Leben,
Luft und
Liebe
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Bewertung:
"Ein Märtyrer ist jemand, der sich für seine Sache opfert. Ein Held ist jemand, der im Kampf für seine Sache stirbt. Menschliche Fackeln, Menschen, die sich zur Waffe machen, Widerständler, die sich keiner Folter, keiner Todesdrohung beugen, bevölkern die mediale Welt. Jeder von ihnen ist eine Geschichte. Und diese Geschichten wollen erzählt werden. Oft geschehen sie sogar, um erzählt zu werden. Sie wollen sichtbar, wollen Beispiel sein. Und wie sie bewertet werden, ob als terroristischer Akt, fehlgeleiteter Extremismus oder große Heldentat scheint oft nur eine Frage der Perspektive.
Der Mensch ist das einzige Tier, das Sinn über Selbsterhaltung stellt. Während die Evolution alles Leben auf der Erde auf Überleben und Fortpflanzung programmiert hat, fragt das mutmaßlich intelligenteste dieser Tiere nach dem 'Wofür'. Ein Leben ohne Sinn erscheint wertlos, ein Sinn unter bestimmten Umständen mehr wert als das nackte Überleben. Für das Projekt 100 Sekunden haben Christopher Rüping und sein Ensemble Geschichten von Menschen zusammengestellt und zusammengeschrieben, die einen Sinn über ihr Leben stellen oder gestellt haben, die bereit sind oder waren, für etwas zu sterben – wahre Geschichten und erfundene, literarische Vorbilder und urbane Legenden. Jede dieser Geschichten bekommt 100 Sekunden Zeit, erzählt oder gespielt zu werden. Dann ist die Deadline erreicht."
(Quelle: deutschestheater.de)
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Und so haut uns DT-Kammerspielbesuchern, die wir zwei geschlag'ne Stunden auf diversen als wie fest verschraubten Stühlen auf der Bühne neugierig verweilen müssen, das Ideenteam der Produktion 100 Sekunden (wofür leben) nacheinander zig konkrete "Fälle" um die Ohren - von der Bibel bis zum Facebook - und erhofft tatsächlich, dass "sie" uns dann irgendwie emotional erreichen - - aber, liebe Freunde (John von Düffel, Dramaturg / Christopher Rüping, Regisseur), wie sollte das bloß funktionieren, wenn ihr uns nicht mehr als bloß hundert Sekunden pro zitiertem "Fall" zur inner'n Einkehr gönntet?!
Immerhin darf man - damit der Sinnlichkeitsfaktor zum Greifen kommt - sehr schöne Nahsichten der mitgewirkt habenden vier AkteurInnen erleben und genießen: Katharina Matz (Die Heilige Johanna beispielsweise), Michael Goldberg (Magda Goebbels beispielsweise) und Camill Jammal & Wiebke Mollenhauer (Kent & Barbie beispielsweise). Ihren Stimmen mit den maßlos vielen wikipediahaften Kurztexten gelauscht zu haben - das allein hat sich, rein menschlich, schon gelohnt...
Zudem singen die beiden JungschauspielerInnen eine wunderbare Liedweise, die Camill Jammal (der auch gut Klavier zu spielen weiß) zum Anlass komponiert hat!!
Wenn man jetzt ein nacktes Fazit ziehen sollte, müsste man behaupten, dass die engagiert scheinende Angelegenheit doch irgendwie (rein künstlerisch) versemmelt worden ist.
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100 Sekunden (wofür leben) am DT Berlin | Foto (C) Arno Declair
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Andre Sokolowski - 14. April 2016 ID 9254
100 SEKUNDEN (WOFÜR LEBEN) | Kammerspiele, 13.04.2016
Eine Versuchsanordnung
Regie: Christopher Rüping
Kostüme: Anna Maria Schories
Bühne: Anne Ehrlich
Musik: Camill Jammal
Dramaturgie: John von Düffel
Mit: Michael Goldberg, Camill Jammal, Katharina Matz und Wiebke Mollenhauer
Uraufführung am Deutschen Theater Berlin war am 18. Oktober 2015
Weitere Termine: 15. 4. / 27. 5. 2016
Weitere Infos siehe auch: http://www.deutschestheater.de
http://www.andre-sokolowski.de
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