sitzt mit ihrem Gatten neben mir und hätte bestimmt einiges zu erzählen. Sie schmunzelt.

Liane Kampeter - 29. Mai 2015
ID 8675
PICASSOS FRAUEN (Deichtorhallen Hamburg, 27.05.2015)
Text: Brian McAvera
Regie: Barbara Geiger
Projektleitung und Öffentlichkeitsarbeit: Dafne-Maria Fiedler
Mit Barbara Geiger und Magdalene Artelt
Weitere Termine: 3. 6. sowie 15./16. 6. (in Berlin)
Im Rahmen der Hamburger Deichtorhallen Ausstellung
Picasso in der Kunst der Gegenwart


Weitere Infos siehe auch: http://www.picassos-frauen.de


Post an Liane Kampeter

http://www.liane-kampeter.de



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