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1. Mai 2014 - theater 89

BERLIN, PUTLITZQUELLE

Kehraus & Maibowle


Mein langjähriger Freund Jörg Mihan wirkte - seit dem Anbeginn - als Hausdramaturg des sich nun aus Berlin verabschiedenden theater 89, einem der ersten und wohl damals einzigen professionellen Off-Theater aus dem Ostteil der Hauptstadt, das von Hans-Joachim Frank noch vor der sog. Wende, im Mai 1989, gegründet worden war.

Sage und schreibe 55 Uraufführungen (!) fielen seither im theater 89 an; 110 Premieren gab es. "Das Konzept selten gespielter und neuer Autoren führte zu überraschenden Entdeckungen und Begegnungen von Stoffen und Stücken, Schauspielern und Zuschauern. Ihnen, ihrem Interesse, ihrer Neugier, ihrer Treue gilt besonderer Dank." So steht es auf dem höchstwahrscheinlich letzten der Besetzungszettel für Berlin - gestern (am 1. Mai) zur Hand genommen.

Und nun hört es also, dem Vernehmen nach, wohl erst mal auf hier in Berlin zu spielen; Hauptgrund ist, dass keine Fördergelder mehr für es bereitgestellt werden - ja, der Senat schüttet und schüttete da eher für die mehr und mehr gefräßiger werdenden "Grundbedürfnisse" der hauptstädtischen Hochkultur sein Steuersäckel aus; die Freie Szene muss sich also, in teils unwürdigen Konkurrenzkämpfen, um übrig bleibende Almosen raufen; viele gehen oder gingen da schon schmälich baden. Derart geht es zu im kulturell so überfütterten Berlin, jaja!

"Weiter geht's im Land Brandenburg - wer will, zieht mit", muntern sich die Gefährten gegenseitig auf...



Spiel mit verteilten Rollen - der Theatergründer Hans-Joachim Frank und sein Hausdramaturg Jörg Mihan (re.) | Foto (C) KULTURA-EXTRA


Der hundsgemeine Zufall wollte es, dass Jörg (mein langjähriger Freund) den Anfang seines wohl verdienten Ruhestands nun ausgerechnet mit dem Zeitpunkt jenes allgemeinen Auflösungsbestrebens der besagten Einrichtung zu paaren wusste und - womöglich ganz im Gegensatz zu "all den Anderen" um ihn herum - die Angelegenheit daher etwas gelassener betrachtete; ein Schnitt, mehr nicht:

Ein Ende und ein neuer Anfang. Wie im wahren Leben halt! Natürlich wirds ein Weiter geben - über's Was & Wann & Wie kann man dann allerdings erst etwas (weiter) sagen, wenn es irgendwann und irgendwie geschähe oder gar geschehen sein wird.

Futur I und Futur II.


* * *


"Kehraus & Maibowle" war jetzt das angesagte Motto:

Nachmittags gab es die schöne Sommer-Inszenierung aus dem Vorjahr - Rheinsberg nach der gleichnamigen Erzählung Kurt Tucholskys.



Christian Natter und Laila Maria Witt in dem Rheinsberg-Stück nach Kurt Tucholsky - Foto (C) theater89


Abends dann die Voraufführung Berlin, Putlitzquelle (die Premiere ist am 3. Mai).

Ein Happening mit losen Liedern, losen Spielszenen und losen Texten. Viel, viel, viel Ostalgisches - meist selbstironisch und auch anrührend zu der Gemeinde Publikum gestreut.

Sehr großer Andrang - brechend voller Saal. Auch Hochhuth, Linzer war'n von mir unter den Anwesenden identifiziert gewesen; Ehrengäste oder so.

Am Schluss konnte man viele unterdrückte Tränen ahnen, als man sang "Wer wird denn weinen, wenn man auseinander geht" etc. pp.

Ach, wird schon!!



Gruppenbild aus Berlin, Putlitzquelle - Foto (C) theater89


Andre Sokolowski - 2. Mai 2014
ID 7794
RHEINSBERG / BERLIN, PUTLITZQUELLE (theater 89, 01.05.2014)

Rheinsberg

Regie: Hans-Joachim Frank
Bühne und Kostüme: Annette Braun
Dramaturgie: Jörg Mihan
Mit: Caroline Klütsch, Hans-Joachim Frank, Bernhard Geffke, Christian Natter und Sebastian Tyroller (Gitarre)
Songs von Kurt Tucholsky , Frank Wedekind, Friedrich Hollaender und Stephan Remmler
Premiere war im Sommer 2013
Letzter Termin: 27. 6. 2014 (am Flugplatz Fläming Air)

Berlin, Putlitzquelle (UA)
Leitung: Klaus Noack
Dramaturgie: Jörg Mihan
Es spielen und singen: Angelika Böttiger, Charlotte Budde, Angelika Perdelwitz, Tabea Wollner, Johannes Achtelik, Bernhard Geffke und Reinhard Scheunemann
Voraufführung war am 1. Mai 2014
Premiere: 3. Mai 2014
Weitere Termine: 10., 17., 24., 31. 5. / 7. 6. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater89.de


http://www.andre-sokolowski.de



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