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Die Präsidentinnen in der Werkstatt am Theater Bonn | Foto (C) Thilo Beu
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Bewertung:
Sie ergötzen sich an der übergroßen Liebe Muttergottes, klagen dabei über die noch fehlenden Enkelkinder und leeren in Ermangelung eines erfüllenden Großmutterglückes flugs eine Weinflasche nach der anderen. Dabei wird es laut, manchmal sogar melodiös und gerne auch vulgär, obszön, zotig und grenzüberschreitend enthemmt. Grell geschminkt, mit wilden Frisuren und unförmigen Kostümen verbringen drei Frauen aus einfachen Verhältnissen miteinander einen anfangs recht lebendigen Nachmittag, bei dem zusehends mehr und mehr Druck abgelassen wird.
Birte Schrein als Erna und Ursula Grossenbacher in der Rolle der Grete überzeichnen ihre Figuren mit energisch erhobenen Stimmen bis zum Exzess. Bald schon verhärten sich die Fronten und gipfeln in groben Beleidigungen. Als linkische Furien siedeln sich Erna und Grete auch sprachlich auf einem solch unteren Niveau an, dass einem beim Zuhören ganz bange wird. Wenig zimperlich scheuen sie nicht davor zurück sich Ausdrücke wie „Hur“ beziehungsweise „Betschwester“ oder „Nazi-Weib“ an den Kopf zu werfen, um sich daraufhin am Boden zu kugeln. Nach allerlei Handgreiflichkeiten finden sie dann doch bald wieder zu neuer Contenance und wenig vertrauenserweckender Harmonie. Das Gift der Missgunst lauert weiterhin. Erna und Gretel vertragen sich jedoch vordergründig, insbesondere weil jede eine Zuhörerin braucht, der man die eigenen Wunschträume vom Liebesglück durch einen fürsorglichen, neuen Mann im Leben erzählen kann.
Die Dritte im Bunde ist zugleich auch die jüngste: Mariedl (Lena Geyer) wirkt mit ihrer übertrieben uneigennützig-bescheidenen Art besonders weltfremd. Hier darf man bei der Bonner Inszenierung von Robert Gerloff an der Werkstatt-Bühne den Ekel-Faktor nicht unterschätzen. Erna reihert als Reaktion auf einen ekligen Gesprächsverlauf im großen Bogen über den gesamten Tisch und Boden. Flugs wischt Mariedl den grün schimmernden Auswurf liebevoll mit ihren bloßen Händen wieder weg. Wenig später verspeist Grete genussvoll ein auf den Boden gefallenes Teilchen.
Mariedl ist vielleicht die interessanteste, weil groteskeste der drei Figuren. Sie ist davon überzeugt, dass auch dem Abort eine Heiligkeit zukommt, weil hier ja bekanntlich das Innerste nach außen dringt. Sie träumt davon, dass sie die Kanalisation mit bloßen Händen von einer möglichen Verstopfung befreien kann. Weil sie eine der wenigen ist, die sich für die Reinigung aller Toilettenabflüsse so demütig und hingebungsvoll einsetzen möchten, erhofft sie sich hier große Wertschätzung seitens der lokalen Öffentlichkeit. Bald muss sie erkennen, dass ihre Mitbürger ihr keineswegs nur Dank zukommen lassen könnten, wenn sie selbstlos mit helfender Hand durch die Kanalisation schreitet.
Immer wieder wird einem bei diesem Drama buchstäblich schwarz vor Augen. Die Witze und Dialoge sind oftmals gemein und auf einen Clou oder eine Entwicklung der Charaktere hofft man vergebens.
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Die Präsidentinnen ist ein bitterböses Stück von Werner Schwab, das sich auf fiese Weise über Frauen aus dem Arbeitermilieu und insbesondere Raumpflegerinnen auslässt. In seinem selbst ernannten Fäkaliendrama rechnet der österreichische Dramatiker übrigens, Ausführungen im Programmheft zufolge, mit seiner eigenen Mutter ab, die selbst als Putzfrau arbeitete und religiöse Ambitionen hatte. Obwohl Gerloffs Inszenierung lebendig-dynamisch auch mehrstimmigen Gesang und chorographische Elemente einbaut und die Darstellerinnen sichtlich bewegt agieren, fühlt man sich hier in keinster Weise geistreich unterhalten.
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Die Präsidentinnen in der Werkstatt am Theater Bonn | Foto (C) Thilo Beu
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Ansgar Skoda - 9. Oktober 2017 ID 10306
DIE PRÄSIDENTINNEN (Werkstatt, 06.10.2017)
Regie: Robert Gerloff
Ausstattung: Gabriela Neubauer
Musik: Cornelius Borgolte
Licht: Lothar Krüger
Dramaturgie: Elisa Hempel
Besetzung:
Erna … Birte Schrein
Grete … Ursula Grossenbacher
Mariedl … Lena Geyer
Premiere am Theater Bonn: 6. Oktober 2017
Weitere Termine: 10., 13., 18., 25. + 27.10. / 02., 09., 16., 24.11.2017
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-bonn.de
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