Die Verwirrungen
des Zöglings
Alev
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Maike Jüttendönk als Ada in Spieltrieb am Theater Bonn | Foto (C) Thilo Beu
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Bewertung:
„Werben sie bei den Mitschülern nicht mit meiner Teilnahme. Denn ich bin Randgruppe“, erklärt Ada ihrem Lehrer Smutek bestimmt. Er möchte die beinahe schon erschreckend getriebene Joggerin für eine neugegründete Leichtathletik-Gruppe gewinnen. Doch die talentierte Ada scheint sich selbst genug, denn sie beehrt höchst selten Gemeinschaftsprojekte mit ihrer Gegenwart. Erst als Alev neu an die Schule kommt, blüht Interesse in Ada für ein mögliches Gegenüber auf, und es scheinen sich Zwei gefunden zu haben. Die Beiden - selbstbewusst, besserwisserisch, neugierig und eitel - überfordern bei einem Klassenausflug ihre Lehrer, die sie abschätzig überlegen auch „Verlierer“ nennen. Von dem eigenen Können überzeugt, langweilt sie der Unterricht schnell. Alev möchte die gemeinsame, schier unbändige Energie für ein Experiment bündeln. Ada hofft, ihrem neuen Freund durch ihr Mitmachen näher zu kommen.
Die von Regisseurin Laura Linnenbaum und Dramaturgin Johanna Vater für die Bühne bearbeitete, etwa 100minütige Adaptation von Juli Zehs Erfolgsroman Spieltrieb (2004) besticht zunächst durch Valentin Baumeisters schlichtes, aber intelligentes Bühnenbild. Ein zentral platziertes Wandelement findet mehrfach überraschende Verwendung. Ada und später auch andere Figuren kreisen, mehrere Runden joggend, um eine Wand. Auf diese wird später ein Bild von Alev projiziert, das Ada fasziniert mit ihrer Hand berührt [s. Foto unten]. Dann wird die weiterhin im Zentrum der Bühne platzierte Wand zerteilt. Obere Wandteile werden entfernt. Es eröffnet sich ein darunterliegender, großräumiger Kasten. Auf selbigem bewegen sich die Figuren fortan und brechen mitunter ein, etwa bei unvorsichtig gesetzten Bewegungen oder Schritten.
Die jungen, attraktiven Darsteller Maike Jüttendonk als Ada und Manuel Zschunke als Alev verkörpern mit gekonnter Coolness den unkontrollierbaren Ehrgeiz der beiden Hauptfiguren, das Leid anderer Menschen lenken zu wollen, sie zu erpressen und so "gottgleich"-schöpferisch tätig zu werden. Ihre neugierige Annäherung aneinander hat anfangs spannende, elektrisierende Momente. Doch bald werden in ihren Dialogen Juli Zehs philosophisch komplexe und anspielungsreiche Gedankengänge zu langatmig und unglaubwürdig. Insbesondere das psychopathische Machtspiel von Alev scheint schließlich arg vorhersehbar. Jüttendonk hat hier sichtlich die deutlich dankbarere Rolle, wenn sie sich entwickeln und am Ende alleine eine Pointe in einer abschließenden Ansprache vor dem Publikum setzen kann. Benjamin Grüter gibt einen weitestgehend schlichten, gewissenhaften und schwerfälligen Smutek, der überrumpelt zum Opfer eines erpresserischen Verführungsspiels seiner Schüler wird, ohne selbst jegliches masochistische Gefallen an seiner Rolle zu finden. Erwähnt sei schließlich noch Ursula Grossenbachers charismatische Darstellung der schlagfertigen Lehrerin Höfi, die Alev und Ada lebensklug-hellsichtig erst in ihre Schranken weisend Paroli bietet, um dann viel zu früh das Zeitliche zu segnen. Im Zentrum der Romanhandlung stehende Sexszenen werden weitestgehend verhüllt nachgespielt und ähneln eher Turnübungen. So sei Laura Linnenbaums insgesamt durchwachsene Inszenierung insbesondere auch für Schulvorstellungen mit minderjährigen, hochbegabten oder schwer erziehbaren Eleven empfohlen, etwa um das Diskussionspotential zu erproben, das Roman und Inszenierung in punkto Rollenhierarchien im Schulwesen oder Missbrauch von Videoaufnahmen bieten.
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Maike Jüttendonk als Ada und Manuel Zschunke als Alev in Spieltrieb am Theater Bonn | Foto (C) Thilo Beu
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Ansgar Skoda - 30. September 2015 ID 8902
SPIELTRIEB (Werkstatt im Theater Bonn, 23.09.2015)
Regie: Laura Linnenbaum
Bühne, Kostüme: Valentin Baumeister
Licht: Lothar Krüger
Dramaturgie: Johanna Vater
Besetzung:
Ada ... Maike Jüttendonk
Alev … Manuel Zschunke
Smutek … Benjamin Grüter
Höfi … Ursula Grossenbacher
Premiere war am 23. September 2015
Weitere Termine: 9., 14., 18. + 23. 10./ 6., 21., 25. + 28. 11. 2015
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-bonn.de/
Post an Ansgar Skoda
http://www.ansgar-skoda.de
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