Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 6

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Repertoire

Machtspiel-

Ping-Pong



Urs Fabian Wininger und Marion Elskis in Yasmina Rezas Drei Mal Leben | (C) Vaganten Bühne

Bewertung:    



Plüschquader säumen die Bühne. Sie deuten improvisiert wirkend einen gemütlichen Wohnbereich an. Sonja (Hannah von Peinen) sitzt hier im Nachthemd und streitet sich mit dem hinzukommenden Henri (Urs Fabian Winiger) über die richtige Erziehungsmethode für den gemeinsamen Sohn Arthur. Dieser möchte nach dem Zähneputzen und Zubettgehen einfach nicht einschlafen und quengelt. Arthurs weinerliche Stimme (Anton Riegel) vernimmt der Zuschauer deutlich aus dem Off. Der scheinbar harmlose Konflikt veranschaulicht unterschiedliche Lebenseinstellungen und Erziehungsmethoden. Während Sonja den Wünschen ihres Sohnes nach Keksen und Aufmerksamkeit nicht nachgeben möchte, ist es Henri ein Anliegen diese zu erfüllen und dadurch eine familiäre Harmonie herzustellen. Sonja möchte noch Arbeiten erledigen und gibt schließlich klein bei. Da klingelt es an der Tür. Hubert (Stefan Mehren), ein Vorgesetzter Henris, und dessen Frau Ines (Marion Elskis) begrüßen die beiden feierlich. Sonja und Henri rechneten mit dem Besuch erst am folgenden Tag. Sie ärgern sich etwas, da sie den Gästen nichts Besonderes anbieten können. Sie versuchen sich noch notdürftig zurecht zu machen und servieren dann schließlich die Chips und Kekse, nach denen es bereits ihrem Sohn verlangt.

Zwei Paare mittleren Alters treffen aufeinander. Rollenmuster und unterschiedliche Lebenseinstellungen in den Paarkonstellationen werden deutlich. Das Zusammentreffen nimmt einen unvorhergesehenen Verlauf. Die völlig unspektakulär beginnende Dynamik der Figurenkonstellation in Yasmina Rezas Drei Mal Leben (2000) erinnert sehr an ihr wohl bekanntestes Drama Der Gott des Gemetzels (2006). Auch hier geht es um Machtspiele zwischen zwei Paaren und innerhalb der jeweiligen Partnerschaften. Grenzen der Liebesbeziehungen werden aufgeweicht und überschritten, Allianzen gewechselt, die jeweiligen Partner vorgeführt und Reaktionen abgewartet. Doch in Der Gott des Gemetzels ist die Figurendynamik pointierter, überspitzter und konzentrierter. Drei Mal Leben wirkt hingegen vom Plot her unentschlossener und weniger stringent, da Yasmina Reza hier die Grundkonstellation des abendlichen Aufeinandertreffens dreimal variiert. Der Besuch wird an der Berliner Vaganten Bühne also dreimal mit leichten Änderungen in der Ausgangslage vorgeführt, und die gesamte Vorführung dauert dann kurzweilige 75 Minuten.

Was wäre, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte? Welche Zusammenhänge würden gleich bleiben; welche sich ändern? Für den Zuschauer erscheint es ein bisschen ermüdend dreimal die gleiche Geschichte mit ähnlichen Wendungen vorgeführt zu bekommen. Die Absicht und der Nutzen vom zweiten und dritten Teil erschließen sich nicht ganz. Die Figurenkonstellation und ihr innewohnende Rollenmuster wie etwa Unterwürfigkeit variieren in jeweiligen Alternativverläufen etwas. Mal singen Sonja und Ines leidenschaftlich die Titelmelodie von Heidi mit, die aus Arthurs Kinderzimmer ertönt. Ein anderes Mal unterhalten sie sich während des abgespielten Schlagers für Kinder enthusiastisch über die Zeichentrickserie. Die Figuren geben in den einzelnen Verläufen unterschiedlich viel von sich preis und zeigen sich mit unterschiedlicher Intensität. Mal ist Henri von der Neuigkeit schockiert, die ihm Hubert beibringt. Mal weiß er sie bereits und hält eine überraschende Lösung parat. Leider lässt eine wirklich befriedigende und originelle Schlusspointe auf sich warten. Denn auch das Ende des dritten und letzten Teils wartet nicht mit einer verbindenden Sinnstiftung für die drei unterschiedlichen Teile auf. Nichtsdestotrotz bietet Bettina Rehms Adaptation ein gut aufgelegtes Ensemble und abwechslungsreiches, leidenschaftliches und solides Schauspiel.



Hannah von Peinen, Urs Fabian Winiger, Stefan Mehren und Marion Elskis in Yasmina Rezas Drei Mal Leben an der Vaganten Bühne Berlin | (C) Vaganten Bühne

Ansgar Skoda - 7. Mai 2017
ID 10018
DREI MAL LEBEN (Vaganten Bühne Berlin, 29.04.2017)
Regie: Bettina Rehm
Ausstattung: Julia Hattstein
Technische Leitung: Benjamin Laber
Besetzung:
Ines … Marion Elskis
Sonja … Hannah von Peinen
Henri … Urs Fabian Winiger
Hubert … Stefan Mehren
Arthur … gesprochen von Anton Riegel
Premiere war am 20. März 2015.
Weitere Termine: 08., 09.05./ 08.-10.06. / 01., 02.07.2017


Weitere Infos siehe auch: http://www.vaganten.de


Post an Ansgar Skoda

skoda-webservice.de



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:





THEATER Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

DEBATTEN
& PERSONEN

FREIE SZENE

INTERVIEWS

PREMIEREN-
KRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski

URAUFFÜHRUNGEN


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)