Lars Eidinger
im März
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Lars Eidinger ist Richard III. in der Schaubühne am Lehniner Platz - Foto (C) Arno Declair
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Bewertung:
Ausnahme-Akteur Lars Eidinger spielte und spielt in diesem Monat [März 2015] gleich 14mal (!) in der Berliner Schaubühne - das ist sein "Stammhaus". Als Tartuffe [21. + 22. 3.] und Hamlet [14. + 15. 3.] hatten wir ihn hier bereits erlebt. Jetzt [gestern] holten wir Richard III. nach, den er dann noch in dieser Spielzeit an zehn Folgeabenden [Termine s.u.] geben wird. Der Junge scheint belastbar, ohne jede Frage - - unsereiner würde sich bei halbwegs minimalerer Beanspruchung, nur zum Vergleich, in einer Burnout-Falle zu verheddern drohen. Doch der Lars treibt, wie man aus der von uns live begutachteten ganzheitlichen Körperdarstellung durch ihn schlussfolgern wollte, sicherlich ausreichend Sport; und also bräuchten wir uns keine großen Sorge um ihn machen...
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"Richard ist hässlich. Eine Frühgeburt, missgestaltet, humpelnd, bucklig, ein Krüppel", führt uns schaubuehne.de durch jene Aufzählung der üblichen Klischees in Shakespeares Königsdrama, insbesondere in dessen Hauptrolle (Richard III.) ein.
Frank Castorf - der im letzten Jahr die Jahnn'sche Riesen-Adaption um jenen Typen [Die Krönung Richards III.] an der Wiener Burg in Szene setzte - wollte sich den nachstehenden Schlenker Richtung Shakespeare/Zeitgeist nicht verkneifen, wenn er produktionsintern verlauten ließ: "Der shakespearesche Richard ist reine Tudor-Ideologie. Da wird jemand in der Geschichtsschreibung, die erst 10 bis 20 Jahre nach seinem Tod einsetzt, folgendermaßen beschrieben: Zwei Jahre lag er im Mutterleib, dann ist er mit schulterlangen Haaren und mit Zähnen auf die Welt gekommen. Das ist der reale Richard in der Geschichtsschreibung der Siegerideologen. Wenn man diese Beschreibung im Kopf hat, ist es interessant, wie mit Geschichte umgegangen wird." (Quelle: burgtheater.at) Ja und weswegen er, wahrscheinlich, mit dem Shakespeare-Richard auch in Zukunft wenig oder nichts anzubeginnen in der Lage wäre - - ganz im Gegensatz zu Thomas Ostermeier:
Dieser billigte dem Shakespeare-Richard eine innewohnende Verführungskraft mit einer "hemmungslos zielgerichteten, lustvoll zur Schau gestellten Amoralität" (Quelle: schaubuehne.de) zu und zwang ihn aktuell in die dem Elisabethanischen Theater nachempfundenen Bühnenbretter von Jan Pappelbaum und ins Kostümwerk von Florence von Gerkan.
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Lars (als Richard) muss - wie schon beim Hamlet - nachgedichtetes Wortgut von Shakespeareübersetzer Marius von Meyenburg aufsagen; so vom Hören her machte sich dessen Sprache ziemlich gut. Gleich nach dem schönen, großen Auftaktsmonolog wurde uns allzu klar, warum das Stück auch heute noch zu Aufführungen taugt: "Sei nicht so böse", lesen wir die weiße Schrift auf schwarzem Grund (Programmheft) und könn(t)en sowohl im Voraus wie im Nachhinein bestätigen: Wenn's mal so einfach wäre...
Jedenfalls hatte das personifizierte Böse, was da Lars hautnah zu uns herübertransportierte, ausgerechnet dann durch ihn eine Portion von Ironie und Charme hinzugewonnen, dass wir letztlich nur noch staunen konnten über es und ihn!!
Genial serviert.
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Lars Eidinger ist Richard III. in der Schaubühne am Lehniner Platz - Foto (C) Arno Declair
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Andre Sokolowski - 14. März 2015 ID 8498
RICHARD III. (Schaubühne am Lehniner Platz, 13.03.2015)
Regie: Thomas Ostermeier
Bühne: Jan Pappelbaum
Kostüme: Florence von Gerkan
Mitarbeit Kostüme: Ralf Tristan Scezsny
Musik: Nils Ostendorf
Video: Sébastien Dupouey
Dramaturgie: Florian Borchmeyer
Licht: Erich Schneider
Puppenbau: Ingo Mewes und Karin Tiefensee
Puppentraining: Susanne Claus und Dorothee Metz
Kampfchoreographie: René Lay
Besetzung:
Richard III. ... Lars Eidinger
Buckingham ... Moritz Gottwald
Elizabeth ... Eva Meckbach
Lady Anne ... Jenny König
Hastings, Brakenbury, Ratcliff ... Sebastian Schwarz
Catesby, Margaret, Erster Mörder ... Robert Beyer
Edward, Bürgermeister, Zweiter Mörder ... Thomas Bading
Clarence, Dorset, Stanley, Prinz v. Wales (als Puppe) ... Christoph Gawenda
Rivers, York (als Puppe) ... Laurenz Laufenberg
Schlagzeuger: Thomas Witte
Premiere war am 7. Februar 2015
Weitere Termine: 16., 17., 23., 30., 31. 3. / 1., 3., 4., 6., 7. 4. 2015
Weitere Infos siehe auch: http://www.schaubuehne.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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