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SÃO PAULO COMPANHIA DE DANÇA

in Köln (Oper am Dom)


Peekaboo von Marco Goecke mit der São Paulo Compania de Dança, die in der Kölner Oper am Dom gastierte - Foto (C) Marcela Benvegnu

Bewertung:    



Noch keine sechs Jahre jung ist die São Paulo Companhia de Dança, das 2008 vom Kulturministerium des brasilianischen Bundesstaates São Paulo gegründete Ballett-Ensemble, das nunmehr in Köln (konkret in der Oper am Dom) Station machte und dort doch ziemlich stark bejubelt worden war.

Die jungen Tänzerinnen und Tänzer kamen mit drei "europäischen" Stücken; die Company lädt immer wieder Choreografen aus dem alten Kontinent zu sich nach São Paulo ein, um Neuestes in puncto Tanztheater kennenzulernen, zu verinnerlichen und/oder bloß mal auszuprobieren. Namen wie z.B. Marco Goecke, Nacho Duato, William Forsythe klingen in der Tat allzu verführerisch, um unvertanzt zu bleiben... Die drei vorgestellten Resultate gaben dann auch einen vielfältigen Querschnitt des von Companychefin Inês Bogéa initialisierten Schnupperkurses, den die Brasilianer konsequent und ehrgeizig betrieben und betreiben...

Peekaboo (von Goecke) hatte schon in Wolfsburg seine sog. Weltpremiere. In dem Stück , das das Programmheft äußerst kompliziert erklärt, spielen paar englische Melonen, also diese merkwürdigen Very-britisch-Hüte, scheinbar eine Schlüsselrolle. Ja, man hat sie auf, man setzt sie ab, man blinzelt hinter ihnen ab und zu hervor; und schließlich fangen sie gar wie von selbst an sich auf leerer Bühne hin/her zu bewegen - Zuschauer ganz hinten hätten denken können, dass da plötzlich kleine Mäuse irgendeinen Ausweg suchten oder so... Auch wurde viel, sehr viel (zu viel!!) mit Händen und mit Fingern rumgestikuliert, dass letztlich nicht mehr klar war, ob es Tanz oder "bloß" Pantomime war.

In dem Gnawa-Stück (von Duato) ging es irgendwie um Mystisches oder Naturmystisches; permanent waren so Urwaldlaute und -geräusche zu vernehmen; und die Truppe trug vereinzelt Kerzenlicht vor ihren Körpern her. Ammanda Rosa & Nielson Souza ragten dann als "Haupt-Paar" dieser mystischen oder naturmystischen Szene(n) raus. Das sah sehr, sehr ästhetisch aus und barg doch einen allzu fetten Altzopf in sich, dass man es im Ganzen hätte neu oder modern bezeichnen wollen - - wir [Berliner] fürchten irgendwie, dass in dem Stil dann das von Duato ab der nächsten Spielzeit chefbetreute Staatsballett Berlin zu Gange gehen könnte; bloß nicht!!

in the middle, somewhat elevated (von Forsythe) wäre, wie es im Programmheft stand, bereits in 1987 in Paris uraufgeführt gewesen - ein Klassiker also! "Das Stück basiert auf der Wahrnehmung von Geschwindigkeit - schnell und langsam." Der britische Star-Choreograf hätte in ihm eine Phase kreiert, "welche im Körper jedes einzelnen Tänzers entsteht, sich entwickelt und verändert. Eine Tänzerin tanzt das Eröffnungsthema und treibt die anderen Tänzer nach und nach an, bis mit sechs Frauen und drei Männern alle neun Tänzer involviert sind." (Quelle: Programmheft) / Da muss man freilich Insider bzw. selber Tänzer sein, um derartige Kopfgeburten, wie sie sich im Schriftlichen vermitteln, nachvollzieh'n zu können; mit andern Worten ausgedrückt: Ich passe.

Dennoch: Sympathische Truppe.




Gnawa von Nacho Duato mit der São Paulo Compania de Dança, die in der Kölner Oper am Dom gastierte - Foto (C) Paula Caldas


Andre Sokolowski - 15. Juli 2014
ID 7960
SÃO PAULO COMPANHIA DE DANÇA (Oper am Dom, 11.07.2014)
Marco Goecke: Peekaboo
Nacho Duato: Gnawa
William Forsythe: in the middle, somewhat elevated
Gastspiel an der Oper Köln


Weitere Infos siehe auch: http://www.operkoeln.com


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de




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